• 31.03.2005 18:32

Alonso: "Das Podium ist unser Minimalziel"

WM-Leader Fernando Alonso weiß, dass er das derzeit beste Auto hat, und wirkt im Interview vor Bahrain besonders optimistisch

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Fernando, es gibt bei Renault intern keine Stallorder. Wie stehst du zu dieser Situation?"
Fernando Alonso: "Es ist schön, gegen den eigenen Teamkollegen um Siege zu kämpfen, denn das bedeutet, dass das Auto besser ist als jene der Konkurrenz. Man darf aber nicht vergessen, dass erst zwei Rennen gefahren sind. Einmal, nämlich in Australien, wurde ich vom Regen am Samstag bestraft, und das andere Mal habe ich gewonnen. Ich bin wirklich zuversichtlich, dieses Level halten zu können, denn ich bin beide Male unter sehr unterschiedlichen Umständen auf das Podium gefahren. Das waren gute Punkte."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso hat momentan keinen Grund, nachdenklich zu sein...

Frage: "Wie ist die Reaktion auf deine Erfolge in Spanien?"
Alonso: "Es ist wie immer: Wenn man gut ist, reagieren sie über, und wenn man schlecht ist, sprechen sie auch zu viel darüber. Es ist immer ein bisschen zu extrem."#w1#

Alonso freut sich auf die "Riesenparty" in Barcelona

Frage: "Was erwartet uns also in Barcelona, bei deinem Heimrennen?"
Alonso: "Ich bin sicher, dass die Tribünen total ausverkauft sein werden. Es wird eine Riesenparty!"

Frage: "Wann bist du hier in Bahrain angekommen und wie lange braucht man vor diesem Rennen, um sich zu akklimatisieren?"
Alonso: "Ich bin erst gestern Nacht angekommen, die Umstellungsphase dauert also nicht allzu lange. Der Zeitunterschied beträgt nur eine Stunde und die Temperaturen waren diese Woche auch in Europa schon recht warm, daher ist es für Fahrer und Teams diesmal kein so großes Problem wie in Malaysia."

Je heißer, desto besser für Renault und Michelin

Frage: "Da muss ich dich enttäuschen, denn die Monitore haben eben 36 Grad Luft- und 51 Grad Asphalttemperatur angezeigt. Das ist nicht so weit weg von Malaysia..."
Alonso: "Ja. Wir rechnen damit, dass es am Samstag und Sonntag relativ heiß wird, was unserem Auto und unseren Reifen aber entgegenkommen müsste. Am wichtigsten ist aber, dass die Luftfeuchtigkeit nicht so extrem ist wie in Malaysia, denn die ist das wahre Problem."

Frage: "In Malaysia ist deine Trinkflasche kaputt gegangen. Wirst du dir diesmal selbst eine vorbereiten?"
Alonso: "Wir haben das Trinksystem letzte Woche getestet und es hat keine Probleme gegeben. Das hatte oberste Priorität."

Frage: "Das war dann wahrscheinlich der erste Test einer Trinkflasche in der Formel 1, nicht wahr?"
Alonso: "Nein, das ist auch letztes Jahr schon passiert. Normalerweise legen die Teams mehr Wert darauf, ein schnelles Auto zu bauen als auf den Fahrer zu achten, denn es ist ja auch wichtiger, schnell zu sein. Der Komfort kommt erst danach. Bei ein paar Rennen ist das aber auch wichtig."

"Kein zusätzlicher Druck" durch die WM-Führung

Frage: "Du führst in der Weltmeisterschaft. Wie fühlt sich das an? Und ist der Rummel in deiner Heimat nicht schon zu viel? Schließlich geht es schon beinahe so weit, dass die Leute in dein Haus eindringen und du dich nicht mehr frei bewegen kannst..."
Alonso: "Dass ich in der Weltmeisterschaft führe, bedeutet keinen zusätzlichen Druck. Wir haben erst zwei Rennen hinter uns. Zwei Rennen vor Schluss würde ich mich wahrscheinlich unter Druck setzen, aber so ist es kein Problem. Das Bild ist noch ein bisschen verzerrt und man muss Rennen für Rennen abwarten. Was die zweite Frage angeht: In Spanien geht es wirklich zu weit - die Leute, aber auch und vor allem die Journalisten. Ich will mich aber nicht vor mein Haus stellen, damit sie ein Foto machen können. Das ist beim besten Willen nicht mein Problem."

Frage: "Glaubst du, dass dadurch deine Sicherheit gefährdet ist?"
Alonso: "Sicher, obwohl diese Leute nicht einmal am selben Ort waren wie ich. Sie waren vor dem Haus meiner Eltern. Ich war derweil Fernsehen bei einem Freund und konnte die Fotografen aus einem Fenster beobachten. Es ist einfach erschreckend, wie weit sie gegangen sind."

Team sagte an, welcher Gang am besten geeignet ist

Frage: "In Malaysia hat dir dein Team am Funk gesagt, welchen Gang du einlegen sollst..."
Alonso: "Das hat mich selbst überrascht! Manchmal sehen sie am Computer, dass der Öldruck in bestimmten Kurven zu hoch oder zu niedrig ist. Es hat mich überrascht, als diese Anweisung gekommen ist, aber ich habe sie befolgt und es war auch kein großes Problem. Damit war ich auf der sicheren Seite. Die Kurve, um die es gegangen ist, liegt irgendwo zwischen dem vierten und fünften Gang. Ich bin sie immer im vierten gefahren, dann aber im fünften. Überall würde ich das nicht machen, aber wenn es so einfach geht, kann man schon auf das Team hören."

Frage: "Betraf das nur diese eine Kurve oder war es ein generelles Problem?"
Alonso: "Es war kein Problem, aber ich hatte einen komfortablen Vorsprung und da wollten wir einfach auf der sicheren Seite sein. Es bestand aber nie ein Risiko."

Neuer Ferrari "nicht der entscheidende Faktor"

Frage: "Ferrari hat diesmal erstmals das neue Auto dabei. Was hältst du davon?"
Alonso: "Ferrari ist ein starkes Team. Sie gehören bei jedem Grand Prix zu den Favoriten und mit dem neuen Auto haben sie sicher noch größeres Potenzial. Sie werden stärker sein als beim letzten Rennen. Im Moment hat aber Renault beide Rennen gewonnen und man muss in die Renault-Garage schauen, nicht umgekehrt. Ich glaube aber nicht, dass der letztjährige Ferrari so schlecht war. Das neue Auto ist sicher besser, aber es ist nicht der entscheidende Faktor."

Frage: "Was hältst du von Bahrain und den Menschen hier?"
Alonso: "Ich verbringe wirklich nicht viel Zeit in Bahrain. Letztes Jahr haben wir einen Straßenmarkt besucht. Die Kultur und Lebensweise ist ganz anders - nicht schlechter oder besser, aber es ist eben eine ganz andere Kultur. Die Strecke selbst verfügt über beeindruckende Anlagen, sie ist breit und eben. Es ist gut für die Formel 1, dass wir hier fahren."

Alonso strotzt derzeit regelrecht vor Zuversicht

Frage: "Glaubst du, dass du hier eine realistische Siegchance hast, und was sagst du zu Pedro de la Rosa, der am Sonntag für McLaren-Mercedes an den Start gehen wird?"
Alonso: "Wir wissen, dass es hier in Bahrain schwierig für uns wird. Letztes Jahr sind uns die Kurven nicht besonders entgegengekommen, aber dieses Jahr haben wir ja ein anderes Auto. Wir haben einen starken Motor und ein aerodynamisch gutes Auto, daher kann alles anders sein. Ich denke, dass wir konkurrenzfähig sein werden, und das Podium ist unser Minimalziel. Um ein Rennen zu gewinnen, muss alles zusammenpassen - Qualifying, Reifenwahl, Strategie und so weiter. So, wie wir mit unserem Auto derzeit aufgestellt sind, ist es sicher nicht dumm, vom Podium zu sprechen."

"Zur zweiten Frage: Pedro ersetzt Montoya an diesem Wochenende und ich freue mich für ihn. Je mehr spanische Fahrer in der Formel 1 sind, desto besser für Spanien - gerade jetzt, wo in Spanien so eine Euphorie herrscht. Ich denke, dass viele Fans dieses Rennen mehr genießen werden als andere. Außerdem kann Montoya dieses Wochenende nicht punkten. Das ist für uns natürlich auch nicht schlecht."