880 rot-weiße PS – der TF103 im Detail

(Motorsport-Total.com) - Man wird einfach nicht den Verdacht los, dass in den Büros der Chefdesigner ein 1:18-Modell des Ferrari F2002 steht. Spaß beiseite - da wird schon gemunkelt, dass der neue BAR und der neue Williams dem letztjährigen unglaublich erfolgreichen Ferrari ziemlich ähnlich sieht, da packt Toyota mit dem TF103 einen Rennwagen aus, der genau diese Vermutung nur unterstreicht.

Was Toyota mit dem TF103 präsentiert hat, ist ein logisches Konzept, das sich wenig verwunderlich zumindest rein optisch an dem erfolgreichen Ferrari der vergangenen Saison anlehnt. Viele Konzepte, die Ferrari vergangenes Jahr eingeführt hat, sind von Gustav Brunner und seinem Team als gut betrachtet worden und man hat sie aus diesem Grund auf das eigene Modell optimiert übernommen.

Auffallende Parallelen zwischen dem F2002 und dem TF103 gibt es einige. Da wäre zum einen die Form der Frontpartie, die stufig abfallende Motorabdeckung oder der nach oben gezogene Auspuff, der aerodynamisch verkleidet ist und die Abgase sauber platziert in den Luftstrom des Autos lenkt, um Verwirbelungen im Heckflügelbereich zu vermeiden. Dies war eine der großen Innovationen am F2002 gewesen.

Das Übernehmen bekannter Konzepte reicht natürlich nicht aus, um letztendlich Boden auf Ferrari gutzumachen, vielmehr muss man sich neue Dinge einfallen lassen. Viele aerodynamische Ideen wird Toyota sowieso erst dann auspacken, wenn zumindest ein Großteil der Presse abgereist ist...

Viele Geheimnisse gibt das Auto aber auch sowieso nicht Preis: Dazu zählt zum Beispiel der Unterboden, der mehr Abtrieb generiert als das Vorgängermodell. Damit wird Toyota auf den Geraden vielleicht nicht mehr wie 2002 Klassenprimus sein, dafür macht man jedoch Zeit in den Kurven gut - ein großes Manko des TF102. Der Radstand ist gleich geblieben, das Cockpit wurde aber um zwei Zentimeter nach hinten versetzt, um eine bessere Balance zu erzielen. Dafür musste der Tank verkleinert werden, dennoch wird man problemlos Ein-Stopp-Strategien fahren können.

Der Motor galt schon im letzten Jahr als der wohl konkurrenzfähigste Bestandteil des Autos. Rund vier Prozent sollen die Ingenieure noch einmal an Leistung gefunden haben, gleichzeitig wurde das Gewicht um fünf Prozent gesenkt. Der Zehnzylinder weist einen Zylinderkopföffnungswinkel von 90 Grad auf, wie bei BMW auch. Bei Drehzahlen von rund 19.000 Umdrehungen in der Minute soll der RVX-03 rund 880 PS leisten, damit dürfte man auch in der kommenden Saison direkt hinter BMW und Ferrari zu den besten Motoren einzusortieren sein.

"Unser Hauptaugenmerk beim RVX-03 lag darauf, die Zuverlässigkeit mit einer Gewichtsreduktion, einem niedrigeren Schwerpunkt und einer verbesserten Leistung in Einklang zu bringen", so Motordesigner Luca Marmorini. "Wir behielten den Zylinderkopföffnungswinkel von 90 Grad bei, da wir sicherstellen wollten, dass wir bei dem starken Design der letzten Saison keine Kompromisse eingehen und nach den ersten Tests bin ich zufrieden."

Laut Designer Gustav Brunner ist beim neuen Auto kein Stein auf dem anderen geblieben. Bis auf das Lenkrad ? das im April ausgetauscht werden wird ? ist jedes einzelne Teil überarbeitet worden. Der Österreicher ließ durchsickern, dass man rund zehn Prozent mehr Abtrieb gefunden hat ? das wäre ein großer Schritt nach vorne: "Der TF103 ist eine Weiterentwicklung des TF102, wir haben allerdings wirklich kein Teil unangetastet gelassen", so Brunner.

Die technischen Spezifikationen des TF103:

Motor (RVX-03)
Toyota V10 / 90° / 2998 ccm

Kraftübertragung
Toyota Siebengang-Getriebe, halbautomatisch

Chassis (TF103)
Kohlefaser

Aufhängung
Push Rod, Torsion Bar vorne und hinten

Bremsen
Brembo

Stoßdämpfer
Sachs

Felgen
BBS Magnesium, hinten 13x12, vorne 13x13.5

Reifen
Michelin Pilot

Elektronik
Magneti Marelli

Maße:

Radstand
3.090mm

Gewicht
600 kg, inklusive Fahrer und Ballast

Länge
4.547mm

Vordere Spur
1.424mm

Hintere Spur
1.411mm