Alain Prost: Zeitpunkt wäre perfekt für neue Formel-1-Teams

Ex-Teamchef Alain Prost glaubt, dass heute ein Formel-1-Einstieg einfacher wäre als vor 20 Jahren - Gerüchte sprechen von einem Interessenten aus China

(Motorsport-Total.com) - Wie kommt man zu einem kleinen Vermögen? Indem man ein großes Vermögen hat und dann in die Formel 1 einsteigt! Die hohen Kosten für ein Engagement in der Königsklasse schrecken viele Interessenten ab. In jüngster Vergangenheit konnte sich nur HaasF1 als neues Team etablieren. Mit Haas Automation steht eine finanzstarke Firma hinter diesem Projekt. Eine enge Zusammenarbeit mit Ferrari machte den Einstieg auch auf technischer Seite machbar. HaasF1 hat ein Jahresbudget von rund 115 Millionen Euro.

Titel-Bild zur News: Jean Alesi

Zwischen 1997 und 2001 betrieb Alain Prost seinen eigenen Rennstall Zoom

Dagegen sind die 2010 eingestiegenen Rennställe HRT, Marussia/Manor und Caterham längst Geschichte. Die Kosten waren in allen drei Fällen nicht mehr stemmbar. Seit einigen Wochen gibt es Gerüchte, dass sich ein Interessent aus China darum bemüht, ein Formel-1-Team zu gründen. Die Basis soll in Großbritannien entstehen, wo es genug Fachpersonal gibt. Es soll auch schon Abwerbeversuche bei den etablierten Rennställen gegeben haben.

FIA-Präsident Jean Todt spricht sich dafür aus, das Starterfeld wieder zu vergrößern. "Der Plan ist, bis zu zwölf Teams zu haben", sagte der Franzose im Juni bei der FIA-Sportkonferenz. Für neue Teams gibt es aber einige Hürden. Einerseits muss der FIA ein Businessplan für die kommenden fünf Jahre vorgelegt werden. Zusätzlich muss eine Kaution von 20 Millionen US-Dollar hinterlegt werden. "Hinterhofteams" wie Anfang der 1990er soll es nicht mehr geben.

Und das nächste Problem ist der noch bis 2020 gültige Verteilungsschlüssel des Preisgeldes. Das neue Haas-Team muss selbst im zweiten Jahr noch mit 19 Millionen US-Dollar auskommen, weil man nur Geld für die Platzierung in der Konstrukteurs-Wertung im vergangenen Jahr erhält. An der gleichmäßigen Verteilung der Säule 1 (324,5 Millionen Dollar) partizipiert man nicht, weil man nicht in den letzten drei Jahren zweimal unter den Top 10 lag. Erst mit dem Auslaufen des Concorde-Agreements könnte sich daran etwas ändern. Liberty-Media will das Preisgeld gerechter verteilen.

Selbst wenn ein neues Team von der FIA angenommen wird, ist mit einem Vorlauf von rund zwei Jahren zu planen, bis tatsächlich zwei neue Autos in der Startaufstellung stehen. Für 2018 ist der Zug abgefahren, wahrscheinlich auch schon für 2019. Ein Einstieg 2020 könnte verlockend sein, wenn gleichzeitig Liberty-Media die ambitionierten Pläne umsetzen kann und die Kosten für ein konkurrenzfähiges Formel-1-Team deutlich sinken.


Fotostrecke: Neue Formel-1-Teams seit der Saison 1990

Ex-Teamchef Alain Prost glaubt, dass der richtige Zeitpunkt für den Einstieg gekommen ist. "Ich kann sagen: Wer heute ein Privatteam aufmachen will, hat es einfacher als zu meiner Zeit. Sie war wahrscheinlich die schlechteste überhaupt", wird der viermalige Formel-1-Weltmeister von 'Auto Bild motorsport' zitiert. Prost kaufte 1997 Ligier und trat bis Ende 2001 an. Anfang 2002 war das Team bankrott. Prost fand nicht mehr genug Sponsoren, um die Kosten zu tilgen.

Zu Beginn des Jahrtausends stiegen die Automobilhersteller in die Formel 1 ein und ließen die Kosten explodieren. Selbst BMW, Toyota und Honda wurde das zum Verhängnis. Kleine Teams kämpften ums Überleben. "Wir haben nie mehr als zehn Millionen Dollar aus dem Einnahmetopf bekommen, habe aber 28 Millionen Dollar im ersten Jahr für die Motoren bezahlt, 30 im zweiten - wie soll das funktionieren?", rechnet Prost vor. "Heute bekommt jedes Team mindestens 40 Millionen Dollar Preisgeld."