• 01.06.2008 15:23

  • von Stefan Ziegler

15 Sekunden Bleifuß mit Alex Wurz

Honda-Testfahrer Alex Wurz stellt eine Runde auf dem Circuit Gilles Villeneuve aus der Perspektive des Fahrers vor

(Motorsport-Total.com) - Montréal ist ein besonders Pflaster für Alexander Wurz: 1997 war er hier erstmals unterwegs, im Jahr darauf überschlugen sich die Ereignisse für den Österreicher förmlich - nach mehreren Saltos landete sein Benetton kurz nach dem Start im Kiesbett. Wurz blieb unverletzt und stand beim Restart natürlich wieder auf der Matte und wurde Vierter. 2007 schloss sich dann der Kreis, als der ehemalige Silberpfeil-Tester in Kanada seinen bislang letzten Podestplatz in der Formel 1 erzielte.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Im Vorjahr stand der Österreicher Alexander Wurz noch in Williams-Diensten

"Montréal ist wirklich ein sehr toller Grand Prix. Es besteht eine gewisse Ähnlichkeit zu Australien, denn jeder geht dort gerne hin und es ist eine großartige Stadt in der Nähe, wo es jede Menge gute Restaurants und eine lebhafte Atmosphäre gibt. 1997 habe ich dort mein Formel-1-Debüt gegeben, also verbinde ich damit den Moment, wo alle Puzzleteile für mich zusammenpassten und daher freue ich mich sehr darauf, wieder einmal nach Kanada zurückzukommen."#w1#

Nahe ran an die Mauern

"Unmittelbar nach Monaco fühlt sich das Auto sehr seltsam an, denn man fährt mit nur geringem Abtrieb", erläuterte Wurz im Vorfeld des Nordamerika-Rennens. "Man rutscht dann ziemlich viel herum und du musst dich wohl oder übel damit abfinden, dass du nur schwerlich eine gute Balance finden wirst. Das Graining der Reifen ist auch ein wichtiger Punkt."

"Du kommst an Kurve eins im sechsten Gang an und das ist eine dieser Kurven, die dich zum späten Bremsen verleitet. Die Kerbs auf der linken Seite nimmst du voll mit und bremst spät. Das Auto wird dabei instabil und die Kerbs fühlen sich schlimmer an, als sie tatsächlich sind. Diese Kurve führt direkt in eine Rechtskurve, die im ersten Gang genommen wird. Da ist am Beginn des Rennwochenendes immer sehr rutschig, aber das gibt sich, je mehr Gummi auf die Straße kommt."

"Die Kurven drei und vier bilden eine weitere Schikane und wenn die Strecke besser wird, kannst du da richtig aggressiv reindonnern und angreifen", wie der 34-Jährige aus Erfahrung weiß. "Am Ausgang kommt man den Mauern auf der rechten Seite ziemlich nahe, unmittelbar bevor du dein Auto für die langgezogene Vollgas-Rechtskurve wieder nach links orientierst."

Ein guter Topspeed ist Trumpf

"Die folgende Schikane ist beim Anbremsen sehr holprig, aber man kann trotzdem sehr spät verzögern und die Kerbs auf der linken Seite mitnehmen. Du musst halt aufpassen, das Auto nicht zu destabilisieren, denn du musst den Rechtsknick Vollgas nehmen, woran sich eine lange Gerade anschließt."

"Dann fährst du unter einer Brücke durch und kommst zu einer weiteren Schikane, die aber nur einen Einlenkpunkt aufweist. Den verpasst man gerne einmal und in jedem Jahr sieht man Fahrer, die hier geradeaus düsen. Als nächstes kommt die Haarnadel. Die nimmt man im zweiten oder dritten Gang, je nach Getriebeübersetzung. Es ist besonders wichtig, eine gute Traktion am Kurvenausgang zu haben, denn danach schließt sich die längste Gerade an."

"Für etwas 15 Sekunden hast du einen Bleifuß, bevor du hart auf die Bremsen gehen musst, um die letzte Schikane anzubremsen", erklärte Wurz die wichtige Schlusspassage. "Man versucht dort, immer später zu bremsen, muss dabei aber aufpassen, denn da kann schnell einmal mächtig etwas schief gehen. Nur ein kleiner Fehler und du hängst in der 'Wall of Champions', ehe du dich versiehst."

"Die besten Überholmöglichkeiten auf einer Runde gibt es vor der Haarnadel und der letzten Schikane. Das ist aber vor allem gegen Ende des Rennens wegen dem Dreck abseits der Linie keine leichte Geschichte."