• 20.04.2010 13:11

  • von Lennart Schmid

Friedliche Stimmung in der Formel 1: Todt kommt gut an

FIA-Präsident Jean Todt gilt als Friedensstifter in der Formel 1 - Unabhängigkeit von Bernie Ecclestone macht ihn bei den Teamchefs beliebt

(Motorsport-Total.com) - Die Stimmung in der Formel 1 ist so gut wie lange nicht mehr. Beobachter der Szene machen die Amtsführung des neuen FIA-Präsidenten Jean Todt dafür verantwortlich. Zu Todts erklärten Zielen gehört es nämlich, innerhalb des Weltverbands "Strukturen zu verändern", wie er nach seiner Wahl verlauten ließ. Prompt steht seit dieser Saison bei jedem Rennen ein ehemaliger Grand-Prix-Pilot den Rennkommissaren beratend zur Seite, um bei strittigen Situationen auf der Strecke künftig gerechtere und weniger willkürliche Entscheidungen zu treffen.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone und Jean Todt

Bernie Ecclestone (l.) attestiert Jean Todt einen neuen, "regierenden" Führungsstil

Doch Todts neuer Führungsstil definiert sich nicht allein über simple Personalentscheidungen. Der Franzose setzt mehr auf einen gleichberechtigten Dialog zwischen allen Parteien - und weniger auf direkte Konfrontation, wie sein Vorgänger Max Mosley. Todt führe die FIA "eher wie eine Regierung und nicht wie ein Alleinunterhalter", konstatiert Bernie Ecclestone.#w1#

Dass dies aus dem Munde des Formel-1-Zampanos Ecclestone nicht zwangsläufig als Lob zu verstehen ist, zeigen nicht nur dessen Einlassungen zur Effizienz von demokratischen Systemen. "Die Welt ändert sich so schnell und Entscheidungen müssen schnell getroffen werden. Die Regierung sagt etwas, dann sagt die Opposition etwas anderes, dann gibt es einen Kompromiss und dann wird dieser Kompromiss wieder geändert. Bis das alles geschehen ist, ist es längst zu spät", sagte der 79-Jährige im März gegenüber der 'Mail on Sunday'.

Todt kommt offenbar trotz seiner Vergangenheit als langjähriger Ferrari-Teamchef bei den übrigen Formel-1-Teams gut an. "Es herrscht eine konstruktive Atmosphäre", wird Mercedes-Sportchef Norbert Haug von 'dpa' zitiert. "Ich hoffe, die Kooperation geht so weiter." Todt versteht sich als Teamplayer, der sich zur Not auch gegen Ecclestone durchsetzt, wie im Falle des neuen Punktesystems oder bei der (Nicht-)Vergabe des 13. Startplatzes in der Formel 1 nach dem Aus von US F1 geschehen.

Todt profiliert sich gegen Ecclestone

Der neue FIA-Präsident erarbeitet sich so den Ruf, unabhängig vom ehemaligen Erfolgsduo Ecclestone-Mosley zu sein. Einige Teams favorisierten vor Todts Wahl dessen Gegenkandidaten Ari Vatanen, da sich dieser klar gegen Mosley positioniert hatte. Todt galt dagegen als Wunschkandidat des eloquenten Briten und war einigen in der Motorsportszene deshalb zunächst suspekt.

Allerdings hat Todt die Rennställe und Hersteller in der Formel 1 mit seiner auf Deeskalation ausgerichteten Art überzeugt. Nach zuletzt drei Jahren, die von diversen Skandalen und Sportgerichts-Prozessen geprägt waren, herrscht nun Einigkeit in der "Königsklasse". Dass dies aber in diesem Geschäft nichts bedeuten muss, weiß auch Haug: "Es wird auch in der Zukunft wieder harte Kämpfe geben."