• 29.10.2010 11:36

  • von Markus Miksch

Alonso: "Saison sollte erst in Hockenheim starten"

Fernando Alonso nutzt einen kurzen Heimaturlaub, um abzuschalten und macht sich vor dem Showdown Gedanken über den Titel

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso hat mit einer sensationellen zweiten Saisonhälfte das Unmögliche doch noch möglich gemacht. Kaum jemand hatte den Spanier zur Halbzeit noch auf der Rechnung. Doch seit Hockenheim ist er der mit Abstand eifrigste Punktesammler. Seit dem vergangenen Wochenende darf er sich auch nach mehreren Monaten Pause wieder WM-Leader nennen. In den Tagen nach dem Südkorea-Sieg konnte der Ferrari-Pilot seine Gedanken ordnen.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso ist der Mann der zweiten Saisonhälfte, reicht das für den Titel?

Er verbrachte einige Tage in der Heimat. "Es ist nett, vor dem großen Finale noch ein paar Tage zu relaxen. Die Serie an Rennen in Fernost war sehr lang. Es ist immer nett, wieder nach Hause zu kommen und sich zu entspannen bevor es mit den beiden letzten Rennen in Brasilien und Abu Dhabi losgeht", erzählt Alonso, der sich über die WM-Führung natürlich freut: "Ich liege zum ersten Mal seit Australien wieder an der Spitze der WM-Tabelle. Aber wir wussten, dass dies mit dem neuen Punktesystem möglich ist."

Doch trotz des komfortablen Vorsprungs von elf Punkten ist für Alonso noch gar nichts entschieden. "Die Abstände sind so gering, der aktuelle Stand sagt nicht viel aus. Es benötigt nur ein Rennen und die Situation ist wieder völlig anders, wie wir es in Südkorea sehen konnten. Aber es ist natürlich besser vorne als hinten zu sein. Da wir wissen, dass wir es nun selbst in der Hand haben, sind wir etwas entspannter. Wir müssen unser bestes geben und unsere Situation so gut wie möglich nützen. Der einzige Unterschied zu vorher ist, dass es genügt, vor unseren direkten Konkurrenten zu bleiben und man deshalb weniger rechnen muss."

Der Spanier ist von seinem Erfolgslauf in der zweiten Saisonhälfte selbst etwas überrascht. "Meine Statistiken aus der zweiten Saisonhälfe sind wirklich interessant. In sieben Rennen habe ich 133 Punkte geholt, 90 alleine in den vergangenen vier WM-Läufen. Ich habe mir deshalb schon gedacht, dass es nett wäre, wenn die Saison erst in Hockenheim starten würde", meint der Ferrari-Pilot, der aber erklärt, dass sich an der Arbeitsweise im Team nicht viel geändert hat.

"Man muss perfekt fahren"

"An unserer Arbeitseinstellung hat sich aber nichts Spezielles geändert. Wir versuchen immer am ganzen Wochenende eine starke Leistung zu bringen, zu Beginn der Saison war das aus verschiedensten Gründen nicht immer der Fall. Wir hatten bis zu unserem Durchbruch Probleme mit der Konstanz. Das Auto war immer wettbewerbsfähig, natürlich mit Schwankungen, die aber an der Streckencharakteristik liegen. Aber wir konnte unsere Leistung in den vergangenen drei Monaten enorm steigern", ist sich Alonso bewusst.

Das nächste Rennen findet in Brasilien statt, laut Alonso aus mehreren Gründen ein kniffliger Kurs. "In den letzten Jahren gab es in Interlagos sehr spannende Rennen, das liegt zum Großteil an der Streckencharakteristik, aber auch am sehr wechselhaften Wetter. Das wird auch ein wichtiger Faktor werden und wir müssen uns auf etliche Szenarien bestmöglich vorbereiten. Die Runde ist sehr kurz, also sind knappere Zeitabstände zu erwarteten. Das bedeutet aber auch, ein kleiner Fehler zählt mehr. Ein oder zwei Zehntelsekunden können schon sieben oder acht Plätze ausmachen. Man muss also perfekt fahren."

Noch keine Gedanken an vorzeitigen Titelgewinn

Alonso ist zudem der Ansicht, dass in Wahrheit nur mehr vier Piloten ernstzunehmende Titelanwärter sind. "Theoretisch haben weiterhin fünf Piloten Titelchancen. Button ist aber bereits in einer kniffligen Situation. Aber es liegen nicht viele Punkte zwischen uns und wir wissen, wie die Weltmeisterschaft vor drei Jahren geendet hat. Aber aufgrund der Tatsache, dass vier Piloten vor ihm liegen, ist es nur schwer vorstellbar, dass keiner punktet."

Der zweifache Weltmeister freut sich jedenfalls schon auf das Rennen in Brasilien, denn "ich habe gute Erinnerungen an die Strecke, denn hier habe ich 2005 und 2006 meine Titel fixiert. Es ist immer ein ganz spezielles Gefühl, wenn es nach Sao Paolo geht und die Atmosphäre dort ist großartig. Ich will gar nicht daran denken, dass sich die Geschichte vielleicht noch ein drittes Mal wiederholt. Es gibt natürlich diese theoretische Möglichkeit, aber das zählt für mich nicht. Wir wollen diesen Grand Prix genauso angehen wie die anderen, auf uns konzentrieren und die Füße am Boden zu halten. Wir wollen eine gute Arbeit abliefern, keine Fehler machen und unsere Gegner besiegen. Ich beginne erst in Abu Dhabi zu rechnen."