Arrows muss FIA schriftliche Stellungnahme abgeben
Langsam aber sicher scheint dem Motorsportweltverband FIA der Geduldsfaden zu reißen ? eine harte Strafe steht im Raum
(Motorsport-Total.com) - Am späten Samstagabend machten sich die Arrows-Trucks auf den Heimweg nach England. Die Reise an die Rennstrecke war wieder einmal umsonst gewesen. In Silverstone fuhr man immerhin noch die Qualifikation und das Rennen, in Magny-Cours dann allerdings nur zwölf absichtlich langsame Runden im Qualifying, so dass man sich nicht qualifizierte. Es folgte nach einer Verwarnung der FIA ein komplett bestrittenes Rennwochenende in Hockenheim. Doch der Druck schien etwas nachgelassen zu haben und so reiste man erst gar nicht nach Ungarn.

© Arrows
Auch in Spa wurde die Arrows-Box umsonst eingerichtet
Noch am Mittwoch hieß es, dass man in Belgien fahren wird, doch am Freitagabend gab das Team in Spa-Francorchamps bekannt, dass die Kaufverträge nicht rechtzeitig fertig wurden, da man schlichtweg nicht mit dem "Papierkrieg" fertig wurde. Insider vermuten, dass die Anwälte beim Durchforsten der Geschäftsbücher des Teams immer wieder auf Fallstricke stoßen, die es in mühsamer Detailarbeit aus der Welt zu schaffen gilt. Und das kann noch dauern.
Dass das Arrows-Team überhaupt nach Belgien anreiste, kann mehrere Gründe haben. Vielleicht dachte Teamchef Tom Walkinshaw wirklich, dass man das Team rechtzeitig verkaufen kann, es ist aber auch denkbar, dass er nur deshalb seine Mannschaft in die Ardennen schickte, um ein komplettes Fernbleiben wie in Budapest zu vermeiden. So hat er vielleicht eher die Möglichkeit, auf "höhere Gewalt" zu plädieren, was die Zukunft des Teams in Form der Formel-1-Lizenz retten könnte.
Nach dem erneuten Possenspiel hat der Motorsportweltverband FIA nun vom Arrows-Team eine schriftliche Erklärung für die Vorkommnisse verlangt: "Wir haben Arrows um eine detaillierte Erklärung über ihren momentanen Gesundheitszustand erbeten, danach wird in den nächsten paar Wochen eine Entscheidung gefällt", wird ein Sprecher der FIA in der britischen Presse zitiert. "Eine Strafe kann von einer einfachen Strafe bis hin zur Verbannung aus der Formel 1 gehen."
Doch Formel-1-Insider glauben, dass das Arrows-Team seine Spielchen weitertreiben darf, so lange auch nur der kleinste Hoffnungsschimmer besteht, dass das Team überleben kann. Die Formel 1 kann es sich nicht leisten, nach Prost innerhalb von einem Jahr ein weiteres Team zu verlieren. Eine Andeutung auf eine möglicherweise relativ harmlose Handhabung des Falles Arrows gibt der FIA-Sprecher: "Bevor wir eine Entscheidung fällen werden, müssen wir die große Anzahl an Leuten in Betracht ziehen, die im Team angestellt sind."
Sobald das mit 100 Millionen Euro verschuldete Team als zahlungsunfähig erklärt wird, muss die FIA dem Team die Formel-1-Lizenz entziehen. Damit wäre das Team schlagartig viel weniger Wert, da Neueinsteiger eine Sicherheitszahlung hinterlegen müssen und auch alle Anrechte auf die Einnahmen aus dem Verkauf der Fernsehrechte verlieren würden. Laut Reglement hätte man die Lizenz schon längst einziehen können, da laut dem Concorde Agreement sich jedes Team verpflichtet, an allen Rennen der Saison teilzunehmen. Ausnahme bleibt der in den letzten Tagen oft gebrauchte Begriff "höhere Gewalt".

