Cooler Vettel holt in Schanghai Pole-Position!

Hochspannung im Qualifying in Schanghai: Sebastian Vettel vor Alonso und Webber auf Pole, Brawn erst dahinter - Herbe Enttäuschung für BMW

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel ist der coolste Hund von China: Im heutigen Qualifying auf dem 5,461 Kilometer langen Shanghai International Circuit sicherte sich der Youngster sensationell seine zweite und die insgesamt 80. deutsche Pole-Position in der Formel 1! Erstmals war ihm dieses Kunststück in Monza 2008 gelungen - und tags darauf gewann er damals den Grand Prix von Italien...

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Sebastian Vettel und Mark Webber

Einmal Renault, zweimal Red Bull: Alonso, Polesetter Vettel und Webber

Das Top-10-Finale, das die - heute deutlich zahlreicher als gestern erschienenen - chinesischen Fans geboten bekamen, hatte es wahrlich in sich: Nach dem ersten Run konnten praktisch alle im zweiten und letzten Versuch noch einmal zulegen, sodass der Zeitenschirm vor grünen und türkisen Sektoren nur so wimmelte. Und allen war klar: Am Ende würde entweder ein Red-Bull-Renault- oder ein Brawn-Mercedes-Pilot vorne stehen.#w1#

Teammatch Brawn vs. Red Bull

Brawn hatte in Q1 Doppelbestzeit erzielt, Red Bull in Q2. Unterm Strich war dann Vettel am besten drauf: Der 21-Jährige verzichtete in Q2 und Q3 jeweils auf den ersten Run, zeigte aber in den entscheidenden Momenten keine Nerven und fuhr im Finish eiskalt eine Bestzeit von 1:36.184 Minuten! Dies ist umso bemerkenswerter, als er trotz der generell sehr knappen Abstände 0,197 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten herausholte.

Fernando Alonso

Immer da, wenn es wirklich um etwas geht: Ex-Weltmeister Fernando Alonso Zoom

Und damit sind wir auch schon bei der eigentlichen Überraschung der Session, denn nach einem an und für sich verkorksten Wochenende schob sich in letzter Sekunde noch Fernando Alonso (Renault) in die erste Reihe. Der spanische Ex-Weltmeister profitierte wohl vom neuen Interimsdiffusor, der eilig entwickelt wurde, zeigte aber auch eine fahrerische Ausnahmeleistung. Mit der wies er sogar Mark Webber (3./+ 0,282) im zweiten Red-Bull-Renault in die Schranken.

Damit ist nach zwei Pole-Positions und zwei Siegen die Brawn-Dominanz vorläufig durchbrochen: Rubens Barrichello (+ 0,309) und Jenson Button (+ 0,348) hatten schon im zweiten Segment klaren Rückstand auf die Red Bulls und mussten sich am Ende mit den Startpositionen vier und fünf zufrieden geben. Barrichello setzte übrigens wieder auf das gelbe Helmdesign, nachdem er am Vormittag kurz zu seinen klassischen Farben zurückgekehrt war.

Zwei vs. drei Stopps?

Doch für morgen sind die beiden weiß-gelben Boliden noch lange nicht abzuschreiben, denn wie man im Fahrerlager munkelt, könnten die Top 3 auf eine Dreistoppstrategie setzen. Hintergrund: Die weicheren Bridgestone-Slicks sind deutlich schneller als die härtere Primemischung, verschleißen dafür aber wesentlich früher. Aufgedeckt werden die geplanten Strategien dann spätestens mit der Offenlegung der Fahrzeuggewichte durch die FIA.


Fotos: Großer Preis von China, Samstag


Mit bereits mehr als einer halben Sekunde Rückstand sicherte sich Jarno Trulli (Toyota) den sechsten Platz, gefolgt von Nico Rosberg (Williams-Toyota/+ 1,213), Kimi Räikkönen (Ferrari/+ 1,905) und Weltmeister Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes/+ 2,411). Die beiden Topteams der vergangenen Jahre kassierten aber neuerlich eine Niederlage, denn Heikki Kovalainen (12.) und Felipe Massa (13.) schieden sang- und klanglos im extrem umkämpften Q2 aus.

Zehnter und letzter Finalist war völlig überraschend der junge Schweizer Sébastien Buemi im Toro-Rosso-Ferrari, der damit den bisher größten Erfolg seiner Formel-1-Karriere feiern darf. Buemi stellte seinen Teamkollegen Sébastien Bourdais (16.) einmal mehr klar in den Schatten, sah aber in Q3 keine Chance mehr und büßte mit wahrscheinlich vollen Tanks mehr als drei Sekunden auf die Spitze ein. Da tat auch ein kleiner Ausritt nicht weiter weh.

Knapp vorbei ist auch daneben

Gedämpft dürfte die Stimmung im BMW Sauber F1 Team sein: Nick Heidfeld verpasste den Finaleinzug als Elfter um gerade mal eine Hundertstelsekunde, während Robert Kubica (ohne KERS) als 18. schon nach den ersten 20 Minuten zusammenpacken konnte. Zumindest profitiert der Pole von der Rückversetzung von Timo Glock (Toyota), der wegen eines Getriebewechsels nach dem Freien Training vom 14. auf den 19. Platz zurückfällt.

Robert Kubica

Besonders bitter: Robert Kubica musste schon nach 20 Minuten aussteigen Zoom

Nelson Piquet (Renault) konnte neuerlich nicht an die Performance seines Stallgefährten Alonso anknüpfen, allerdings muss man dem 17. des Qualifyings auch zugute halten, dass sein R29 noch nicht mit dem neuen Diffusor ausgestattet ist, der über Nacht nur am Einserwagen montiert worden war. Auch Bourdais enttäuschte: Der Franzose kam in Kurve acht von der Ideallinie ab, rutschte in den Schmutz und verlor dadurch für einige Kurven Reifengrip.

Für die kurioseste Szene des Tages hatte bereits in Q1 Webber gesorgt, der - auf den Spuren der Herren Hamilton und Rosberg - dem Kiesbett in der Boxeneinfahrt einen Besuch abstattete. Zum Glück konnte der Routinier aber weiterfahren, sodass sein Fauxpas ohne Folgen blieb. Gelegenheit, es besser zu machen, hat er schon morgen - zumindest war sein Team noch nie zuvor so gut aufgestellt wie vor dem dritten Saisonrennen 2009...