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Andreas Seidl: Warum sich 2022 gar nicht so viel ändern wird

McLaren-Teamchef Andreas Seidl bezweifelt, dass die neuen Regeln für 2022 das Formel-1-Feld merklich zusammenschieben werden, und erklärt die Gründe

(Motorsport-Total.com) - Mit dem neuen Formel-1-Reglement für 2022 geht die große Hoffnung einher, dass das Feld enger zusammenrückt und auch kleinere Teams eine Chance bekommen, vorne mitzumischen. McLaren-Teamchef Andreas Seidl glaubt daran jedoch nicht.

Titel-Bild zur News: Andreas Seidl

Für 2022 wird sich die Hackordnung laut Andreas Seidl nicht groß verändern Zoom

"Was lässt mich glauben, dass sich die Hackordnung nicht großartig ändern wird? Ich glaube, dass es in der Formel 1 heutzutage keine Magie mehr gibt. Letztendlich gibt es einen Grund, warum die Teams, die vor uns fahren, vor uns fahren", sagt der Deutsche.

"Sie haben etablierte Strukturen in Bezug auf die Organisation, das Personal, die Arbeitsweise und die Entwicklung der Autos. Sie haben eine etablierte Infrastruktur. Das können sie voll ausnutzen, um für nächstes Jahr ein komplett neues Auto zu entwickeln. Und wenn ich uns anschaue, weiß ich, welche Defizite wir noch haben."

McLaren sei in seiner jetzigen Form "noch ein junges Team", betont Seidl. "Letztlich braucht man auch Zeit, um als Team zusammenzuwachsen und die nächsten Schritte zu machen."

Seidl: "Lucky Punch" wird immer unwahrscheinlicher

"Wir haben schon große Schritte gemacht im Vergleich zu vor zwei Jahren. Ich weiß und sehe, dass wir noch große Schritte machen müssen, um in der Lage zu sein, mit Red Bull und Mercedes zu kämpfen. Natürlich eröffnen die neuen technischen Regeln, die völlig neuen technischen Regeln neue Möglichkeiten", sagt Seidl.

Das gelte aber auch für die großen Teams, "die einfach einen besseren Job machen, mit allem, was sie haben", fügt er hinzu. "Deshalb habe ich diese realistische Sichtweise." Überhaupt sei die Chance, dass jemandem ein "Lucky Punch" gelingt, in den vergangenen Jahren durch immer mehr Einschränkungen eher gesunken.

"Aber das ist nicht das, worauf ich mich konzentriere. Ich konzentriere mich auf den Plan, den wir vor uns haben, und versuche, ihn umzusetzen und jeden Tag, den wir zusammen sind, ein besseres Team zu werden", betont der McLaren-Teamchef.

Der seiner Meinung größte Hebel, um die Teams in Zukunft enger zusammenzubringen, ist die Budgetobergrenze. "Sie wurde in diesem Jahr zum ersten Mal eingeführt, aber es braucht einfach Zeit, bis man den vollen Nutzen davon sieht", weiß er.

Angesprochen auf die ersten Erkenntnisse über das neue Auto aus der Simulation und dem Windkanal verrät Seidl nicht viel und scherzt: "Niemand will Geheimnisse preisgeben, deshalb halten wir uns bedeckt und tragen unseren Teil dazu bei, Klatsch und Tratsch im Fahrerlager zu verbreiten, um die Konkurrenz zu verwirren!"


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"Was die zu erwartenden Entwicklungen angeht, so denke ich, dass alle Studien, die die Formel 1 zusammen mit der FIA und den Teams im Vorfeld durchgeführt hat, nach wie vor gültig sind. Ich glaube immer noch, dass alles, was wir bisher gesehen haben, die erwarteten Leistungen bringen wird", sagt er weiter.

Titelduell 2021 für Seidl spannend und auch lehrreich

Bevor es aber so weit ist, steht beim Grand Prix von Abu Dhabi an diesem Wochenende der große Showdown im WM-Kampf zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen bevor.

Seidl betrachtet das Titelduell aus zwei Perspektiven: "Als Fan der Formel 1, aber auch als Mitbewerber und Teamchef eines Mitbewerbers. Aus der Fan-Perspektive denke ich, dass es bisher ein sensationelles Jahr für die Formel 1 ist, für die Fans."

"Wir sehen einen unglaublich spannenden Kampf zwischen zwei großartigen Fahrern, zwei großartigen Teams und einem sehr erfahrenen Team-Management an der Spitze. Es ist ein sehr interessanter Kampf auf der Strecke, aber auch abseits der Strecke."

"Auch aus Sicht eines Konkurrenten verfolge ich genau, was dort passiert, denn man kann immer von den Dingen lernen, die Teams und Fahrer auf und abseits der Strecke besser machen. Das ist, was ich als Mitbewerber verfolge, um bereit zu sein, wenn wir wieder in dieser Position sind, jedes Wochenende um Siege zu kämpfen."