Alonso: "Wir sind nicht super konkurrenzfähig"
Ferrari-Pilot Fernando Alonso ist sehr zufrieden mit seinem dritten Platz in Indien und möchte auch im Endspurt noch einmal auf das Treppchen fahren
(Motorsport-Total.com) - Nach 60 Rennrunden kreuzte Fernando Alonso in Neu-Delhi die Ziellinie beim ersten Großen Preis von Indien als Dritter hinter Sebastian Vettel (Red Bull) und Jenson Button (McLaren). Dabei hatte es zunächst nicht nach einem solchen Ergebnis ausgesehen, denn Alonso kam schlecht von der Linie und verlor auf den ersten Metern einige Positionen. Der spanische Ferrari-Fahrer kämpfte sich aber zurück nach vorne und seine Gegner nieder, wie er in der Pressekonferenz nochmals erläutert.

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Fernando Alonso wurde beim ersten Rennen in Indien als Dritter abgewinkt
Frage: "Fernando, du hattest ein enges Duell mit Mark Webber und gingst schließlich beim zweiten Boxenstopp an ihm vorbei. Schildere uns deine Eindrücke zum Rennen..."
Fernando Alonso: "Ja, wir hatten heute keinen perfekten Start. Wir gingen auf der sauberen Seite einer neuen Strecke ins Rennen. Wir hatten meiner Meinung nach aber nicht den Grip, den wir erwartet hatten. Auf der anderen Seite fuhren sie etwas besser los als wir. Deshalb verloren wir einige Positionen. Danach fuhr ich gegen Mark."
"Beim zweiten Boxenstopp entschied er sich ein bisschen überraschend dazu, frühzeitig abzubiegen. Wir blieben zwei Runden länger draußen und konnten ihn so überholen. Ich freue mich außerordentlich über das Treppchen beim ersten Rennen in Indien. Es ist immer ein gutes Gefühl, mein ersten Rennen in einem neuen Land den Champagner zu schmecken."
"Wir haben an diesem Wochenende aber gemischte Gefühle, denn im Motorsport gab es zuletzt zwei schwere Unfälle. Ich denke, wir alle fuhren heute für sie (Dan Wheldon und Marco Simoncelli; Anm. d. Red.). Wir müssen versuchen, weiterzumachen, werden diese beiden fantastischen Menschen aber nicht vergessen."
Der Start gelang nicht nach Wunsch...
Frage: "Sprechen wir noch einmal über den Start. Was war da genau los?"
Alonso: "Der Start war nicht perfekt, denn in den ersten zwei oder drei Sekunden verloren wir zu viel an Boden. Ich versuchte, es in Kurve eins wieder wettzumachen, bremste dort aber ein bisschen zu spät."
"Es gab halt keinen Grip, als dass ich hätte verzögern können. So büßte ich weitere Meter ein. Unser Rennen wurde dadurch aber nicht beeinträchtigt, denn wir wären meiner Meinung nach eh nicht dazu in der Lage gewesen, Sebastian auch nur gefährlich zu werden. Es hätte nichts gebracht, wenn ich in der ersten Runde Zweiter oder Dritter gewesen wäre."
"Das hätte das Rennen für uns nicht auf den Kopf gestellt. Wir sind in dieser Saisonphase eben nicht super konkurrenzfähig, doch wir fahren weiter auf das Podest. Das haben wir der fantastischen Arbeit der Jungs an der Strecke zu verdanken. Heute hatten wir ein kleines Problem mit dem Frontflügel, doch die Jungs leisteten noch in der Startaufstellung richtig gute Arbeit."
"Es passierte in den letzten zwei, drei Minuten vor der grünen Flagge. Vielen Dank an das gesamte Team für diese fantastische Leistung bei den Dingen, die in unseren Händen liegen. Wie alle wissen, gilt unsere Aufmerksamkeit in weiten Strecken schon 2012. Das ist für alle der Fall."
Frage: "Dein Duell mit Mark war ziemlich interessant. Er schien auf den Geraden aber nicht so schnell zu sein. Konnte er seinen verstellbaren Heckflügel vielleicht nicht nutzen?"
Alonso: "Nun, wenn sie auch noch auf der Geraden richtig schnell wären, dann wäre das vielleicht etwas zu viel des Guten, denke ich."
Frage: "Immerhin konntest du ihn beim Boxenstopp überholen..."
Alonso: "Ja. Wir wissen, dass die ersten Runden auf den harten Reifen nicht so gut sind wie auf weichen Pneus. Wir unterhielten uns über Funk darüber, was wir beim zweiten Stopp tun sollten. Sollten wir eine Runde vor Mark hereinkommen oder lieber abwarten?"
"Das Team traf die richtige Entscheidung und wir bewahrten die Ruhe. Wir warteten auf seinen Stopp, um dann zu versuchen, den Vorteil aus einer oder zwei Extrarunden zu ziehen. Wir hatten damit gerechnet, dass sie Probleme damit bekommen würden, ihre harten Reifen auf Temperatur zu kriegen. So war es auch."
"Nach dem Stopp von Mark informierte mich das Team darüber, dass wir Zeit gutmachten. Es ging darum, eine oder zwei Runden länger draußen zu bleiben, um an ihm vorbeizugelangen. Der letzte Stint war dann wiederum ein Fragezeichen, denn wir mussten die härteren Reifen mitnehmen. Damit haben wir meist sehr zu kämpfen und wurden schon oft überholt."
"Wir waren uns nicht sicher, ob wir an dritter Stelle liegen für 20 Runden lang Druck machen könnten. Zum Schluss war es sehr eng. Ich denke, Mark fuhr 1,5 Sekunden oder weniger hinter mir über die Linie. Das Podest zu halten, wäre also immer schwieriger geworden. Die Zielflagge kam genau zum richtigen Zeitpunkt."
Alonso sieht noch Verbesserungsbedarf in Noida
Frage: "Wie haben schon viel darüber gehört, wie die Strecke im Training war. Welche Eindrücke konntest du während der 60 Rennrunden sammeln?"
Alonso: "Es war fantastisch. Der Kurs ist toll zu fahren. Okay, es gab nur eine schmale Spur, auf der normaler Grip herrschte. Abseits davon lag viel Staub."
"Für neue Strecken ist das aber normal. Über die Jahre wird sich das verbessern, denke ich. Die Strecke hat von Allem ein bisschen. Es gibt lange Geraden und die Haarnadeln sind am Eingang sehr breit angelegt. Das erlaubte es uns am Sonntag, ein paar Manöver zu versuchen und eine gute Show zu bieten."
"Die beiden Überholzonen funktionierten ganz gut, glaube ich. So hatten wir ein paar mehr Möglichkeiten. Die Sektoren zwei und drei bestehen aus Kurvenkombinationen, die wir im fünften und sechsten Gang durchfahren. Normalerweise lieben wir so etwas. Es war ein fantastisches Wochenende. Viele Leute waren an der Strecke."
"Sie scheinen sehr leidenschaftlich zu sein, was unseren Sport anbelangt. Wir waren jetzt zum ersten Mal hier und die Strecke war komplett fertiggestellt und in gutem Zustand - und das nach dieser kurzen Zeit. Ich bin davon überzeugt: Die Dinge werden sich noch verbessern. Das Niveau ist aber schon jetzt sehr hoch. Glückwunsch dazu."
Frage: "Welche Verbesserungen schweben dir in diesem Zusammenhang vor?"
Alonso: "Wenn du zum ersten Mal ein Rennen in einem neuen Land hast, dann gibt es sicherlich einige Dinge, die man lernen muss und verbessern kann. Das Fahrerlager wird 2012 bestimmt schon deutlich besser sein, auch wenn es schon jetzt fertig ist und gut funktioniert. Nächstes Jahr wird es halt noch toller sein."
"Ich denke da an die Art und Weise, wie sich die Teams einrichten können, wie es um die Elektrizität bestellt ist und dergleichen. Am Donnerstag gab es ja noch einige Probleme, doch das ist vollkommen normal, wenn man eine Anlage wie diese das erste Mal richtig nutzt. Die Strecke wird sich meiner Meinung nach ebenfalls noch verbessern."
¿pbvin|512|4212||0|1pb¿"Am ersten Tag war noch zu viel Sand auf dem Kurs und jetzt ist die Strecke in einem guten Zustand - also nach dem Rennen. Unsere Ausgangslage wird dahingehend schon 2012 eine ganz andere sein. Felipe (Massa; Anm. d. Red.) hatte ein paar Probleme mit den Randsteinen, die seine Aufhängung brachen."
"Ich bin mir sicher: Für diesen Randstein lässt sich eine bessere Lösung finden. Es sollte uns natürlich vom Abkürzen abhalten, aber natürlich sollte dabei auch das Unfallrisiko gemindert werden. Wie ich schon sagte: Wir haben schon eine gute Ausgangslage. Auf einer Skala von eins bis zehn sind wir hier vielleicht bei neun. Das ist schon sehr gut. Die Zehn wird bald erreicht sein."
WM-Platz zwei ist nicht so wichtig...
Frage: "Zwei Rennen vor Schluss liegst du 13 Punkte hinter Jenson Button. Glaubst du daran, dass du die Lücke noch schließen und WM-Zweiter werden kannst?"
Alonso: "Ja, das ist absolut möglich, ganz klar. Es sind noch 50 Punkte zu holen, denn es stehen - wie gesagt - noch zwei Rennen aus. Okay, Zweiter zu werden ist vielleicht besser als Platz fünf zu erreichen. Vier Fahrer kämpfen in dieser Gruppe: Hamilton, Jenson, Mark und ich. Für uns hat das aber keine Priorität. Werde ich Zweiter, ist das okay. Werde ich Vierter, auch okay."
"Ich werde mich später einmal nicht an die Saison 2011 erinnern, weil ich Zweiter oder Dritter war. Ich werde dann vielleicht an den Sieg in Silverstone und einige nette Starts und ein paar gute Rennen denken. Sobald du nicht mehr im Titelrennen bist, spielen die weiteren Positionen keine Rolle mehr. Ich denke, wir werden noch zwei weitere gute Rennen zeigen."
"Wir möchten nach Möglichkeit erneut auf das Podest fahren. Es ist immer ein gutes Gefühl, nach einem harten Wochenende den Champagner zu schmecken und einen Pokal in Händen zu halten. So war es auch dieses Mal. Ich muss dem Team gratulieren, denn meiner Meinung nach leisteten sie gute Arbeit, um das uns zur Verfügung stehende Potenzial zu maximieren."
"Wir wissen: Das Auto ist nicht mehr so konkurrenzfähig wie vor ein paar Monaten. Dennoch kämpfen wir weiterhin um Podestränge. Das Fahrzeug war im gesamten Rennen sehr gut ausbalanciert. Alle geben einhundert Prozent bei ihrer Arbeit, um unser Potenzial zu maximieren. Podestplätze sind da sehr willkommen. In den beiden noch ausstehenden Rennen wollen wir so weitermachen."
Frage: "Wird Sebastian Vettel in den restlichen Rennen unantastbar sein? Was hat in Abu Dhabi und Brasilien bei dir Priorität?"
Alonso: "Bei uns stehen das Jahr 2012, das Auto, das Team und ich Vordergrund. Ich kann euch aber nicht verraten, wo ich mich verbessern muss."

