• 04.05.2003 18:58

Alonso: "Werde diesen Tag nie vergessen"

Nach Platz zwei beim Heimrennen in Barcelona sprach Lokalmatador Fernando Alonso über seinen unglaublichen Grand Prix

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Fernando, wie war das zwischen den Ferrari-Fahrern in der ersten Kurve?"
Fernando Alonso: "Es war ein spezieller Moment. Unsere Startautomatik ist sehr gut, offensichtlich eine der besten in der Formel 1. Ich versuchte, Rubens zu überholen. Das ist mir zuerst auch gelungen, aber dann war ich außen und wollte sie beide überholen, weil sie sich fast berührt hätten, aber schlussendlich war es nicht möglich. Ich wollte es dann mit Rubens aufnehmen, aber ihn zu überholen, war sehr schwierig. Nach dem ersten Boxenstopp fuhr ich alleine mein Rennen mit Michael vor und Rubens hinter mir, aber zwischen uns war immer ein signifikanter Abstand. Es war eigentlich ein ziemlich einfaches Rennen ? immer am Pushen, aber nicht unter Druck."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso hatte heute den vielleicht schönsten Tag seines Lebens

Frage: "Du hast beim ersten Boxenstopp Rubens überholt."
Alonso: "Ja, ich habe Rubens passiert. Am Anfang war der Ferrari schneller als wir. In den ersten drei oder vier Runden ist er näher herangekommen, aber dann hatte ich etwas Glück beim Überrunden und ihm wurde es nicht so leicht gemacht. Diesen Abstand konnte ich dann bis zum Ende des Rennens beibehalten."

Frage: "Was bedeutet dir so ein Resultat vor 96.000 Landsleuten?"
Alonso: "Das ist fantastisch! Wahrscheinlich ist das aus dieser Sicht die beste Strecke, um so etwas zu schaffen. Das ganze Wochenende war perfekt für das Team. Leider ist Jarno heute ausgeschieden, sonst hätten wir vielleicht beide Renaults am Podium gehabt. Wir haben unser Maximum gegeben und sogar gegen das Ferrari-Team gekämpft, was sehr gut ist. Dieses Level wollen wir für die nächsten Rennen beibehalten."

Früher erster Boxenstopp war so geplant

Frage: "Habt ihr die Strategie umgestellt? Bist du beim ersten Stopp früher als geplant reingekommen?"
Alonso: "Nein, das war so vorgesehen. Es stimmt aber, dass ich im ersten Stint etwas langsamer war als Rubens und der frühe Stopp war sicher von Vorteil, denn ich drehte ein paar schnelle Runden und lag dann vor ihm. Das war das Beste, was wir tun konnten."

Frage: "Wie große Schwierigkeiten hattest du beim Überrunden? Die roten Autos stechen da offensichtlich mehr ins Auge im Rückspiegel..."
Alonso: "Ja. Das Rennen war hinsichtlich des Verkehrs für alle Fahrer sehr schwierig, viele blaue Flaggen. Aber egal, wir haben 65 Runden geschafft, ich bin zum fünften Mal hintereinander im Ziel und in den Punkten und ich hätte mir gar nicht mehr erträumen können. Das muss ein Traum sein!"

Frage: "Kannst du auch auf anderen Strecken eine Gefahr für die Großen darstellen?"
Alonso: "Das hängt von den Reifen ab, daher weiß ich es nicht, aber ich bin sicher, dass der Renault insgesamt ein sehr gutes Auto ist. Wir können auf allen Strecken konkurrenzfähig sein. In Malaysia und Barcelona waren wir besonders schnell, denn das sind aerodynamische Strecken, und vielleicht ist das unsere große Stärke. Ich sehe aber keine gravierenden Schwächen an diesem Auto und hoffe auf eine gute Saison."

Starke Emotionen während der Auslaufrunde

Frage: "Du bist die Auslaufrunde sehr langsam gefahren und hast dich ungemein gefreut. Was war das für ein Gefühl?"
Alonso: "Schwer zu erklären. Es war eine sehr spezielle Runde mit 96.000 Fans, die aus allen Teilen von Spanien angereist sind, und den vielen Flaggen. Die Leute waren sehr glücklich, aufgeregt über meine Position im Rennen. Für mich ist das ein besonderer Moment, ich werde diesen Tag nie vergessen. Ich werde versuchen, das jedes Jahr in Barcelona zu wiederholen."

Frage: "Bis zur 50. Runde hast du alles gegeben. Wann hast du dich mit Platz zwei abgefunden?"
Alonso: "In den letzten beiden Runden habe ich ein wenig langsamer gemacht, denn das Team hat mir gesagt, dass Michael um die 50. Runde herum Verkehr hatte und deswegen Zeit einbüßte. Am Funk haben sie mir dann gesagt, ich solle pushen, weil Michael überrunden muss, und das habe ich bis zwei Runden vor Schluss auch gemacht. Das waren 60 Qualifying-Runden für mich."

Frage: "Ralf Schumacher hat es dir beim Überholen nicht einfach gemacht, nicht wahr?"
Alonso: "Mir war nicht ganz klar, ob ich ihn überholen oder überrunden muss, denn ich sah nirgends blaue Flaggen. Ich habe gedacht, er sei Zweiter und ich Dritter (was auch der Fall war; Anm. d. Red.) und kämpfte daher gegen ihn. Er hat das wohl auch gedacht, weil er keine blauen Flaggen gesehen hat, hat die Tür einige Male zugemacht und ich übte dann ein bisschen Druck aus. In Kurve drei hat er dann einen Fehler gemacht und ich konnte innen überholen. Das war ein wichtiger Moment, denn mit drei oder vier Runden mehr hinter ihm wäre es wohl gegen Rubens noch knapp geworden. Dass ich so schnell an ihm vorbeigekommen bin, war Gold wert."