• 25.07.2010 18:05

  • von Britta Weddige

Wurz: "Es war eine offensichtliche Teamorder"

Der ehemalige Formel-1-Fahrer Alexander Wurz im Interview über das Rennen in Hockenheim und den Platztausch der beiden Ferrari-Piloten

(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat beim Großen Preis von Deutschland 2010 einen Doppelsieg eingefahren, der nach der Meinung von einigen Experten allerdings einen Schönheitsfehler aufweist: Nach zwei Dritteln der Distanz ging Fernando Alonso augenscheinlich kampflos an Felipe Massa vorbei, was von den Rivalen als Stallregie ausgelegt wurde. Alexander Wurz sieht diese Situation nicht anders. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht der Österreicher über seine Eindrücke aus Hockenheim.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Für Alexander Wurz steht fest: Ferrari hat sich in Hockenheim der Stallorder bedient

Frage: "Alexander, Ferrari feierte in Hockenheim einen Doppelsieg, doch das Thema, was alle beschäftigt, ist die Frage, ob es eine Teamorder gab. Was ist deine Meinung? Musste Felipe Massa vom Gas gehen?"
Alexander Wurz: "Ich würde sagen, die Teamorder wurde offensichtlich versteckt ausgesprochen. Es wurde sehr ungeschickt über Funk transportiert."#w1#


Fotos: Großer Preis von Deutschland


"Nach dem Zwischenfall zwischen Schumacher und Barrichello im Jahr 2002 ist das Regelwerk glasklar: Teamorder ist verboten. Das Regelwerk wurde hier nicht berücksichtigt, denn es war eine offensichtliche Teamorder. Ich bin nicht happy mit dieser Situation. Ich finde es aber gut, dass die Medien hier im Fahrerlager der Formel 1 die Polizei sind."

Vettel sichert sich immerhin viele Punkte

Frage: "Denkst du, dass es noch Konsequenzen in dieser Angelegenheit gibt, oder wird das so hingenommen?"
Wurz: "Ich weiß, dass sie diskutieren. Es gibt einige Fristen, die dabei zu beachten sind, wenn die Teams Protest einlegen wollen. Die FIA könnte das auch intern anzeigen."

"Die FIA könnte das auch intern anzeigen." Alexander Wurz

"Das muss Charly Whiting (Rennleiter der Formel 1; Anm. d. Red.) machen. Die Stewards sind nämlich nur die Richter. Wenn die Rennkommissare diesen Fall auf den Tisch bekommen, versuchen sie, sich die Beweise - Daten und Aussagen - zu besorgen. Anschließend wird eine Entscheidung gefällt."

Frage: "Die deutschen Fans haben auf einen Vettel-Sieg gehofft, doch der Red-Bull-Fahrer hat bereits beim Start an Boden eingebüßt. Hatte er danach keine Chance mehr gegen Ferrari?"
Wurz: "Nein, da war keine Chance mehr. Vettel hat den Start verloren - schon in Silverstone hat er den Start nicht optimal erwischt. Er hat dann das Cleverste gemacht, was er machen konnte: Punkte sammeln."

"Dass er alle verfügbaren Zähler einheimst, wird für ihn zu Saisonende noch wichtig sein. Natürlich: Es war sein Heim-Grand-Prix. Es wäre etwas kitschig gewesen, von der Pole-Position aus zu gewonnen. Vettel war heute stark drauf, doch sein Red Bull war im Verhältnis zu Ferrari nicht mehr ganz so gut."¿pbvin|512|2950|mercedes|0|1pb¿

Red Bull und Ferrari auch in Ungarn in Topform?

Frage: "Michael Schumacher wollte seinen Fans bei seiner Rückkehr nach Hockenheim ein Podium bescheren. Auch das hat nicht geklappt. Wie bewertest du seinen Auftritt?"
Wurz: "Mercedes hat ein Problem mit dem Auto, das sie noch nicht weiterentwickelt haben. Die anderen Teams haben Fortschritte gemacht. Williams stand in der Startaufstellung zum Beispiel vor dem Mercedes."

"Weder Nico noch Michael ist es gelungen, auch nur in die Reichweite des Podiums zu gelangen." Alexander Wurz

"Dann wird die Sache natürlich noch einmal schwieriger, wenn du mit Kompromissen oder alternativen Strategien ins Rennen gehst. Da tut man sich schwer, eine gute Vorstellung abzuliefern. Weder Nico noch Michael ist es gelungen, auch nur in die Reichweite des Podiums zu gelangen."

Frage: "Schon in einer Woche geht es in Budapest weiter. Der Hungaroring ist eine ganz andere Strecke als der Hockenheimring. Wer wird dort die Nase vorne haben?"
Wurz: "Gute Frage. Da erwischst du mich jetzt auf dem falschen Fuß. Lass mich kurz überlegen. Red Bull wird natürlich sehr stark sein."

"Auch mit Ferrari ist zu rechnen. Letztere waren vor allem im Motodrom von Hockenheim sehr schnell. Ich denke, diese beiden Teams werden wieder den Ton angeben. Wenn es viel Gummiabrieb und keinen Regen gibt, dann sollte auch ein McLaren wieder halbwegs dabei sein."