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2014: Pirelli kann nicht mehr lange warten

Paul Hembery ist im Tauziehen um einen neuen Reifenvertrag ein geduldiger Verhandlungspartner, langsam scheint aber auch ihm die Geduld auszugehen

(Motorsport-Total.com) - Nach wie vor steht nicht fest, wer der technisch völlig reformierten Formel 1 ab 2014 die Reifen liefern wird. Pirelli hat sich zwar grundsätzlich bereiterklärt, den auslaufenden Dreijahresvertrag zu verlängern (beziehungsweise einen neuen Vertrag zu unterschreiben), doch Mitte April gibt es noch immer keine verbindliche Zusage - und die Zeit beginnt langsam zu drängen.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Motorsport-Direktor Paul Hembery

Paul Hembery wünscht sich einen baldigen Vertragsabschluss für 2014

Sportchef Paul Hembery hatte eigentlich schon im Januar oder spätestens Februar auf eine Zusage seitens des Grand-Prix-Sports gehofft, wartet aber bis heute vergeblich darauf. Allzu lange kann Pirelli jedoch nicht mehr warten: "Ich habe eine Deadline, aber ich habe niemandem gesagt wann", erklärt Hembery gegenüber 'Motorsport-Total.com' und begründet: "Ich will es nicht so aussehen lassen, als würden wir das als Druckmittel in den Verhandlungen missbrauchen, aber klar, es gibt eine Deadline im Unternehmen. Hoffentlich kommt es nicht so weit."

"Wir sind ein großes Unternehmen und müssen wissen, wofür wir unser Geld ausgeben", spricht er die Konzern-Budgetplanung für 2014 an. "Die Wahrheit ist, dass man angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa über alles nachdenken muss, und solange es keinen Vertrag gibt, steht alles zur Diskussion. Bei großen Investments wie diesen überlegen sich große Unternehmen immer, wie sie Geld sparen können. Wir wurden zum Beispiel gerade gebeten, einige unserer Businesspläne anzupassen, um auf die Euro-Krise zu reagieren."

Entscheidung liegt beim Konzernvorstand

"Projekte wie die Formel 1 stehen so lange unter Diskussion, bis alles unter Dach und Fach ist", sagt Hembery, der persönlich ein bekennender Racer ist und das Engagement am liebsten fortsetzen würde. Aber: "Das liegt nicht in meinen Händen. Ich kann dem Unternehmen nur den Wert der Formel 1 präsentieren. Solange es da ein Fragezeichen gibt, ist nichts sicher. Unser Vorstand wäre schließlich nicht der erste, der es sich über Nacht anders überlegt. Das haben wir schon bei vielen Herstellern erlebt."

Momentan spießen sich die Verhandlungen an mehreren Punkten. Zwar ist Pirelli grundsätzlich zufrieden mit der Markenpräsenz, doch die scharfe öffentliche Kritik, die in den vergangenen Wochen wieder zugenommen hat, wird in Mailand ebenso negativ wahrgenommen wie die Tatsache, dass man weniger als zehn Monate vor Beginn der Wintertests 2014 noch kaum Anhaltspunkte erhalten hat, wie die Reifen in Zukunft aussehen sollen.


Fotos: Großer Preis von China, Samstag


Freies Training könnte verändert werden

"Es wird einige Änderungen geben, mehr Testfahrten, was natürlich mehr Reifen erfordert", nennt Hembery ein Beispiel. "Dann gab es auch einen Vorschlag von Bob Fernley, das erste Training stärker dafür zu verwenden, junge Fahrer fahren zu lassen, beziehungsweise den kleinen Teams zu ermöglichen, Paydriver einzusetzen - Leute, die dazu bereit sind, für diese Erfahrung Geld zu bezahlen. Wir versuchen, dafür Lösungen zu finden, und die Diskussionen gehen weiter."

"Die Regeländerungen für 2014 sind so einschneidend, dass jeder am besten sofort mit der Arbeit beginnen sollte. Es ist eigentlich schon fast zu spät", klagt er. "Man hört, dass der neue Antriebsstrang mehr Drehmoment und damit stärker durchdrehende Räder erzeugen wird, und man hört, dass sich die Größe der Reifen ändern muss. Je mehr verändert wird, desto eher wird es unmöglich. Da passiert nächstes Jahr eine ganze Menge, aber die Formel 1 sollte als Sport sicherstellen, dass wirklich nur Premiumprodukte verwendet werden."

Pirelli-Reifen

Derzeit steht nicht fest, wer nächstes Jahr die Formel-1-Reifen liefern wird Zoom

Eine Veränderung der Größe hält er für "unwahrscheinlich", denn "dafür ist es zu spät". Noch dazu variiert "von Team zu Team", was genau gewünscht wird: "Es ist unwahrscheinlich, dass es diesbezüglich einen Konsens geben wird. Einige Simulationen lassen darauf schließen, dass Änderungen notwendig sind, Änderungen auch bei Struktur und Material. Wenn jemand sagt, dass sie an ihren Daten sehen, dass die Reifendimensionen geändert werden sollten, dann muss es ja einen Grund dafür geben..."