• 26.10.2010 12:49

  • von Lennart Schmid

Coulthard: Alonso ist jetzt der Titelfavorit

Für David Coulthard ist zwei Rennen vor Schluss Fernando Alonso der große Titelfavorit - Experten rätseln über Red Bulls Team-Strategie

(Motorsport-Total.com) - Als sich beim Grand Prix von Südkorea zehn Runden vor Schluss Sebastian Vettels Hoffnungen auf den Sieg und die WM-Führung in Rauch auflösten, zahlten sich Fernando Alonsos Geduld und Hartnäckigkeit einmal mehr aus. Der Ferrari-Pilot erbte den Rennsieg und führt zwei Rennen vor Saisonende die Gesamtwertung mit elf Punkten Vorsprung auf Mark Webber an.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard sieht in Fernando Alonso nun den Topfavoriten auf die WM

Für viele Experten gilt Alonso somit als Topfavorit auf den Gewinn der Fahrer-Weltmeisterschaft. Dies sieht auch Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard so, der vor dem Rennen in Yeongam noch voll und ganz auf Mark Webber gesetzt hatte. "Fernando ist für mich und die meisten anderen da draußen die Reverenz der Post-Schumacher-Ära", schreibt Coulthard in seiner Kolumne im 'Telegraph'.

Bis auf das Blockieren von Lewis Hamilton im Qualifying von Budapest 2007 sei Alonso auf der Strecke immer hart, aber fair zur Sache gegangen. "Seine Brillanz hat eine kalte, berechnende Qualität", meint Coulthard. "Und wir wissen, dass er abseits der Strecke nichts unversucht lässt, um sich einen Vorteil zu verschaffen."

Dass der Spanier in dieser Saison von Ferraris Stallregie profitiert hat, wirft ihm Coulthard allerdings nicht vor. Im Gegenteil: "Jedes Team hat bereits Stallregie betrieben und wir das auch in irgendeiner Form wieder tun." Allerdings geht der Schotte nicht davon aus, dass Red Bull bereits in Brasilien alles auf Webber setzen wird, schließlich habe auch Vettel noch die Chance, den WM-Titel zu gewinnen.

Für Ex-Teamchef Gian Carlo Minardi ist das Vorgehen des österreichischen Rennstalls dagegen nicht nachvollziehbar. Was in Südkorea passiert sei, sollte Red Bull zum Überdenken der eigenen Strategie veranlassen. "Denn mit einer Teamstrategie würde Webber die Meisterschaft nach wie vor anführen, oder er hätte jedenfalls keinen so großen Rückstand", schreibt Minardi in seiner Kolumne auf '422race.com'.


Fotos: Großer Preis von Südkorea, Sonntag


Technische Defekte könnten jederzeit jeden treffen, speziell am Ende einer so langen Saison. "Alle Teile (Motoren, Getriebe, etc.) sind bis ans Limit belastet. In den letzten beiden Rennen werden wir sehen, wer besser gearbeitet hat. Deshalb fand ich Red Bulls Strategie verrückt, denn jetzt sind sie gezwungen, mit beiden Fahrern zurückzukommen", findet Minardi.

Auch wenn Coulthard Alonso in der Pole-Position im Kampf um den WM-Titel sieht, so ist für ihn die Meisterschaft noch nicht gelaufen. Sowohl Vettel als auch Webber hätten nach ihren Ausfällen in Yeongam Größe gezeigt. "Wer auch immer am Ende des Jahres den Titel gewinnt, wird ein verdienter Champion sein - vielleicht sogar der verdienteste aller Zeiten, wenn man das nie da gewesene Niveau des Wettbewerbs und des Drucks berücksichtigt", findet Coulthard.