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ABS: Aus der Vergangenheit in die Zukunft

Bis 1993 erlaubte ABS in der Formel 1 unglaublich späte Bremspunkte: Feiert die Technik, über die mittlerweile jeder Straßen-PKW verfügt, ein Comeback?

(Motorsport-Total.com) - Williams war Anfang der 1990er das Team, was den Ton in der Formel 1 bestimmte. Die Briten waren technisch überlegen und verfügten über das beste Auto im Feld. Schon damals verbreitete der Name Adrian Newey bei der Konkurrenz Angst und Schrecken. Der aktuelle Red-Bull-Designer arbeitet mit Patrick Head erstmals am FW14 der 1992 durch Nigel Mansell die Weltmeisterschaft sicherstellte.

Titel-Bild zur News: Williams-Renault-PK in Grove

Williams war Anfang der 1990er das dominante Team in der Formel 1

Ein Jahr später war es Alain Prost, der im Williams den Fahrertitel klar für sich entschied. Nach der Saison wurden zahlreiche Innovationen verboten. Darunter war auch das Antiblockiersystem (ABS), welches mittlerweile in nahezu allen Straßenautos serienmäßig ist. "ABS hatte einen erheblichen Einfluss auf die Performance des Autos, weil der Fahrer unglaublich spät bremsen konnte und wusste, dass die Räder nicht blockieren", erinnert sich Head.

"Es war vermutlich nicht besonders gut fürs Überholen, hat die Rundenzeiten aber stark nach unten gebracht", schildert der Williams-Chefingenier. "Das System war komplex. Für die damalige Zeit haben wir ein gutes, hoch genaues und schnell reagierendes Antiblockiersystem entwickelt, das jedes Rad einzeln verarbeitet hat."

"Es gab Drucksensoren, die dem System mitgeteilt haben, wie stark der Fahrer verzögern möchte. Dann haben sie den Bremsdruck individuell an die Räder verteilt und verhindert, dass sie blockieren. Das System hat die maximal nötige Bremskraft zugeteilt, die möglich war. Wenn sich die Gewichtsverteilung sehr stark nach vorne verschiebt, hat das System mehr Arbeit nach vorne und weniger nach hinten verteilt. Entsprechend hat es sich in den Kurven verhalten. Da wurde mehr Kraft nach außen verteilt. Deshalb konnte man anders als heute keine blockierenden Räder auf der Innenseite beobachten", so Head.

Patrick Head

Patrick Head erinnert sich noch gut an die Innovationen der frühen 1990er Zoom

"Wenn das System so gearbeitet hat, wie erdacht, war es für den Fahrer unmöglich, die Reifen zu blockieren. Am Ende einer langen Geraden hat er einfach mit voller Kraft aufs Pedal getreten", erklärt Head, der sich über das folgende Verbot nicht wundert: "Man könnte also argumentieren, dass der Fahrer dadurch weniger Können haben musste. Ich stimme vollkommen zu, dass es eine Fahrhilfe war, genau wie die Traktionskontrolle. Es war wenig überraschend, dass es Ende 1993 verboten wurde."

Bereits in den 1960ern fand ABS den Weg in die Serie. Doch bis zum finalen Durchbruch dauerte es noch ein paar Jahre. Nach dem Ende von ABS in der Formel 1 setzte sich diese Technologie auch auf der Straße durch. Head blickt zurück: "Es war eine interessante Technologie, die auch für die Serienautos relevant war. Die Hersteller haben es aufgegriffen."

Für die Zukunft ist eine Wiedereinführung nicht angedacht. Dennoch könnte sich eine Option ergeben.
"In gewisser Weise erfährt es 2013 ein Comeback. KERS wird wesentlich mehr Einfluss als im Moment haben. Man wird nicht in der Lage sein, mit diesem Level an Leistung das blockieren der Hinterachse ohne ABS zu verhindern", so Head.