• 08.01.2003 17:44

  • von Fabian Hust

Toyota: "Wir kamen, sahen und lernten"

Mit wesentlich höheren Zielen geht Toyota in die neue Saison ? doch realistisch muss man trotzdem bleiben, da sind sich alle einig

(Motorsport-Total.com) - Nach der ersten Formel-1-Saison, die Toyota zwei WM-Punkte eingebracht hatte, konnte man bei den Japanern zufrieden sein: "Als Neuling in der Formel-1-Welt haben wir gute Arbeit verrichtet", so Tsutomu Tomita, Präsident der Toyota Motorsport GmbH. "Ich war jedoch angesichts des großen Abstands zwischen uns und den Top-Teams geschockt. Wir können angesichts eines solch großen Rückstands niemals zufrieden sein, aber wir haben vor, 2003 große Schritte nach vorne zu machen."

Titel-Bild zur News: TF103

Kann der neue Toyota TF103 die Erwartungen von Toyota erfüllen?

"Ich muss zugeben, dass wir noch einen weiten Weg nach vorne bis an die Spitze haben. Wir sind entschlossen, diese Lücke in einer möglichst kurzen Zeit zu schließen und unser Entwicklungstempo zu erhöhen, so dass wir den Erwartungen der Toyota-Kunden und ?Angestellten sowie der Motorsportfans weltweit gerecht werden können", so Tomita weiter, während Olivier Panis draußen auf dem verregneten Kurs von Paul Ricard erste Runden im neuen TF103 drehte.

Saisonziel: Regelmäßig punkten

Das Saisonziel gibt Tomita im Namen aller leitenden Angestellten des drittgrößten Automobilherstellers der Welt aus: "Ich würde gerne sehen, dass das Team regelmäßig in die Punkte fährt." Helfen sollen dabei auch die neuen Fahrer des Teams, Olivier Panis und Cristiano da Matta: "Die beiden sind eine exzellente Kombination aus einem erfahrenen und einem jüngeren Fahrer", so Tomita. "Ich bin zuversichtlich, dass die beiden positive und verschiedene Ideen in das Team einbringen werden."

Da Matta macht sich keine Sorgen

Bisher stand CART-Champion Cristiano da Matta ein wenig in der Kritik, weil er von den Zeiten seines Teamkollegen noch weit entfernt ist, doch der Brasilianer sieht es gelassen: "Ich habe noch jede Menge Zeit. Wir werden ausreichend viele Wochen testen können. Dies wird der vierte Test sein, an dem ich teilnehme und es werden noch sieben weitere kommen. Jedes Mal werde ich mehr und mehr lernen. Ich muss mich einfach an das Auto gewöhnen. Die Strecken zu lernen wird die größte Herausforderung sein."

Der Druck ist nicht nachvollziehbar

Für Teamchef Ove Andersson steht immer noch fest, dass Toyota in der ersten Saison zu viel unter Druck gesetzt wurde, gerade deshalb, weil man in den ersten Rennen zwei glückliche Punkte einfahren konnte: "Das Team absolvierte die erste volle Rennsaison und es ist nicht leicht abzuschätzen, welchem Druck das Team alle zwei Wochen ausgesetzt ist", so der Schwede. "Man muss das Auto verbessern, testen und sich überlegen, was man für kommendes Jahr machen kann. Klar testeten wir 2001, aber der erste richtige Test war das Rennen in Melbourne."

Howett ist begeistert

Andersson ist mittlerweile "nur" noch Teamchef, während der Brite John Howett die Rolle des Präsidenten der Toyota Motorsport GmbH (TMG) eingenommen hat. Mit der Arbeit seines Vorgängers kann er zufrieden sein: "Ich war schwer beeindruckt von der Qualität, der Haltbarkeit und Zuverlässigkeit des Autos, bedenkt man, dass alles von Null aus an aufgebaut worden war ? das Team, das Chassis und der Motor. Besonders beeindruckt haben mich die Anzeichen großer Verbesserungen gegen Ende der Saison."

"2003 wird das Jahr der Herausforderung"

Auch Keizo Takahashi, der "General Manager Car Design and Development" war mit der Leistung des Teams 2002 zufrieden: "Unsere Rennergebnisse hätten besser sein können, aber unsere Qualifying-Leistung mit neun Platzierungen in der Top 10 war sehr ermutigend. 2003 ist das Jahr der Herausforderung für uns, unsere Ziele sind aus diesem Grund viel größer als 2002. Wir müssen uns immer in der Top 10 qualifizieren und zum Ziel haben, alle Rennen in den Punkten zu beenden." In diesem Zusammenhang muss man sich natürlich in das Gedächtnis rufen, dass ab sofort für die ersten Acht Punkte vergeben werden.

Ein bisschen Nervosität?

Als "Vater" des neuen TF103 gilt Chefdesigner Gustav Brunner und der Österreicher wird wohl auch dieses Mal wieder leicht nervös nach Melbourne reisen: "Ich machte mir Sorgen, dass das Auto nicht so gut sein würde wie erhofft. Unser Ziel, uns zu qualifizieren und Rennen zu beenden, mag vielleicht untertrieben gewirkt haben, aber für uns war es absolut realistisch. Zurückblickend bin ich auf die Saison sehr stolz. Wir haben uns nicht in Verlegenheit gebracht und waren viel besser, als wir uns jemals hätten erträumen können."

Brunner: "Die Mechaniker haben mich schwer beeindruckt"

Laut Brunner sei das Team im vergangenen Jahr stark gewachsen: "Die Mechaniker haben mich mit ihrer unglaublichen Arbeit, die sie verrichtet haben, schwer beeindruckt. Für 2003 haben wir nun neue Ziele ? höher, schneller, besser. Mein persönliches Ziel ist es, in vielen Rennen aus der Top 10 zu starten und von dort aus oft in die Punkte zu fahren, wobei diese nicht auf Glück sondern mehr auf eine gute Leistung zurückzuführen sein sollen."

Kreyer: "Es wird hart werden"

Der Deutsche Norbert Kreyer ist für dieses Jahr vom Motorsportdirektor zum Renn- und Testmanager befördert worden und analysiert sachlich: "Das Team hat sich seit Melbourne 2002 stark verbessert. Am Anfang waren wir Neulinge und machten verständlicherweise zu Beginn Fehler, besonders bei den Boxenstopps haben wir große Fortschritte gemacht. Wir müssen realistisch sein. Alle anderen Teams werden sich ebenfalls stark verbessern. Es wird hart werden, aber wir wollen so oft wie möglich in die Punkte fahren."

Lernkurve darf nicht abflachen

Für Teammanager Ange Pasquali war der positive Aspekt der vergangenen Saison vor allem gewesen, dass man "nie in eine schwierige Situation hineingekommen ist, die man nicht mit extremsten Professionalismus hat beseitigen können. Wir müssen nun sicherstellen, dass sich unsere Lernkurve nicht abflacht." Viel erwartet sich Pasquali in diesem Zusammenhang auch von Teamneuling Panis: "Olivier hat bisher unsere Erwartungen erfüllt und uns mit wertvollem technischen Feedback versorgt."

Toyota nimmt nicht an "Freitagstestfahrten" teil

Damit man die notwendigen Entwicklungsschritte machen kann, wird das Team nicht an den "Freitagstestfahrten" teilnehmen sondern während der Saison frei testen: "Der Freitagmorgen könnte sich beim Setup des Autos als vorteilhaft herausstellen, aber wir müssen eine viel breitete Basis an Dingen lernen und entwickeln", so Teamchef Ove Andersson. "Wir wählen das freie Testprogramm, um während der Saison eine stabile Weiterentwicklung garantieren zu können." Helfen wird dabei Ricardo Zonta, den man als neuen Testfahrer verpflichtet hat.

Andersson: "Wir kamen, sahen und lernten"

Für Andersson steht fest, dass die letzten 12 Monate schneller vorbeigegangen sind, als man dies für möglich gehalten hat. Dabei hat man doch so viel erlebt: Den ersten öffentlichen Test, die Präsentation des Autos, das erste Rennen, den ersten WM-Punkt und die erste Platzierung unter den erste zehn in der Startaufstellung: "Wir kamen, sahen und lernten", bringt es der Schwede auf den Punkt. Und man darf sich sicher sein, dass die Japaner auch in der kommenden Saison noch jede Menge lernen werden.