• 28.10.2009 13:37

Abschied von BMW: In der Wüste fließen die Tränen

Bei der Formel-1-Premiere in Abu Dhabi tritt BMW zum allerletzten Mal an - Mario Theissen: "Ein lachendes und ein weinendes Auge"

(Motorsport-Total.com/SID) - In der Wüste fließen die Tränen: Die Premiere der Königsklasse am Sonntag in Abu Dhabi ist für BMW nach zehn Jahren zugleich das Abschiedsrennen in der Formel 1. "Es war eine fantastische Zeit - intensiv, lehrreich, spannend, herausfordernd und insgesamt doch sehr erfolgreich", sagt BMW Motorsport Direktor Mario Theissen vor dem WM-Finale 2009.

Titel-Bild zur News: BMW Sauber F1 Team

BMW verabschiedet sich nach zehn Jahren aus der Formel-1-Weltmeisterschaft

Theissens Fazit fällt durchweg positiv aus: Während der Zeit mit Partner Williams habe man zehn Rennen gewonnen und 2003 bis zum Ende um den WM-Titel gekämpft. Mit dem BMW Sauber F1 Team sei es die ersten drei Jahre steil und stetig bergauf gegangen. "Mit Ausnahme unserer vierten und leider letzten Saison bin ich mit dem, was wir seit 2006 erreicht haben, mehr als zufrieden. In den ersten drei Jahren haben wir unsere selbstgesteckten Ziele allesamt erreicht und sogar übertroffen", sagt der BMW Motorsport Direktor.#w1#

Theissen zeigt Verständnis für BMW

Den Schock der Vollbremsung, die der Vorstand vor drei Monaten überraschend verordnete, hat Theissen inzwischen verdaut. Nach außen zeigt er jetzt sogar Verständnis für die Entscheidung: "BMW hat sich für eine strategische Neuorientierung entschieden. Und mit dieser neuen unternehmerischen Ausrichtung war das Formel-1-Projekt nicht mehr vereinbar", sagt der Motorsport Direktor.

Das Wochenende in der Wüste ist allerdings auch für Theissen voller Emotionen: "Es ist sicher für uns alle eine ganz besondere Premiere im Finale. Wir fahren mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Abu Dhabi", sagt der BMW Motorsport Direktor. Man werde mit Wehmut aufbrechen. Theissen: "Schließlich wird dies unser 70. und letztes Formel-1-Rennen mit dem BMW Sauber F1 Team werden."

Während der Pole Robert Kubica zu Renault wechselt, ist die Zukunft des Mönchengladbachers Nick Heidfeld ebenso noch offen wie die von Theissen. Der 57-Jährige hat sich noch nicht entschieden, ob er bei BMW bleibt. Die Tourenwagen-WM ist im nächsten Jahr der Schwerpunkt der Münchner, 2011 steht Gerüchten zufolge der DTM-Einstieg ganz oben auf der Liste. Vielleicht bleibt Theissen aber auch der Formel 1 erhalten und arbeitet dann in verantwortlicher Position für das Nachfolgeteam von Peter Sauber.

Eine Entscheidung über seine eigene Zukunft will Theissen erst nach der Saison treffen, doch vielsagend deutet er bereits jetzt an: "Ich hoffe, dass das Nachfolgeteam den erfolgreichen Weg in der Formel 1 konsequent weitergehen wird."

Show soll verbessert werden

Theissen hält die Formel 1 trotz des Ausstiegs weiterhin für eine erstklassige Kommunikationsplattform. Es gäbe allerdings auch einigen Verbesserungsbedarf, vor allem im Bereich der Show: "Wir müssen den Fans an der Rennstrecke mehr bieten als bisher. Auch hierzu gibt es bereits konkrete Ansätze", sagt Theissen.

Zwei Situationen waren für Theissen in den zehn Jahren Formel 1 besonders emotional - und beide Male war Montréal der Schauplatz: "2007 hatte Robert Kubica dort seinen fürchterlichen Unfall, den er wie durch ein Wunder ohne ernsthafte Blessuren überstanden hat. Ein Jahr später haben wir an gleicher Stelle mit dem Doppelsieg von Robert und Nick unseren größten Erfolg mit dem BMW Sauber F1 Team errungen", sagt der BMW Motorsport Direktor.

Auch wenn sich die Wirtschaftslage bessern sollte, kann sich Theissen eine Rückkehr von BMW in die Formel 1 auf absehbare Zeit absolut nicht vorstellen. Und warum? "Wenn ein Unternehmen seine strategische Ausrichtung ändert, dann ist das von einer gewissen Dauer. Strategien ändert man nicht von einem Tag auf den anderen. Und ein komplexes Formel-1-Projekt kann man auch nicht nach Belieben an- und abschalten", sagt der möglicherweise bald scheidende BMW Motorsport Direktor der Münchner.