Alpine-Durchbruch in Japan? "Schauen jetzt mehr auf Mercedes als McLaren"

Alpine ist zurück auf P4 in der Konstrukteurswertung der Formel 1 und versucht die Lücke zu den Top-Teams zu schließen: Hat man McLaren jetzt endgültig abgehangen?

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Unterbodenupgrade in Singapur scheint dem Alpine-Formel-1-Team ein kleiner Durchbruch gelungen zu sein. Zwar schied man auf dem Marina Bay Street Circuit noch mit beiden Autos nach technischen Problemen aus, doch in Suzuka war eindeutig zu sehen, dass das französische Team klar die Oberhand gegen McLaren zurückerlangt hat.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, George Russell

Fernando Alonso vor George Russell in Suzuka Zoom

Im verregneten Rennen konnte man mit P4 und P7 ganze 18 Punkte holen und dabei sogar Mercedes schlagen, die sich ihrerseits allerdings etwas mit dem Set-up verpokert zu haben scheinen.

Man führ mit viel Abtrieb, weshalb man unter nassen Bedingungen sehr schnell war, wie die Mercedes-Trainingsbestzeit am Freitag belegt, jedoch ging dies zu Lasten des Topspeeds, was im trockenen Qualifying ersichtlich wurde und auch im Rennen, als Lewis Hamilton kein Weg an Esteban Ocon für Platz vier vorbei fand.

Alpine: In Austin kommt noch ein neuer Unterboden!

"Ich denke, es war nur eine Frage der Zeit, bis wir wirklich zeigen konnten, wozu das Auto fähig ist", sagt Ocon über den neuen Unterboden. "Und das ist uns an diesem Wochenende gelungen: Wir waren bei allen Bedingungen schnell und es war großartig. Es war ein reines Vergnügen, dieses Auto im Qualifying zu fahren und im Rennen haben wir gepunktet, was wichtig war."

Auf die Frage, ob Alpine mit dem neuen Unterboden ein Durchbruch gelungen ist, sagt Alpine-Sportdirektor Alan Permane: "Ich glaube nicht, denn es ist dies die vierte Version unseres Unterbodens. In Austin wird es 4B sein, weil wir haben ein weiteres Update, was aber nicht ganz so groß wie dieses."

"Es ist nur so, dass der Tunnel einfach sehr, sehr gut funktioniert. Wir finden einfach eine Menge Dinge. Wir hatten immer ein Upgrade für Singapur geplant, aber es war am Ende einfach doppelt so groß, wie wir dachten."

Permane erklärt: Deshalb konnte Alpine Mercedes schlagen

Permane freut sich auch darüber, dass man Mercedes in Japan schlagen konnte, glaubt jedoch, dass dies eher eine Ausnahme war: "Wir haben sie beide geschlagen! Ich denke aber, es ist ein bisschen ein Sonderfall."

"Wenn man sich die Daten vom Qualifying anschaut, dann sieht man, dass wir auf den Geraden viel schneller waren. Sie haben hier also ein viel höheres Abtriebsniveau gefahren", erklärt er.

"Das ist zufällig die Art und Weise, wie unsere Autos arbeiten. Ihr Auto arbeitet auf diesem Niveau, unsere Autos arbeiten auf unserem Niveau, aber im Nassen denke ich, hat sie das enorm begünstigt. Aber im Allgemeinen sind sie schneller als wir in den Rennen, aber wir haben es geschafft, im Quali vor ihnen zu sein."

"Ich denke, das liegt zum Teil daran, dass wir unsere Reifen im Quali wahrscheinlich besser auf Temperatur bekommen als sie. Ich weiß, dass das ein Bereich ist, über den sie sich beschweren, und wir scheinen damit recht zufrieden zu sein, wir scheinen das so einstellen zu können, wie wir wollen."


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"Aber vielleicht hilft das ihren Reifen im Rennen ein wenig: Die Tatsache, dass sie nicht so hart zu den Reifen sind und sie sie nicht so schnell auf Temperatur bringen können. Und vielleicht sind wir ein bisschen härter zu den Reifen. Ich denke also, dass das definitiv ein Faktor ist."

Permane reagiert auf Norris-Kommentare: Haben ihn verunsichert!

Durch das starke Resultat in Japan konnte Alpine den vierten Platz in der Teamwertung von McLaren zurückerobern. Wie McLaren-Pilot Lando Norris gebetsmühlenartig betont, müsste das französische Team jedoch schon längst auf und davon sein, da der A522 seiner Meinung nach viel besser als der MCL36 ist.

Auf diese Kommentare angesprochen, sagt Permane: "Wir haben jetzt 13 Punkte Vorsprung. Und wir haben [in Japan] 18 Punkte und sie nur einen erzielt. Lando zitiert das immer wieder gern, nicht wahr? Wir müssen einfach nur vor ihnen sein, egal wie viel."

"Ich bin mir nicht ganz sicher, warum er so weitermacht: Ich denke, wir haben ihn verunsichert. Und, wissen Sie, wir sind viel mehr auf Mercedes konzentriert und versuchen, Mercedes zu schlagen. Das ist es, was wir zu tun versuchen. Wir versuchen, uns auf dieses Niveau zu bringen."

"Und natürlich hatten wir in Singapur einen großen Rückschlag. Aber ich denke, [in Suzuka] war alles wieder in Ordnung. Ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Rennen das Gleiche erreichen können, denn das Auto wird eindeutig schneller und ich denke, dass es näher an die Spitzenleute herankommt."

Hat Alpine McLaren jetzt endültig hinter sich gelassen?

"Wir hatten ein ziemlich normales Qualifying. Ich habe die Zahlen noch nicht gesehen, aber natürlich schauen wir uns nach jedem Rennen an, wo wir prozentual gesehen von der Poleposition entfernt sind und solche Dinge. Und ich bin sicher, dass wir hier näher dran waren als jemals zuvor in dieser Saison. Es geht also definitiv in die richtige Richtung", so der Alpine-Sportdirektor.

Auf die Frage, ob man McLaren nun endgültig hinter sich gelassen hat, sagt er: "Ich will das nicht sagen, denn ich will nicht übermütig werden, aber ehrlich gesagt würde ich lieber mit 40 Punkten Vorsprung nach Abu Dhabi fahren als mit einem Punkt Vorsprung auf sie."


Fotos: Alpine, F1: Grand Prix von Japan (Suzuka) 2022


"Aber nach Abu Dhabi ist es mir egal, ob wir einen Punkt oder 40 Punkte vor ihnen liegen, der vierte Platz ist unser Ziel. Und solange wir Vierter sind, ist es das, was wirklich zählt. Man kann argumentieren, dass wir die Entwicklung des Autos vor einiger Zeit hätten einstellen müssen und uns auf das nächste Jahr hätten konzentrieren können, denn wir waren schneller als sie."

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"Ja, man will nicht mit einem riesigen Punktevorsprung ins Ziel kommen und trotzdem keine Chance haben, Mercedes einzuholen, denn das könnte man als Verschwendung von Ressourcen betrachten. Aber ich denke, dass alles, was wir bei diesem Auto gelernt haben, auch für das nächstjährige Auto gilt", betont der Alpine-Sportdirektor.

"Ich meine, wir sind schon sehr weit fortgeschritten mit dem Auto für das nächste Jahr und es ist sehr gut und sehr aufregend. Wir hatten ein paar kleine Unzuverlässigkeiten, aber das war in diesem Jahr irgendwie mit einkalkuliert. Es gab einen massiven Wechsel an der Power Unit und einen massiven Wechsel des Getriebes."

"Wir wussten, dass es ein paar Probleme geben würde, aber ich denke, wir haben uns alle darauf eingestellt. Wir wussten, dass es vielleicht ein bisschen schwierig werden könnte, aber es würde auch eine deutliche Leistungssteigerung bringen. Und genau das haben wir getan. Wir sind also sehr zufrieden damit, wie sich die Dinge entwickeln", sagt Permane.