• 06.09.2014 09:42

  • von Norman Fischer & Dominik Sharaf

Auch Alonso fing mal hinten an: Lieber fahren als zuschauen

Fernando Alonso fand sein Lehrjahr bei Minardi trotz einer punktelosen Saison hilfreich und hält sowieso mehr davon, zu fahren, anstatt in der Garage zu stehen

(Motorsport-Total.com) - Mit den Jungs von Caterham oder Marussia würde sicherlich kein aktueller Formel-1-Pilot tauschen wollen. Mit den Boliden der Hinterbänkler fährt man meist nur darum, nicht Letzter zu werden und hat nur bei außergewöhnlichen Umständen die Chance auf Punkte. Viele Fahrer schließen daher einen Einsatz in einem absoluten Hinterbänklerteam von vornherein kategorisch aus, dabei kann auch ein solches Cockpit ein Sprungbrett für eine gute Karriere sein.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso vor seinem allerersten Formel-1-Rennen für Minardi Zoom

Bewiesen hat das Fernando Alonso, der 2001 aus der Formel 3000 in die Formel 1 kam - nach gerade einmal zwei Jahren im Formelsport. Der Spanier wurde von seinem Manager Flavio Briatore bei Minardi geparkt, wo er an der Seite von Tarso Marques sein Können unter Beweis stellen sollte. Doch die Bilanz liest sich eigentlich nicht wie die eines kommenden Weltmeisters: Nach 17 Saisonrennen hatte Alonso keinen einzigen Zähler einfahren können und lag als 23. in der WM-Wertung sogar hinter seinem Teamkollegen.

Aber selbst Zahlen können einmal lügen. Alonso deklassierte im Qualifying seinen Teamkollegen in aller Regelmäßigkeit und stellte den nicht konkurrenzfähigen Boliden auf Startpositionen, auf die er eigentlich nicht gehörte. Seine beste Rennplatzierung (10. am Hockenheimring) reichte allerdings nicht aus, um zwei neunte Plätze von Marques bei Chaosrennen (bei denen Alonso jeweils ausfiel) zu überbieten.

Trotz der punktelosen Saison empfahl sich Alonso für höhere Aufgaben und wechselte zu Renault. Dass er eine Saison in einem Hinterbänklerteam verbracht hat, hat ihm im Nachhinein nicht geschadet. "Solange man fährt und im Grid steht, ist es gut", erzählt er rückblickend. "Okay, man kann nicht die Resultate liefern, die man gerne hätte, und man kann auch nicht um die Spitzenplätze kämpfen, aber zumindest fährt man."

Fernando Alonso

Mit dem Minardi konnte der Spanier nichts gewinnen, aber sein Talent zeigen Zoom

Deswegen fand er das Jahr bei Minardi auch viel besser als das darauffolgende Jahr bei Renault. Dort musste Alonso als Testpilot nämlich von außen mit anschauen, wie Jenson Button und Jarno Trulli im Renneinsatz waren. "Das war schlimmer", sagt er. "Wenn man die Rennen nur vor dem Fernseher in der Garage verfolgt, das ist härter." Und mittlerweile ist man als Testpilot sowieso viel eingeschränkter und kommt im Zweifel kaum zum Fahren.

Dass ein Einstieg bei einem Hinterbänkler keine schlechte Idee sein muss, haben neben Alonso beispielsweise auch Daniel Ricciardo (2012 HRT) oder Mark Webber (2002 Minardi) gezeigt. Marussia-Pilot Jules Bianchi könnte der nächste Pilot sein, der den Sprung vom Hinterfeld zu einem Topteam schafft, auch wenn er bereits zuvor die Unterstützung von Ferrari genoss.