• 10.11.2011 16:25

  • von Dieter Rencken

Alonso: "Titel 2010 nicht in Abu Dhabi verloren"

Fernando Alonso spricht über das verlorene WM-Finale vor einem Jahr, seine Aussichten auf den Vizetitel 2011 und die Entwicklung für 2012

(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Pilot Fernando Alonso kehrt erstmals seit dem verlorenen WM-Finale 2010 nach Abu Dhabi zurück. In diesem Jahr kann sich der Spanier nach bisher lediglich einem Saisonsieg bestenfalls noch den Titel des Vizeweltmeisters sichern.

In seiner Medienrunde am Donnerstag in Abu Dhabi spricht Alonso über das Rennen vor einem Jahr, seine Erwartungen für das bevorstehende Wochenende sowie das Vorgehen im Team, die beiden verbleibenden Rennwochenenden des Jahres teilweise als Test für die Saison 2012 heranzuziehen.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Ferrari-Pilot Fernando Alonso blickt vor Abu Dhabi nach vorn und nicht zurück

Frage: "Fernando, welchen Einfluss hat der Ausgang des Grand Prix von Abu Dhabi 2010 auf deine Motivation an diesem Wochenende?"
Fernando Alonso: "Das Rennen im vergangenen Jahr hat keinen Einfluss auf meine Motivation an diesem Wochenende. Wir haben die Weltmeisterschaft im Vorjahr nicht in Abu Dhabi verloren. Wir waren hier nicht sehr konkurrenzfähig und sind nur auf Platz sieben ins Ziel gekommen. Unter normalen Umständen hätten wir vielleicht Fünfter werden können."

"Das größere Problem war, dass wir beispielsweise in Valencia und Silverstone ums Podium mitfahren konnten, aber zweimal eine Nullnummer verbucht haben. Aus diesem Grund haben wir die Weltmeisterschaft dort verloren und nicht in Abu Dhabi. Meine Motivation ist sehr hoch, auch hier auf das Podium zu fahren. Ich habe bisher 72 Trophäen auf allen Strecken im Kalender gesammelt - mit Ausnahme von Abu Dhabi. Bei mir zu Hause fehlt also nur eine Trophäe aus Abu Dhabi, die ich in diesem und in den kommenden Jahren erringen möchte."


Fotos: Fernando Alonso, Großer Preis von Abu Dhabi


Frage: "Der Titel mag im Vorjahr vielleicht in Valencia verloren gegangen sein, aber hier fiel letztlich die Entscheidung. Mit welchem Gefühl bist du hier angereist?"
Alonso: "Ich bin mit einem guten Gefühl hier angereist. Ich bin gestern Abend hier angekommen und heute Morgen im Hotel erst einmal in den Pool gesprungen. Von dort aus konnte ich die Rennstrecke mit dem Fahrerlager, all den Booten und leuchtenden Farben sehen. Die Temperaturen waren auch sehr angenehm und ich habe mir gedacht, was für ein toller Ort das ist, um ein Rennen zu veranstalten. Ich habe überhaupt nicht an das vergangene Jahr gedacht, was vielleicht auch damit zusammenhing, dass wir direkt aus Indien und Südkorea hier her kamen. Dort waren die Anreise mit dem Flugzeug und auch später die Fahrten im Auto an die Strecke nicht sehr angenehm. Mein erster Eindruck hier war, welch angenehmer Ort das hier ist. Morgen wird sich das vielleicht ändern (lacht; Anm. d. Red.)."

Frage: "Glaubst du, dass DRS im vergangenen Jahr eine Hilfe gewesen wäre?"
Alonso: "DRS ist natürlich eine Hilfe, aber im vergangenen Jahr hat es das System bekanntlich noch nicht gegeben. Wir waren damals einfach nicht konkurrenzfähig genug. Natürlich hätten wir im Nachhinein betrachtet über die Strategie einen anderen Weg einschlagen können, letztlich waren wir aber am gesamten Wochenende nicht schnell genug. Dank einer guten Runde im Qualifying konnten wir auf den vierten Startplatz fahren, das entsprach aber nicht unserer echten Position im Feld."

"Wir waren am gesamten Wochenende in Abu Dhabi 2010 nicht schnell genug." Fernando Alonso

"An einem normalen Wochenende kannst du mit einem konkurrenzfähigen Auto Leute wie Petrow innerhalb von zwei oder drei Runden überholen. Das war uns damals aber nicht möglich, weil wir einfach nicht schnell genug waren. Unterm Strich ging der Titel an Leute, die konkurrenzfähiger waren als wir und die ihn verdient haben. Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr mit DRS eine gute Show sehen werden und dass wir im nächsten Jahr mit einem anderen Gefühl in Abu Dhabi anreisen und den WM-Pokal mit nach Hause nehmen können."

Besseres Rennen dank DRS?

Frage: "Was erwartest du von den zwei DRS-Zonen hier?"
Alonso: "Was DRS betrifft, so ist diese Strecke für das System eine ziemliche Herausforderung. Hier war das Überholen immer schon schwierig. Wir sind nun an dem Moment angelangt, an dem wir sehen werden, ob DRS wirklich funktioniert und das Rennen besser machen kann. Ich bin recht zuversichtlich, dass wir dank der zwei DRS-Zonen in diesem Jahr ein deutlich besseres Rennen erleben werden."

Frage: "Hast du im Hinblick auf das Rennen im vergangenen Jahr einen Rat für Witali Petrow?"
Alonso: "Nein. In diesem Jahr hatten wir glücklicherweise nicht allzu viele Zweikämpfe, da der Renault im Moment nicht sehr konkurrenzfähig ist. Im vergangenen Jahr fehlte uns hier so viel, dass ich nicht einmal in seine Nähe kommen konnte. An ein Überholen war nicht zu denken. Felipe ging es in jenem Rennen hinter dem Toro Rosso von Alguersuari genauso."

Frage: "Ferrari konnte in dieser Saison bisher nur ein Rennen gewinnen. Betrachtest du das Jahr aus diesem Grund als Desaster?"
Alonso: "Ein Desaster war es nicht, aber wenn du für Ferrari fährst, gibt es natürlich immer sehr hohe Erwartungen. Die Leute erwarten einfach Siege und eine Rolle im WM-Kampf. Das konnten wir in diesem Jahr nicht erreichen. Uns ist klar, dass diese Saison für die Tifosi nicht die beste war. Uns geht es genauso. Im Hinblick auf das nächste Jahr müssen wir uns verbessern und vom ersten Rennen an um die oberste Stufe auf dem Podium mitkämpfen. Das ist unser Ziel. Wir wissen aber, dass die Konkurrenz nicht schläft. Red Bull wird auch 2012 sehr stark sein. Gleiches gilt für McLaren. Von Mercedes erwarte ich eine deutliche Steigerung. Unser Ziel muss es sein, im Februar und März mit dem bestmöglichen Ferrari anzutreten."

Freitag als Test für 2012

Frage: "Was kannst du zum neuen Frontflügel sagen, den Ferrari hier einsetzen wird?"
Alonso: "Der Frontflügel ist noch kein neues Teil für das kommende Jahr. Er ist lediglich Teil eines anderen Konzepts, das wir gerade erproben, um die Verbindung zwischen der Rennstrecke und ein Erkenntnissen aus dem Werk zu bestätigen. An bei den beiden verbliebenden Rennwochenenden werden wir noch eine Menge Checks durchführen und die Freitage als Testtage verwenden müssen."

"Unterm Strich geht es darum, so viele Daten wie möglich zu sammeln und nach Maranello zu schicken, um herauszufinden, ob sich die Eindrücke an der Strecke mit denen aus dem Windkanal decken. Mit dieser Basis und dem Wissen, dass die Daten aus dem Windkanal korrekt sind, können wir dann im Dezember und Januar beruhigt an die Arbeit gehen. Es gibt bei den beiden verbleibenden Rennen noch eine Menge zu tun im Hinblick auf das kommende Jahr, aber die endgültigen Teile haben wir noch nicht am Auto. Zunächst geht es uns um die Daten."

"Es geht darum, so viele Daten wie möglich zu sammeln und nach Maranello zu schicken." Fernando Alonso

Frage: "Der zweite Platz in der Fahrerwertung liegt für dich nach wie vor in Reichweite. Ist das eine besondere Motivation für dich?"
Alonso: "Ein zweiter Platz in der Gesamtwertung ist natürlich besser als Vierter oder Fünfter zu werden, aber als Sportler bist du natürlich nie zufrieden, wenn du nicht gewinnst. Uns geht es jetzt mehr darum, im Hinblick auf die kommende Saison eine halbe Zehntelsekunde zu finden, als die WM als Zweiter abzuschließen. Gleichzeitig sehe ich natürlich, wie alle im Team ihr Bestes geben, um mich auf den zweiten Platz in der Endabrechnung zu bringen. Nach dem Jahr, das wir hatten und welches nicht immer einfach war, sind dennoch alle hochmotiviert, mich auf den zweiten Platz zu bringen. Für diese Leute werde ich natürlich alles geben, um sie nicht zu enttäuschen."