13 Jahre Ferrari für Jean Todt
Seit 13 Jahren ist der Franzose Teamchef bei Ferrari, doch Sentimentalitäten liegen ihm fern - ein erfolgreiches Rennen in Magny-Cours sei wichtiger
(Motorsport-Total.com) - Der Frankreich-Grand-Prix markiert in diesem Jahr das einhundertjährige Jubiläum des Grand-Prix-Sports, doch alljährlich war und ist das Rennen in Magny-Cours für Jean Todt ein Jubiläum. 1993 stand der Franzose erstmals als Teamchef von Ferrari hinter der Boxenmauer. Der Mann, der Peugeot in der Rallye-WM an die Spitze führte, sollte nun die "Roten" aus Maranello aus dem Chaos ziehen.

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Jean Todt ist nun schon seit 13 Jahren bei Ferrari Teamchef
Todt aber ist kein äußerst sentimentaler Mensch, als herausragend würde er das Rennen in seiner Heimat kaum bezeichnen. "Natürlich ist der Frankreich-Grand-Prix ein Heimrennen für mich", erklärte er. "Aber ich habe viele Heim-Grands-Prix, auch den in Italien. Aber ich gehöre nicht zu jenen, denen ein Jubiläum so viel bedeutet."#w1#
"Aber ist wahr, dass der Frankreich-Grand-Prix das erste Rennen war, dem ich beiwohnte, nachdem ich bei Ferrari 1993 begann", fuhr er fort. "Ich kam von Peugeot hierher, wechselte von einem Tag zum nächsten zu Ferrari. Aber das Jubiläum war am 1. Juli, also eigentlich in Indianapolis. Dort hätte man diese 13 Jahre feiern sollen, aber beim Frankreich-Grand-Prix begann ich ja die Arbeit bei Ferrari. Aber ich denke darüber wie über jeden anderen Jahrestag oder einen Geburtstag."
Der längste Job des Franzosen
Immerhin dachte er vor 13 Jahren nicht an ein so langfristiges Engagement in Maranello. "Wenn man mir 1993 gesagt hätte, dass ich heute immer noch hier wäre, dann hätte ich das nicht geglaubt", so Todt. "Es ist die längste Periode, die ich mit einem Job verbrachte. Ich war zwar von 1966 bis 1981, also 15 Jahre lang, Rallye-Beifahrer, aber eben mit vielen verschiedenen Teams und Fahrern. Dann war ich beim 'PSA'-Konzern (Citroën und Peugeot; Anm. d. Red.) vom Oktober 81 bis Juni 93. Das waren zwölf Jahre und drei Monate. Und bis jetzt sind es 13 Ferrari-Jahre, und es ist ja noch nicht vorbei."
Abgesehen von seiner eigenen Person verbinden ihn auch schöne Rennsportereignisse mit Magny-Cours. Das beste Rennen sei wohl das des Jahres 2002 gewesen. "Michael (Schumacher) sicherte sich hier den Fahrertitel, im erst elften Saisonrennen", erklärte er. "In gewisser Weise hat dieser Tag die Formel 1 revolutioniert, denn es führte zu einer neuen Punkteverteilung und neuen Regeln, da wir alle unsere Gegner entmutigt hatten."
Auch das Rennen 2004 "war einzigartig", so Todt. "Wir gewannen das Rennen mit Michael, der auf einer Vier-Stopp-Strategie war. Es war ein Plan 'Alles oder Nichts'. Wir mussten gewinnen und waren auch etwas verzweifelt, aber 2002 war totale Dominanz angesagt. Um zu gewinnen muss man so viele Elemente zusammenbringen, und wir haben das besser als die anderen Teams bewerkstelligt."
Doch in den vergangenen Jahren rückte Ferrari in Magny-Cours ein wenig aus dem Rampenlicht heraus, immerhin ist es das Heimrennen von Renault. "Es stimmt schon, wenn Renault in Frankreich fährt oder mit Fernando Alonso in Spanien, dann sieht man mehr T-Shirts von ihnen auf den Tribünen, mehr von ihren Fahnen. Ihr Blau ist dann häufiger vertreten als unser Rot", erklärte Todt.
Todt erwartet ein enges Rennen in Magny-Cours
Dennoch ist die Unterstützung für Ferrari auch in Frankreich gegeben. "Bei Ferrari gibt es, verglichen mit den anderen Teams, einen großen Unterschied: Wir haben eine einzigartige Unterstützung auf der ganzen Welt", erklärte er. "Egal wie unsere Leistungsfähigkeit ist oder wie gut unsere Ergebnisse sind, wir genießen in jedem Land auf der Welt Unterstützung. Die ist natürlich mit den 'Tifosi' in Italien oder in Deutschland wegen Michael noch größer. Vielleicht stehen unsere Gegner daher etwas mehr im Rampenlicht als bei anderen Rennen."
Einen Heimvorteil gibt es in Magny-Cours aber für kein Team, denn nur selten macht der Testtross der Formel 1 auf dieser Strecke Station. Bei Ferrari fühlt man sich ohnehin gut vorbereitet auf den elften Saisonlauf. "Der Zweitagestest verlief gut", so Todt über die Testfahrten in Jerez. "Aber ich würde nicht sagen, dass uns die neuen Teile einen großen Leistungsvorteil bringen. Das vergangene Rennen in Indianapolis verlief gut für uns und wir konnten den Abstand in beiden Meisterschaften verkürzen."
Ferrari aber muss weiter aufholen, doch in Frankreich gestaltet sich die Lager komplizierter. "Ich denke, dass hier in Frankreich unsere Hauptgegner wieder stärker sein werden, es wird wieder enger zwischen den Top-Teams zugehen", erklärte der Ferrari-Teamchef. "Wir haben in dieser Saison schon gesehen, dass das Ergebnis von vielen verschiedenen Dingen abhängt. Aber das Arbeitsfenster der Reifen trägt wohl besonders um Ergebnis bei. Aber ob nun Heimrennen oder nicht, wir bei Ferrari werden so hart wie immer arbeiten."

