Alonso über Mercedes: "In 50 Rennen drei Crashs, na und?"

Der Mercedes-Crash von Spielberg ist auch eine Woche danach Gesprächsthema Nummer eins: So beurteilen Alonso, Ricciardo und Co. das Duell Rosberg-Hamilton

(Motorsport-Total.com) - Knapp eine Woche nach dem wiederholten Mercedes-Crash zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton in der letzten Runde beim Großen Preis von Österreich ist es noch immer das beherrschende Thema im Paddock. Die Teamleitung um Toto Wolff gab unlängst bekannt, beide Piloten weiter frei fahren lassen zu wollen. Im Falle einer erneuten Kollision, die insbesondere wichtige Punkte für die Konstrukteursmeisterschaft kosten würde, sollen harte teaminterne Strafen durchgesetzt werden.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso wertet den Mercedes-Crash in Spielberg als "keine große Sache" Zoom

Wie Rosberg und Hamilton selbst haben natürlich auch ihre anderen Formel-1-Kollegen eine Meinung zum Crash und dessen Folgen. "Lewis war in diesem Kampf im Vorteil. Rosberg wusste das und hat versucht, Kurve 2 anders zu nehmen als sonst", erklärt Daniel Ricciardo von Red Bull den viel diskutierten Vorfall auf dem Red Bull Ring in Spielberg. "Ich bin ich gegen das, was er gemacht hat, denn er hat versucht, sich zu verteidigen, aber es hat einfach nicht funktioniert."

Laut Ricciardos Analyse war ein Fahrfehler von Rosberg der Auslöser. "Ich weiß, dass Rosberg Probleme hatte. Aber er hat das schon in Kurve 1 nicht gut gelöst. Es sah so aus, als hätte die Randsteine zu sehr mitgenommen und sich so den Kurvenausgang verdorben", sagt der Australier. Rosberg habe weit gehen müssen und Hamilton so unfreiwillig die Tür geöffnet. "Ich denke, wenn Rosberg zurückblickt, wird er sich auch denken, 'hätte ich diesen Randstein doch besser anders überfahren'."

Daniel Ricciardo sieht Fahrfehler bei Nico Rosberg

Auch für die Berührung in Kurve 2 sieht Ricciardo den Deutschen in der Verantwortung. "Ich weiß, was er vorhatte, aber ich glaube, es hat nicht so funktioniert, wie er das wollte. Dafür hätte er vorn sein müssen. Aber Lewis' Rad war vorn und es war einfach zu spät", so Ricciardo Urteil. Die Entscheidung der Stewards goutierte der Red-Bull-Pilot aus diesem Grund auch. Sie hatten Rosberg eine Zehn-Sekunden-Strafe auferlegt, die am Endresultat aber nichts mehr änderte.


Fotostrecke: Hamilton vs. Rosberg: Die Crash-Chronologie

Dass der Vorfall von Spielberg an der Dominanz von Mercedes oder dem Zweikampf zwischen Rosberg und Hamilton etwas ändert, glaubt McLaren-Pilot Fernando Alonso indes nicht. "Sie haben genug Vorsprung, sodass sie tun können, was immer sie wollen. Sie werden die Weltmeisterschaft so oder so gewinnen", glaubt der 34-Jährige. "Im Moment fahren sie Rennen und das ist auch gut so. In unserem Sport geht es nun mal um den Wettkampf", lobt er das Credo bei Mercedes.

Auch sein Teamkollege Jenson Button findet: "Es ist toll, dass es da vorn einen Kampf gibt. Es wäre doch Mist, wenn sie stur hintereinander herfahren würden." Der Brite spricht sich klar und deutlich gegen eine mögliche Stallregie aus. "Ich hasse Teamorders, jeder Fahrer hasst sie, egal, wo er fährt", stellt er klar und glaubt, damit nicht allein zu sein. "Vielleicht gibt es einen Hersteller, der sich eine Teamorder wünschen würde, aber jeder andere liebt diese Zweikämpfe. Sonst wäre es langweilig."

Alonso: Crash wird an Mercedes-Dominanz nichts ändern

Alonso aber merkt an: Wenn eines Tages aus der Box doch stärker eingegriffen werden sollte, sei das auch okay. "Es gibt Eigentümer, Präsidenten, Teamchefs, die wollen beide Autos auf dem Podium sehen und nicht im Kiesbett", weiß der McLaren-Fahrer. Gegen den eigenen Teamkollegen zu kämpfen, verlange natürlich etwas mehr Vorsicht, aber wenn es um den geht, könne das schon mal in Vergessenheit geraten. Als ein Problem sieht der Spanier das bisher nicht.

"Mercedes macht das ganz gut, schließlich gewinnen sie und dominieren den Sport. Ein paar Zwischenfälle in drei oder vier Rennen nach drei Jahren, das ist doch normal", relativiert Alonso die aktuelle Diskussion. "Sie müssen nicht mit Red Bull kämpfen, weil sie 30 Sekunden Vorsprung haben. Sie müssen nicht mit Ferrari kämpfen, weil sie eine Minute voraus sind. Also kämpfen sie mit dem Teamkollegen. Da geht es eben eng zu und in 50 Rennen crashen sie dreimal. Na und?"