• 07.04.2009 14:43

  • von Christian Nimmervoll & Britta Weddige

Biobenzin: Mosley erneuert seine Bedenken

FIA-Präsident Max Mosley hält Biobenzin nicht für besonders sinnvoll und forciert stattdessen das Energierückgewinnungssystem KERS

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 kämpft derzeit um ein umweltfreundlicheres Image, von dem auch die involvierten Automobilhersteller profitieren würden. Die Position von FIA-Präsident Max Mosley ist dabei klar: Der Brite wünscht sich keine weitere Erhöhung des Biobenzinanteils von derzeit 5,75 Prozent, sondern lieber eine Forcierung von Effizienzthemen wie dem Energierückgewinnungssystem KERS.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Bereits 2007 äußerte Max Mosley erstmals Bedenken zum Thema Biobenzin

"Es besteht die Gefahr, dass die Leute von neuen Ideen für umweltfreundlichen Motorsport zu begeistert sind. Ein Beispiel ist der Biosprit", erklärte Mosley im Rahmen einer Pressekonferenz am Rande der Rallye Portugal. "Wir wissen inzwischen, dass die erste Generation dieser Biokraftstoffe negativ sind, da man damit Menschen ihre Lebensmittel wegnimmt. Die erste Generation dieser Kraftstoffe und Lebensmittel kommen aus derselben Quelle, und wenn es eine Milliarde Menschen gibt, die nicht genug zu essen haben, dann ist das wirklich nichts Gutes."#w1#

Effizienz statt Biobenzin

"Wir versuchen, zum effizienten Energienutzen zu ermutigen statt vorzugeben, aus welchen Quellen die Energie kommen muss." Max Mosley

"Vielleicht ist das bei der zweiten Generation anders", fuhr er fort, "aber in der Formel versuchen wir, zum effizienten Energienutzen zu ermutigen statt vorzugeben, aus welchen Quellen die Energie kommen muss. Wenn man eine gegebene Quantität von Energiequellen, zum Beispiel Kraftstoffe, besser nutzen kann, dann ist das auch die Richtung, in die sich die Automobilindustrie bewegen will und muss."

KERS sei ein gutes Beispiel für seine Initiative: "KERS musste kommen, denn jeder kann sehen, dass es völlige Verschwendung ist, wenn Autos die Hitze nur an die Umgebung abgeben. Wenn es die Technologien gibt, Energie zu speichern und wieder zu nutzen, dann sollte man sie auch einsetzen. Es ist egal, ob es sich um ein Elektroauto oder ein Wasserstoffauto handelt oder ob es mit Biokraftstoffen angetrieben wird."

"Andere Beispiele wären die Nutzung der Energie aus Abgasen und selbst aus der Kühlung. Beides werden wir 2013 in der Formel 1 einführen", kündigte Mosley an und erläuterte: "Derzeit ist es so: Jedes Mal, wenn man bei einem Serienfahrzeug auf die Bremse tritt, dann wird Energie verschwendet. Diese Energie wieder zu nutzen, ist ein ganz klarer Fortschritt."

Praxisbeispiel: Toyota Prius

"Damit schlagen wir auch den richtigen Weg für die Automobilindustrie im Allgemeinen ein." Max Mosley

"Bei manchen Serienfahrzeugen geht es schon in diese Richtung, zum Beispiel beim Toyota Prius. Aber diese Autos speichern nicht die gesamte Energie, die beim Bremsen frei wird. In der Formel 1 werden Systeme entwickelt, die die gesamte Energie speichern können, die aber gleichzeitig sehr klein und leicht sind. Das Problem bei den Serienfahrzeugen ist, dass die Systeme meistens sehr groß und sehr schwer sind. Damit schlagen wir auch den richtigen Weg für die Automobilindustrie im Allgemeinen ein", so der 68-Jährige.

In diesem Zusammenhang bedauert Mosley, dass die Teamvereinigung FOTA aus Kostengründen ab 2010 ein Einheits-KERS einführen möchte. Das würde die Weiterentwicklung der Technologie natürlich enorm bremsen. Aber: "Wir haben in den drei Jahren, seit die Entwicklung für die Formel 1 läuft, sehr viel über diese Systeme gelernt. Und ich denke, dass wir innerhalb des nächsten halben Jahres noch viel mehr wissen werden", sagte er.