• 18.03.2005 16:55

Interview: Renault-Motoren "in perfektem Zustand"

Denis Chevrier, Motorenchef von Renault, beleuchtet die Hintergründe der Herausforderung des zweiten Rennwochenendes für die V10s

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Herr Chevrier, die fehlenden Erfahrungswerte sorgen für eine Vielzahl an Fragezeichen. Wie bereiten Sie sich als Leiter der Renault-Motorenabteilung auf die bevorstehenden Aufgaben vor?"
Denis Chevrier: "Eigentlich besteht überhaupt kein Grund, am zweiten Einsatzwochenende eines Motors besorgter zu sein als am ersten. Bei der Entwicklung der Triebwerke für eine Laufleistung von 1.400 Kilometer legten wir jede einzelne Komponente so aus, dass sie über die gesamte Distanz optimal und zuverlässig funktioniert. Erst nach 1.400 Kilometern kommen wir in den Bereich, in dem die Zuverlässigkeit zu einem Thema wird. Das zweite Wochenende stellt für uns daher keinen Schritt ins Unbekannte dar. Es handelt sich für unseren RS25-Zehnzylinder um eine ganz normale Lebensphase."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Die Renault-Piloten müssen sich wegen ihrer Motoren keine Sorgen machen

Frage: "Gilt diese Aussage auch vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Rennverläufe der beiden Renault-Piloten beim Grand Prix von Australien? Immerhin konnte Giancarlo Fisichella den Saisonauftakt souverän von der Spitze kontrollieren, während Fernando Alsonso über die gesamte Distanz sehr aggressiv fahren musste. Gehen die beiden Triebwerke daher nicht unter ungleichen Voraussetzungen in den Großen Preis von Malaysia?"
Chevrier: "Unsere Datenanalyse und der augenscheinliche Zustand der beiden Motoren lassen uns zu dem Schluss kommen, dass beide Zehnzylinder beim Saisonauftakt in Australien nicht über Gebühr beansprucht wurden. Weder Giancarlo noch Fernando überforderten ihren Motor. Fernando verhielt sich bei seinen Attacken ausgesprochen intelligent und blieb immer im grünen Bereich. Giancarlo sah ohnehin zu keinem Zeitpunkt Anlass, seinen Motor besonders zu beanspruchen. Beide RS25-V10 befinden sich daher noch in perfektem Zustand."#w1#

Frage: "Trotzdem wurde im Fahrerlager bisher immer davon geredet, behutsam mit den Motoren umzugehen. Was genau ist damit gemeint?"
Chevrier: "Wir wollen natürlich keine Risiken eingehen. Wann immer es uns möglich ist - zum Beispiel während der Trainingssitzungen oder in bestimmten Rennphasen - reduzieren wir die Belastung für die Motoren, indem wir die Schaltdrehzahl heruntersetzen. Dadurch verringern sich die auf die beweglichen Teile wirkenden Lasten und der Verschleiß. Daraus wiederum resultiert eine Einsparung des Triebwerks-Potenzials. Diese Maßnahmen liegen übrigens voll und ganz in den Händen der Fahrer. Wir vertrauen ihnen, dass sie wissen, wie sie mit ihren Motoren haushalten müssen. Eine der weiteren Herausforderungen, die durch das neue Reglement auf die Fahrer zukommen."

Frage: "Die langen Geraden des 'Sepang International Circuit' und die hohen Temperaturen scheinen Motorschäden förmlich heraufzubeschwören. Stimmt das?"
Chevrier: "Genau genommen nicht. Die Beanspruchung für die Motoren fällt sogar geringer aus als in Australien. Die Geraden sind zwar lang, aber nicht übermäßig. Die Fahrer verbringen prozentual gesehen nur wenig Zeit im Volllastbereich. Die Hitze mit dementsprechend geringem Sauerstoffgehalt der Luft und die Luftfeuchtigkeit sorgen zudem dafür, dass die Triebwerke gar nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Beim Verbrennungsprozess wird weniger Leistung freigesetzt als normal. Dadurch ist auch die Belastung für die Zehnzylinder geringer als in dem kühleren Klima Melbournes."