Alonso: Habe mein Team nicht verraten!

Fernando Alonso wehrt sich gegen Vorwürfe, er wolle McLaren-Mercedes bewusst schaden, um aus dem Vertrag für 2008 herauszukommen

(Motorsport-Total.com) - Die Theorie ist spekulativ, aber plausibel: Fernando Alonso will weg von McLaren-Mercedes - und um das angesichts seines wasserdichten Vertrags zu erreichen, müsste schon etwas Gravierendes passieren. Etwas Gravierendes, das wäre beispielsweise eine Sperre des Teams für die Saison 2008, wie sie bei einer belastenden neuen Beweislage im Spionagefall im Raum stehen würde.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso bestreitet, gezielt gegen sein eigenes Team zu arbeiten

Es ist kein Geheimnis, dass sich Alonso bei den Silberpfeilen noch nie hundertprozentig wohl gefühlt hat, und bestätigt ist inzwischen auch, dass er auf einen Brief von FIA-Präsident Max Mosley hin geantwortet hat. Mosley hatte ihn zuvor dazu aufgefordert - genau wie auch Lewis Hamilton und Testfahrer Pedro de la Rosa - all seine Informationen im Spionagefall offen zu legen, auch einen angeblichen E-Mail-Verkehr mit de la Rosa über Ferrari-Setups.#w1#

Wünscht sich Alonso eine Strafe für sein Team?

"Man darf nicht vergessen, dass ich um die Weltmeisterschaft kämpfe!" Lewis Hamilton

Alonso stellte aber gegenüber der 'Gazzetta dello Sport' klar, er habe sich gegenüber der FIA nur "professionell" verhalten: "Zu glauben, ich habe der FIA geantwortet, um dem Team zu schaden, ist dumm, denn damit würde ich mir ja selbst schaden. Man darf nicht vergessen, dass ich um die Weltmeisterschaft kämpfe!" Nur: Mosley hat ihm ausdrücklich Straffreiheit zugesichert, falls er McLaren-Mercedes verpetzen sollte.

"Ich hatte keine andere Wahl, ich musste antworten. Ich hoffe, jeder versteht das", rechtfertigte sich der Doppelweltmeister auf Anschuldigungen, er sei seinem Team gegenüber nicht loyal. Die spanische 'Marca' strickt sich daraus ihre ganz eigene Geschichte: Alonso sei von McLaren-Mercedes unter Druck gesetzt worden, gegenüber der FIA zu schweigen - und habe nun die Nase so voll, dass er sogar an Rücktritt denkt. Unwahrscheinlich, wie wir glauben.

Schon wahrscheinlicher ist die Renault-Variante, zumal Flavio Briatore in der Türkei beim Abendessen mit Ron Dennis und Bernie Ecclestone gesehen wurde, gestern Mittag plötzlich im Motorhome von McLaren-Mercedes auftauchte. Worüber dabei gesprochen wurde, kann nur erraten werden, denn Mercedes-Sportchef Norbert Haug gab sich zugeknöpft: "Sicherlich nichts, was wir hier diskutieren können", antwortete er auf die Frage, worum es gegangen ist.

Was läuft da zwischen Dennis und Briatore?

"Ich wollte mir Rons Motorhome einmal anschauen." Flavio Briatore

Briatore selbst blieb ebenfalls geheimnisvoll: "Ich wollte mir Rons Motorhome einmal anschauen, weil ich es noch nicht gesehen hatte", witzelte er gegenüber der 'Gazzetta dello Sport'. Mit etwas ernsterer Miene fügte er an: "Ich bin nicht zu ihm gegangen, um ihn um Alonso zu bitten - ich bitte nie um jemanden! Er fühlt sich nicht wohl, wo er ist? Es gibt viele Leute, die sich nicht wohl fühlen, wo sie sind, aber sie müssen trotzdem dort bleiben."

Alonso versucht indes, all diese Entwicklungen so gut wie möglich von sich abprallen zu lassen, was ihm auch recht gut zu gelingen scheint - heute Morgen war er Schnellster im dritten Freien Training in Monza: "Wir leben jetzt schon seit zwei Monaten mit dieser Geschichte. Bisher hat es deswegen auf der Rennstrecke noch nie Turbulenzen gegeben", gab der amtierende Doppelweltmeister abschließend zu Protokoll.