2014: Kovalainen klammert sich an Minichance

Heikki Kovalainen will es nicht wahrhaben, aber seine Formel-1-Karriere scheint zu Ende zu sein - Experte Marc Surer rät zum Wechsel in eine andere Rennserie

(Motorsport-Total.com) - 109 Grands Prix hat Heikki Kovalainen in seiner Karriere bestritten, doch dass noch weitere dazukommen, ist laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' unwahrscheinlich. Auch wenn er selbst die Hoffnung auf ein Formel-1-Renncockpit noch nicht begraben will, scheinen seine Chancen in Wahrheit nur noch minimal zu sein. Noch dazu muss er alles auf eine Karte setzen, denn abseits von seinem derzeitigen Arbeitgeber Caterham gibt es keine Optionen für 2014.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Die Formel-1-Karriere von Heikki Kovalainen neigt sich unaufhaltsam dem Ende zu Zoom

"Ich habe mit einigen Teamchefs persönlich gesprochen", erklärt Kovalainen gegenüber 'Motorsport-Total.com' und räumt ein, dass "keine ernsthaften Verhandlungen" dabei waren. Zwar halten ihn im Paddock viele noch für gut genug, um speziell einem kleinen Team helfen zu können, doch die kleinen Teams sind großteils darauf angewiesen, dass ihre Fahrer Geld mitbringen - und dagegen wehrt sich der Finne, weil er nicht in der Schublade Paydriver abgelegt werden will.

"Die Teamchefs wissen, dass ich verfügbar bin, aber sie wissen auch, dass ich kein Budget mitbringe", sagt er. "Viele Teams stecken in finanziellen Schwierigkeiten und warten ab, ob sie ihre Probleme lösen können. Wenn nicht, dann gibt es Fahrer mit viel Geld, die auf der Liste weiter oben stehen. Sobald sich diese Situation aufklärt, sehen Fahrer wie ich, welche Möglichkeiten es gibt." Nachsatz: "Alles ist offen, noch nichts entschieden."

Nur bei Caterham mit einer Minichance

Damit bezieht sich Kovalainen allerdings vor allem auf Caterham, denn nirgendwo sonst ist er ein ernsthaftes Thema. Und selbst Caterham-intern macht man hinter vorgehaltener Hand kein Geheimnis draus, dass die Fahrerwahl in erster Linie von kommerziellen Zwängen abhängt. Sprich: Wer am meisten Geld mitbringt, hat die besten Chancen. Dass in dieser Rechnung am Ende für Kovalainen ein Stammcockpit herausspringen wird, glaubt niemand mehr - außer Kovalainen selbst.

"Bei Caterham ist die Situation ganz klar: Die Eigentümer müssen entscheiden, was sie tun wollen. Sie wissen, was sie an mir haben, und das Verhältnis zum Team ist sehr gut. Das ist nicht das Problem", sagt der 32-Jährige und ergänzt: "Ich bin bereit zu warten. Wenn sie jemand anderen nehmen, fasse ich das nicht persönlich auf. Daher mache ich auch keinen Druck. Wenn sie Sponsoren finden oder selbst mehr Geld investieren, dann stehen meine Chancen gut. Ich glaube sogar, dass ich dann die besten Chancen hätte."

"Es geht nur um die Strategie, die das Team nächstes Jahr verfolgen will, ob sie Fahrer mit Budget holen - oder jemanden wie mich, ohne Budget. Da warte ich auf ihre Entscheidung", sagt Kovalainen - und hat damit wahrscheinlich sogar recht. Aber Teamchef Cyril Abiteboul stellt klar, dass er in dieser Frage "viele Optionen" hat, und betont: "Wir möchten es relativ schnell erledigt haben, vor allem früher als vergangenes Jahr." Für 2013 wurde die Fahrerpaarung nämlich erst am 1. Februar finalisiert.


Fotostrecke: Lackierung eines Formel-1-Chassis

Caterham wünscht sich einen Entwicklungsfahrer

In Frage kommt jeder, der sich nicht allzu dumm anstellt und ein bisschen Geld in der Tasche hat. Aber in einer idealen Welt würde Abiteboul natürlich auf jemanden wie Kovalainen setzen: "Wir wünschen uns jemanden, der zuverlässiges Feedback geben kann, denn wir müssen das Auto während der Saison weiterentwickeln - anders als diese Saison", argumentiert er. "Wir müssen uns einstellen, die Fahrer müssen sich einstellen, alles wird neu sein. Da könnte Erfahrung sehr wichtig sein."

Kovalainen wäre sogar dazu bereit, ein weiteres Jahr dritter Mann zu spielen, in der Hospitality rumzusitzen und nur an manchen Freitagen zu fahren: "Ich möchte in der Formel 1 bleiben", seufzt er. "Dieses Jahr bin ich keine Rennen gefahren, aber jedes Mal, wenn ich im Auto gesessen bin, war es toll. Das ist das Beste an diesem Job." Mit dem Wechsel in eine andere Rennserie, etwa die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) oder die DTM, will er sich daher noch nicht konkret befassen.

Cyril Abiteboul

Teamchef Cyril Abiteboul wünscht sich im Idealfall einen routinierten Fahrer Zoom

Dabei sollte er in den Augen von Marc Surer genau das tun: "Es gibt im Moment attraktive andere Serien, zum Beispiel im Sportwagen-Bereich. Ich würde mich dahin orientieren, denn da hast du auch eine Zukunft, da kannst du auch die nächsten Jahre fahren", meint unser Experte. "Wenn er jetzt noch einmal in ein Formel-1-Auto kommt, wird er dann bezahlt? Es nützt auch seinem Ruf nichts mehr, wenn er jetzt noch fährt. Das hat er hinter sich. Eigentlich hätte er sich schon längst anders orientieren müssen."

Surer: Kovalainen hat seine Chance(n) selbst vertan

Kovalainen betrachtet der ehemalige Formel-1-Pilot "als einen, der seine Chance nicht genutzt hat. Eigentlich hatte er sogar zwei Chancen, einmal bei Renault und später bei McLaren die ganz große Chance, denn McLaren war damals überlegen. Aber er konnte sie nicht nutzen. Ich glaube, als Heikki den Sprung in die Formel 1 geschafft hat, dachte er sich: 'Jetzt hab ich's geschafft!' Aber wenn du in die Formel 1 kommst, musst du erst richtig anfangen zu arbeiten, weil hier alle gut sind. Das hat er verpasst."

Kovalainen selbst will sich aber noch nicht damit anfreunden, dass seine einst vielversprechende Formel-1-Karriere nach nur einem Grand-Prix-Sieg (Ungarn 2008 auf McLaren) zu Ende sein soll: "Ich glaube nicht, dass die Zeit schon reif ist, um weiterzuziehen. Jetzt würde ich meine besten Leistungen bringen, denn ich habe schwierige Zeiten durchgemacht und bin stärker aus ihnen hervorgegangen. Die einzige Möglichkeit, das zu beweisen, wären Rennen", weiß er.

"Wenn du in die Formel 1 kommst, musst du erst richtig anfangen zu arbeiten." Marc Surer

Übrigens: Wäre Landsmann Kimi Räikkönen nicht nach Abu Dhabi gekommen, wäre wahrscheinlich Davide Valsecchi im zweiten Lotus gesessen. Hätte man Kovalainen gefragt, hätte er so ein Angebot natürlich nicht ausschlagen können. Das will er aber nicht als Pauschalantwort für solche Situationen verstanden wissen: "Wenn es ein Topauto ist, na klar, dann musst du so eine Chance nutzen. Aber sonst würde ich mir überlegen, ob es sich lohnt oder ob es sogar schaden kann."