• 19.03.2005 01:44

Alonso: "Bedeutung des Fahrers steigt in diesem Jahr an"

Interview mit Renault-Pilot Fernando Alonso über veränderte Anforderungen durch das neue Reglement und die Stärken des R25

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Giancarlo und du habt erzählt, der Renault R25 sei ein Auto, in das man schnell Vertrauen aufbaut. Wie wirkt sich das auf der Strecke aus?"
Fernando Alonso: "Am Ende natürlich in der Rundenzeit! Vor allem aber erhöht es dein Selbstvertrauen. Wenn du aus der Boxengasse fährst, bist du sicher, dass das Auto und du sich locker am Limit bewegen werden. Dann schaust du auf das Display und die Rundenzeiten sind gut. Es fühlt sich toll an, wenn du weißt, dass du unter allen Bedingungen unter die besten Fünf fahren kannst - was wir in Australien bewiesen haben. Das ist der Vorteil, wenn du Vertrauen in dein Auto hast."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso findet, dass es 2005 für die Fahrer schwieriger geworden ist

Frage: "Während der Winterpause meinten einige Beobachter, du müsstest deinen Fahrstil umstellen, weil sie meinten, du fährst für die längere Laufleistung der Reifen zu aggressiv. War das der Fall?"
Alonso: "Nein, nicht wirklich. Ich glaube, 2005 kommt es weniger auf den Fahrstil an, als darauf, dass du dein Tempo den Rennsituationen anpasst. Wenn du im Verkehr feststeckst, musst du schauen, wie du deine Reifen am besten schonst - um dann, wen du freie Fahrt hast, schnelle Runden zu drehen."#w1#

"Melbourne war ziemlich spektakulär für die Zuschauer"

Frage: "Du hast in Australien erstmals ein ganzes Rennwochenende unter den neuen Regeln bestritten, wenn auch mit untypischen Wetterverhältnissen. Was hältst du von dem Regelpaket?"
Alonso: "Aus Sicht der Fahrer und Teams halte ich es nicht für perfekt. Wir möchten immer so viel Zeit wie möglich für die Reifenwahl und die Abstimmung bekommen. Aber ich denke, Melbourne war ziemlich spektakulär für die Zuschauer. Jedes kleine Problem, das dich im Training vom Fahren abhält, wirkt sich als Handicap auf das Qualifying aus. Ich glaube, dass wir in diesem Jahr mehr verschiedene Teams an der Spitze sehen werden. Das macht die Rennen interessanter, und das ist ja wohl der Grund, warum die Regeln geändert wurden."

Frage: "Da wegen der längeren Motorenlaufzeit in den freien Trainingssitzungen nun weniger gefahren wird, sammeln die Teams weniger Daten als in früheren Jahren. Steigt damit die Bedeutung des Fahrers?"
Alonso: "Bei der Vorbereitung aufs Rennen auf jeden Fall. Als Fahrer bist du schließlich der Einzige, der weiß, wie sich das Auto anfühlt, der die Veränderung im Verhalten der Reifen bemerkt und spürt, wenn das Auto mit abnehmender Spritlast leichter wird. Wir müssen diese Phänomene möglichst exakt beschreiben, um für das Rennen optimal gerüstet zu sein. Aus meiner Sicht steigt damit die Bedeutung des Fahrers in diesem Jahr an."

Frage: "Sprichst du viel mit deinen Ingenieuren, wenn du im Auto sitzt? Welche Informationen brauchst du im Rennen?"
Alonso: "Die Priorität ist, dass ich über die Rennsituation informiert bin. Ich habe immer ein bestimmtes Bild im Kopf, wie sich die Lage darstellt. Ich muss wissen, wer vor und hinter mir liegt, sollte die Strategien der direkten Gegner kennen und wann sie voraussichtlich in die Box fahren. Vieles davon erfahre ich durch einen Blick in die Rückspiegel. Aber wenn mir etwas nicht klar ist oder ich etwas verpasst habe, frage ich am Funk nach, um ein komplettes Bild zu bekommen."

Alonso hat sich als Fahrer weiterentwickelt

Frage: "Glaubst du, dass du dich seit letztem Jahr als Fahrer weiterentwickelt hast?"
Alonso: "Ja, aber ich bin nicht sicher, in welchen Bereichen. Es gibt nicht den einen Punkt, auf den ich zeigen könnte. Aber jedes Mal, wenn ich im Auto sitze, lerne ich irgendetwas dazu. In diesem Winter bin ich 8.000 Kilometer mit dem neuen Auto gefahren - da hatte ich wahrlich genug Zeit, um mich weiterzuentwickeln."

Frage: "Wie gut, glaubst du, wird sich der R25 in Sepang schlagen?"
Alonso: "Wir Fahrer spüren den Unterschied vor allem in den schnellen Kurven. Sepang zählt also zu den Rennen, bei denen wir ziemlich zuversichtlich sind. Ich liebe den Kurs, es gibt viele schnelle, lang gezogene Kurven. Hier zeigt sich das wirkliche Potenzial der Autos. In Melbourne lagen die besten und schlechtesten Autos relativ nah beieinander, weil du dort nur bremsen und wieder beschleunigen musst. Sepang ist ganz anders und wird die Spreu vom Weizen trennen. Deswegen glaube ich auch, dass der R25 in Malaysia sehr gut aussehen wird."