Anderson: Deshalb haben McLaren und Ferrari versagt

Gary Anderson analysiert die Probleme von McLaren und Ferrari in der abgelaufenen Saison - Für 2014 sieht er nur für eines der beiden Teams Licht am Ende des Tunnels

(Motorsport-Total.com) - Erstmals seit 1980 geht McLaren ohne Podestplatz aus einer Formel-1-Saison. Die Performance des MP4/28 ließ über die gesamte Saison gesehen stark zu wünschen übrig. Jenson Button schaffte als bestplatzierter Pilot nur Rang neun in der Gesamtwertung. Der vierte Platz beim Saisonfinale in Sao Paulo war das persönliche Saison-Highlight des Weltmeisters von 2009.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Jenson Button

2013: Ferrari holte das Beste raus, McLaren verschwand beinahe in der Versenkung Zoom

Teamkollege Sergio Perez, der kurz vor dem vorletzten Saisonlauf in Austin vom Ende der Zusammenarbeit mit McLaren erfuhr, schaffte als persönliche Bestmarke Platz fünf in Noida. Nach 19 Rennen blieb für den Mexikaner ein enttäuschender elfter Rang in der Gesamtwertung. In der Konstrukteurswertung musste sich McLaren weit abgeschlagen hinter den Top 4 - Red Bull, Mercedes, Ferrari und Lotus - mit Rang fünf begnügen.

Wo liegen die Gründe für die Misere? "Für mich ist der Fall klar", sagt der ehemalige Formel-1-Konstrukteur und heutige BBC-Experte Gary Anderson gegenüber 'Motor Sport' und führt an: "Seit der Trennung von Adrian Newey fehlt McLaren die Leitfigur. Das muss nicht zwangsläufig Adrian Newey sein, aber es braucht eine Leitfigur." Statt einer solchen vertraut man in Woking seit Jahren auf eine ganze Reihe von Technikern an der Spitze.

Fehlt McLaren die Leitfigur?

"Ein solches Komitee wird in diesem Sport niemals funktionieren, das zeigt nicht zuletzt Red Bull", sagt Anderson in Anspielung auf die Tatsache, dass eben jener Adrian Newey inzwischen seit Jahren in Milton Keynes das Sagen in Sachen Technik und Design hat - und das mit Erfolg, wie vier WM-Titel in Serie sowohl in der Fahrer- als auch in der Konstrukteurswertung eindrucksvoll belegen.

Gary Anderson

Experte Gary Anderson vermissten "einen Adrian Newey" bei McLaren Zoom

So fasst Anderson das eigentliche McLaren-Problem mit einem Satz zusammen: "Sie wussten im vergangenen Jahr nicht, warum ihr Auto so schnell war wie es war und sie wussten in diesem Jahr nicht, warum ihr Auto so langsam war wie es war."

Der Nordire ist sich nicht sicher, ob die Truppe aus Woking in der Saison 2014 wesentlich besser abschneiden wird als 2013. "Meiner Meinung nach muss man sich selbst beweisen, dass man die Probleme bis zum Ende der Saison verstanden und das Auto entsprechend verbessert hat. Ich glaube nicht, dass dies auf McLaren zutrifft.", so Anderson.

2014: Anderson glaubt an Ferrari-Comeback

Im Vergleich zu McLaren kam Ferrari mit dem Vizetitel für Fernando Alonso, Rang acht für Felipe Massa, insgesamt zehn Podestplätzen, darunter die beiden Alonso-Siege in Schanghai und Barcelona und letztlich Rang drei in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft noch gut weg. Doch damit blieb auch die Scuderia aus Maranrello hinter den eigenen Erwartungen zurück, die da hießen: Angriff auf den WM-Titel.

James Allison

Ferraris neuer Technikchef James Allison soll es für die "Roten" richten Zoom

"Im vergangenen Jahr hatte Ferrari ein recht gutes Auto", spricht Anderson auf den F2012 aus der Saison 2012 an. Auch in der Saison 2013 hatten die "Roten" mit dem F138 laut dem Nordiren "kein schlechtes Auto, aber es ging nicht so recht voran, obwohl die Regeln vergleichsweise stabil waren".

Im Hinblick auf die Saison 2014 kann sich der ehemalige Jordan-Konstrukteur was Ferrari betrifft durchaus vorstellen, dass ein deutlicher Sprung nach vorn gelingt. Dies begründet Anderson mit dem Umkehrschluss seiner McLaren-Analyse, wo es an der Leitfigur fehle.

"Lotus hatte meiner Ansicht nach in den vergangenen drei Jahren jeweils ein richtig gutes Paket. Vor allem die beiden jüngsten Autos waren schnell und gingen vor allem sehr gut mit den Reifen um", analysiert Anderson. Hintergrund: Technikchef bei Lotus war in den vergangenen Jahren ein gewisser James Allison, der seit September wieder für seinen ehemaligen Arbeitgeber Ferrari tätig ist und dort die Rolle des Technikchefs von Pat Fry übernommen hat.