Alonso: "Lewis fährt um den Titel"
Die Bestplatzierten in der Fahrerwertung analysieren die Ausgangslage vor dem Endspurt der Saison: Wen muss man beim WM-Titelkampf im Auge behalten?
(Motorsport-Total.com) - Auf dem Papier scheint die Sache klar zu sein: Sebastian Vettel (Red Bull) geht mit 172 Punkten und einem Vorsprung von aktuell 38 Punkten auf seinen schärfsten Verfolger in die zweite Saisonhälfte der Formel 1. Das bringt dem deutschen Rennfahrer die Favoritenrolle in der Fahrerwertung ein. Doch bei noch neun zu fahrenden Grands Prix ist noch rein gar nichts entschieden, wie Vettel selbst betont.

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Ihm will die Konkurrenz die Eins abjagen: Sebastian Vettel beim Interviewtermin in Spa Zoom
"Wir hatten eine gute erste Saisonhälfte und dürfen damit zufrieden sein. Jetzt geht es einfach weiter Schritt für Schritt", meint der WM-Spitzenreiter und merkt an: "Ich hoffe und wünsche mir, dass wir weiter vorn mitspielen. Das ist die Voraussetzung. Mir ist aber auch klar, dass wir hart dafür kämpfen müssen. Das hat in der ersten Saisonphase gut funktioniert. Hoffentlich geht es nun so weiter."
Kimi Räikkönen (Lotus/134), Fernando Alonso (Ferrari/133) und Lewis Hamilton (Mercedes/124) werden allerdings sicher alles daran setzen, Vettels Flucht nach vorn zu verhindern. Dessen ist sich der Titelverteidiger bewusst: "Man darf die Anderen nicht außer Acht lassen." Zumal sich der Kreis der WM-Anwärter pünktlich zur Formel-1-Sommerpause noch einmal vergrößert zu haben scheint.
Hamilton ab sofort ein Titelkandidat?
Spätestens seit seinem Premieren-Sieg für Mercedes ist Hamilton wieder in aller Munde. "Mercedes hat einen Schritt nach vorn gemacht", hält Vettel fest. "Sie hatten schon immer eine starke Form. Vielleicht nicht bei den ersten paar Rennen, aber bei den zurückliegenden vier, fünf seit Monaco waren sie sehr stark." Seither hat das Silberpfeil-Duo gleich drei Grands Prix siegreich beendet.
Was die Gegner Respekt gelehrt hat. "In den vergangenen Rennen waren sie die Besten", meint Vettel, ohne dabei zwischen Hamilton und Nico Rosberg zu unterscheiden. Alonso spricht indes nur von Hamilton: "Nachdem, was er in Ungarn gezeigt hat, und nach seiner jüngsten Form zu urteilen, fährt Lewis um den Titel." Auf einen Dreikampf will man den Endspurt aber nicht reduziert wissen.
Dafür sei Lotus zu gut im Geschäft, erklären Alonso und Vettel einstimmig. "Kimi ist immer da, weil Lotus am Sonntag stets gut mit den Reifen auskommt", erklärt Alonso. Und Räikkönen habe sich vor allem durch konstantes Punktesammeln in der Spitzenregion etabliert, sagt Vettel. Gerade aus diesem Grund könne es sich niemand der Top 4 leisten, in den kommenden Rennen zu viele Risiken einzugehen.
Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen
Vettel versucht das, indem er sich selbst Scheuklappen aufzusetzen scheint. Solange er nicht auf seinen Punktevorsprung achte, laufe er auch nicht Gefahr, abgelenkt zu werden, meint der Red-Bull-Pilot. Von einer defensiven Fahrweise will er allerdings nichts wissen: "Wenn der Sieg drin ist, dann wollen wir auch um den Sieg kämpfen und nicht allzu sehr an die Meisterschaft denken. Dafür ist es zu früh."
Es sind schließlich noch maximal 225 Punkte zu holen. Was besonders Alonso Mut zu machen scheint. Der Spanier liegt noch einen Zähler hinter Räikkönen auf WM-Rang vier und verweist auf den wechselhaften Saisonverlauf der Vergangenheit: "Sebastian lag in Monza 2012 genau 41 Punkte (es waren 39; Anm. d. Red.) hinter mir, in Texas führte er aber bereits." So schnell könne es gehen.
Was so viel heißt wie: Noch ist nichts verloren. Deshalb legt sich Ferrari noch einmal richtig ins Zeug. Zumal laut Alonso in Spa, Monza und Singapur die Weichen für den restlichen Saisonverlauf gestellt werden. "Da wird sich zeigen, wie die Leistung der einzelnen Autos aussieht", erklärt er. "In Spa fahren wir mit mittlerem Abtrieb, in Monza mit wenig Abtrieb und in Singapur mit maximalem Abtrieb."
"Für diese drei Strecken sind also komplett andere Setups erforderlich. Dann wird sich zeigen, wer der Hauptrivale von Sebastian Vettel sein und wer ihn in Schwierigkeiten bringen kann", sagt Alonso. Für den Moment hat Vettel selbst "nicht einen bestimmten Fahrer oder ein bestimmtes Team" auf der Rechnung. "Erst einmal kümmern wir uns um uns selbst", meint er. "Alles Andere wird sich ergeben."

