"Antike Harley-Davidsons" nichts für die Formel 1
Die technischen Verantwortlichen von Ferrari, Sauber, McLaren-Mercedes, Williams und Red Bull über die geplante Änderung der Motorentechnologie
(Motorsport-Total.com) - Bereits jetzt laufen die Diskussionen über ein Reglement für die Saison 2013 auf Hochtouren. Höchstwahrscheinlich wird es 1,6-Liter-Turbomotoren geben, die von KERS unterstützt werden. In der Boxengasse soll sogar nur mit der Hilfe von KERS, also mit elektrischem Antrieb, gefahren werden. Die Frage ist, wie stehen die Teams zu so viel "grüner Technologie"?

© Renault
Die Motoren in der Formel 1 sollen sich der Serie annähern
"Der Motor wurde von der Arbeitsgruppe Motoren durch die FIA unter Bezugnahme umfangreiche Beratung definiert", so McLaren-Chefdesigner Paddy Lowe. "Ich denke, dass in diese Vorschläge viel Philosophie durch Diskussionen mit den Herstellern eingeflossen ist. Man will versuchen, Technologien zu bewerben, die tatsächlich in den Endmarkt transferiert werden."#w1#
"Die Konfiguration, die sie vorgeschlagen haben, wird also als jener Weg angesehen, welcher der richtige ist. Die Formel 1 sollte nicht nur Veränderungen annehmen, sondern sie tatsächlich anführen", so der Brite weiter. "Wenn dies ihrer Meinung nach die richtige Richtung ist, so werde ich sie vollständig unterstützen."
"Die Frage ist doch, schaffen wir es, ein Reglement zu finden, das wirklich in Bezug auf die Entwicklung der Straßenfahrzeuge die Zukunft voraussagt?", so Adrian Newey, Chefdesigner bei Red Bull. "Und, falls wir dies hinbekommen, stellt sich die Frage, ob die Technologie, welche bei der Entwicklung von Formel-1-Motoren angewandt wird, wirklich die Produkte für Straßenfahrzeuge voranbringt oder nicht."
"Dies sind die zwei Fragen, welche meiner Meinung nach abgehakt werden müssen, um das Ganze zu rechtfertigen. Die Alternative wäre es natürlich, bei den Achtzylindern zu bleiben, und an einem Punkt werden die Achtzylinder in der Zukunft in gewisser Weise wie antike Harley-Davidsons sein. Es muss also eine Veränderung geben."
"Es ist sehr wichtig, dass man diese Veränderung richtig hinbekommt und versucht, sicherzustellen, dass die Entwicklung, welche in die Motoren für die Rennen fließt, auch für die involvierten Unternehmen wirklich relevant ist. Sie müssen in der Lage sein, ihr Budget zu rechtfertigen, und zwar mehr als eine Übung für die Ingenieure als für eine Marketing-Angelegenheit."
Ferrari ist "gegenüber neuer Technologie auf dem Motoren-Feld sehr offen", wie der Chefdesigner der Italiener, Aldo Costa, erklärt. "Wir sind auch ziemlich glücklich, dass wir den Straßenfahrzeugen näher und näher kommen, oder daran arbeiten, Dinge einzuführen, welche für die Straßenfahrzeuge relevant sind."
"Natürlich ist unsere Produktion keine Produktion für Motoren mit kleinem Hubraum, sondern eine Produktion für GT-Autos. Wir würden es also lieber sehen, wenn wir in Bezug auf die Forschung näher an unserer Marke dran sind, um zukünftigen Entwicklungen zu helfen. Aber wir sind offen für Diskussionen, ziemlich interessiert daran."
"Ich denke, dass wir eine Veränderung brauchen. Ob diese Veränderung richtig ist oder nicht, wir würden sie gerne diskutieren. Hinzu kommt, dass wir auch gerne mit unseren Gegnern diskutieren möchten, um eine gute Richtung zu finden. Es kann sehr, sehr positiv sein, eine drastische Veränderung vorzunehmen, aber damit können auch ein paar negative Aspekte verbunden sein, die sehr, sehr sorgfältig in Betracht gezogen werden müssen, bevor man sich entscheidet."
"Wir unterstützen die Vierzylinder-Turbomotoren absolut", so Sam Michael, Technischer Direktor des Teams. "Ich denke nicht, dass wir dies als dieselbe Veränderung des Sports ansehen, über die manche Leute sprechen. Man muss sich daran erinnern, dass wir Vierzylinder fuhren und dann V6-Turbos Mitte der Achtziger, und niemand sagte 'Nun, das ist nicht wirklich Rennsport' oder 'Das ist zu grün'. Ich denke also nicht, dass dies wirklich dieselben Auswirkungen haben wird, welche die Leute potenziell sehen."
"Adrian hat wirklich recht, wenn er sagt, dass es schwer vorzustellen ist, dass in zehn, 15 oder 20 Jahren Achtzylinder die Standardmotoren sein werden, denn die Hersteller wenden sich alle von ihm ab. Die Formel 1 muss also vorsichtig sein, dass sie nicht zurückbleibt. Wir unterstützen dies aus diesem Grund absolut."
"Als Kundenteam müssen wir natürlich berücksichtigen, was für uns wichtig ist", so James Key, Technischer Direktor des Sauber-Teams. "Aber auch wir sind sicherlich offen. Wir erkennen die Bedeutung von Umwelttechnologien an, und wie die Formel 1 Märkten helfen und diese Technologien anführen kann. Wir sind diesbezüglich also offen."
"Für uns ist es natürlich wichtig, dass die Kosten unter Kontrolle gehalten werden, denn Veränderungen kosten natürlich schlussendlich Geld. Auch das Spektakel muss aufrechterhalten werden. Aber abgesehen davon ist dies etwas, das in Zukunft klarerweise sowieso gemacht werden muss, so wie das schon gesagt wurde."

