Mosley spricht: S2000, Rotation, Herstellermangel, IRC
FIA-Präsident Max Mosley bezog bei einer Pressekonferenz in Faro ausführlich Stellung zu den vielen brennenden Themen, die die WRC derzeit bewegen
(Motorsport-Total.com) - Max Mosley: "Es gibt zwei Dinge, die ich zunächst sagen möchte. Diese Rallye Portugal verläuft aus Sicht der FIA extrem erfolgreich. Jeder, der teilnimmt, scheint sie zu genießen und die Umgebung ist natürlich perfekt. Alle, mit denen wir gesprochen haben, inklusive der Fahrer und Beifahrer, sind begeistert. Damit ist das ein großer Erfolg, aber auch ein enormer Fortschritt im Vergleich zu den früheren WRC-Rallyes, die wir hier hatten."

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Max Mosley hat zu den brennenden Themen der WRC Stellung genommen
"Zum anderen freue ich mich über den Erfolg des Juniorenprogramms von Pirelli. Es ist sehr schön, junge Leute in der WRC zu sehen, die sonst nicht die Möglichkeit dazu gehabt hätten. Das wollten wir seit Langem: den Sport öffnen. Wir brauchen sogar in der WRC günstige Autos für junge Fahrer, denn jetzt haben wir den Platz für sie. Das größte Problem am Motorsport ist, dass der Einstieg schwierig und teuer ist. Das Pirelli-Projekt ist ein Beispiel dafür, wie man dieses Problem lösen kann. Und wir werden es auch in verschiedenen anderen Formen des Motorsports umsetzen."#w1#
Frage: "Können Sie uns Näheres über die Rolle des Promoters sagen? In wie weit übernimmt der Promoter bisherige Zuständigkeiten von der FIA und wo ist er nur beratend tätig?"
Mosley: "Der Promoter schlägt den Kalender vor und es ist dann Sache des Weltrats, diesen Kalender abzusegnen oder nicht. Also nimmt der Promoter in etwa die Position ein wie Bernie Ecclestone in der Formel 1, er hat allerdings etwas geringeren Einfluss auf den Kalender. Der erste Vorschlag kommt aber vom Promoter."
Frage: "Sind Sie zufrieden mit dem neuen Super-2000-Reglement und gibt es Pläne, alternative Kraftstoffe und Energien einzusetzen?"
Mosley: "Ich bin ein großer Unterstützer der Idee, dass mit lediglich außen modifizierten S2000-Autos gefahren wird. Es gab viele Diskussionen darüber, ob es auch ein zusätzliches Motorenkit geben soll. Egal, was die Leute sagen - das wäre sehr teuer geworden. Deshalb hat man schließlich entschlossen, es nicht zu machen."
"Dann wurde darüber gesprochen, ob die WRCs bei einer Drehzahl von 8.500 rpm bleiben und die anderen Autos auf eine Drehzahl von 8.000 rpm reduziert werden sollen. Doch als wir darüber nachgedacht haben, kamen wir zu dem Schluss, dass das der falsche Weg wäre. Denn es würde viel Geld kosten, die Motoren auf 8.000 rpm zu drosseln. Zudem wäre es schwierig gewesen, sicherzustellen, dass die Autos mit 8.500 rpm wirklich wie S2000 sind und nur die Aerodynamik anders ist. Das ist unser Ziel. Das größte Problem in der WRC sind die Kosten und wir möchten nicht, dass sie noch weiter steigen."
"In der Formel 1 beginnen wir gerade mit ernsthaften Bemühungen, umweltfreundlicher zu werden. Es besteht die Gefahr, dass die Leute von neuen Ideen für umweltfreundlichen Motorsport zu begeistert sind. Ein Beispiel ist der Biosprit. Wir wissen inzwischen, dass die erste Generation dieser Biokraftstoffe negative sind, da man damit Menschen ihre Lebensmittel wegnimmt. Die erste Generation dieser Kraftstoffe und Lebensmittel kommen aus derselben Quelle und wenn es eine Milliarde Menschen gibt, die nicht genug zu essen haben, dann ist das wirklich nichts Gutes."
"Vielleicht ist das bei der zweiten Generation anders. Aber in der Formel 1 - und so möchten wir es künftig auch in der WRC machen - versuchen wir, zum effizienten Energienutzen zu ermutigen statt vorzugeben, aus welchen Quellen die Energie kommen muss. Wenn man eine gegeben Quantität von Energiequellen (zum Beispiel Kraftstoffe) besser nutzen kann, dann ist das auch die Richtung, in die sich die Automobilindustrie bewegen will und muss."
KERS und mehr
"KERS ist dafür ein Beispiel. Andere Beispiele wäre die Nutzung der Energie aus Abgasen und selbst aus der Kühlung. Beides werden wir 2013 in der Formel 1 einführen. KERS musste kommen, denn jeder kann sehen, dass es völlige Verschwendung ist, wenn Autos die Hitze nur an die Umgebung abgeben. Wenn es die Technologien gibt, Energie zu speichern und wieder zu nutzen, dann sollte man sie auch einsetzen. Es ist egal, ob es sich um ein Elektroauto oder ein Wasserstoffauto handelt oder ob es mit Biokraftstoffen angetrieben wird. Derzeit ist es so: Jedes Mal, wenn man bei einem Serienfahrzeug - und sicher auch bei einem Rallyeauto - auf die Bremse tritt, dann wird Energie verschwendet. Diese Energie wieder zu nutzen, ist ein ganz klarer Fortschritt.

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In der Formel 1 wird KERS schon teilweise eingesetzt Zoom
"Bei manchen Serienfahrzeugen geht es schon in diese Richtung, zum Beispiel beim Toyota Prius. Aber diese Autos speichern nicht die gesamte Energie, die beim Bremsen frei wird. In der Formel 1 werden Systeme entwickelt, die die gesamte Energie speichern können, die aber gleichzeitig sehr klein und leicht sind. Das Problem bei den Serienfahrzeugen ist, dass die Systeme meistens sehr groß und sehr schwer sind. Damit schlagen wir auch den richtigen Weg für die Automobilindustrie im Allgemeinen ein."
"Wir würden es auch sehr gern sehen, wenn es in Rallyesport dazu kommt. Einer der Hersteller hat bereits ein Auto mit einer solchen Technologie produziert. Aber wir müssen erst sehen, wie sich das in der Formel 1 entwickelt, bevor wir es auch in Rallyes einsetzen. Wir möchten keine Fehler machen. Wir haben in den drei Jahren, seit die Entwicklung für die Formel 1 läuft, sehr viel über diese Systeme gelernt. Und ich denke dass wir innerhalb des nächsten halben Jahres noch viel mehr wissen werden."
Rotation: Wie bringe ich 24 Läufe unter?
Frage: "Was sind die Vorteile des Rotationssystems?"
Mosley: "Das Ziel ist, unser grundsätzliches Problem zu lösen, nämlich dass wir rund 20, in Zukunft sogar 22 bis 24 oder noch mehr Veranstaltungen haben, die in der Rallyeweltmeisterschaft vertreten sein sollten. Sei es wegen der guten Organisation oder der Region auf der Welt, in der sie stattfinden, oder wegen einer Kombination aus beidem. Man hat also das Problem, sagen wir 24 Spitzenveranstaltungen unterzubringen, wenn die Teams nur zwölf oder 14 Läufe pro Jahr bestreiten können. Sie sagen, dass ihnen 16 schon zu viel sind. Wie sollen wir also 24 schaffen?"

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Die Rallye Jordanien ist einer der neuen Läufe im rotierenden WRC-Kalender Zoom
"Es gibt mehrere Möglichkeiten. Zum Beispiel könnte man die 14 Veranstaltungen heraussuchen, die man für die besten hält. Dann aber verliert man 10 weitere Veranstaltungen, die ebenfalls gut sind oder dort stattfinden, wo wir gerne einen Lauf hätten. Oder man kann sagen, dass man 24 Läufe im Kalender hat und dass sich jedes Team 14 Veranstaltungen heraussuchen kann, an denen es teilnimmt. Das Problem wäre aber, dass sich dann alle Hersteller zusammentun und sagen könnten "aus diesem 24 wählen wir alle diese 14 aus und ignorieren die anderen zehn"."
"Oder man kann rotieren. So wie zum Beispiel nach dem aktuellen System, indem jede Rallye alle zwei Jahre stattfindet. Damit können wir 24 Veranstaltungen unterbringen, von denen pro Jahr zwölf stattfinden. Oder man könnte sagen dass man zum Beispiel acht dieser Veranstaltungen jedes Jahr durchführt und die verbleibenden Rallyes nur eine drei oder alle vier Jahre. Dann wäre das Problem, dass dieser Veranstaltungen, die in der zweiten Liga spielen würden, viel von ihrem Schwung verlieren würden und im Vergleich zu den Läufen, die jedes Jahr stattfinden, klar ein Nachteil wären."
"Vielleicht gibt es noch einen anderen Weg, aber den kennen wir noch nicht. Er wurde uns noch nicht vorgeschlagen, also mussten wir uns zwischen den anderen Optionen entscheiden. Das Problem im Rallyesport ist, dass die Zahl derer, die sich für einen Lauf bewerben können, nicht so begrenzt ist wie zum Beispiel in der Formel 1. Dort kann man sich nur als Austragungsort bewerben, wenn man eine Strecke hat oder eine Strecke baut. Im Rallyesport ist das anders. Wenn man die Polizei, die Armee und eine gute Organisation im Land hat, dann könnte man mit einen Expertenteam fast überall auf der Welt einen Lauf austragen. Das Schwierige ist, dass jedes System, das man wählt falsch ist, nicht funktioniert oder Probleme bereitet. Es geht darum, die Lösung zu finden, die am wenigsten schlecht ist. Vielleicht gibt es auch eine brillante Lösung, aber die hat uns noch niemand vorgeschlagen."
S2000: Die richtige Zukunft der WRC?
Frage: "Der Rennsport lebt vom Speed. Denken Sie nicht, dass die Einführung der S2000-Autos das Ende der WRC bedeutet? Wir wissen, dass Sébastien Loeb nicht mit einem solchen Auto fahren will."
Mosley: "Die Leute sagen so etwas und ich sehe so etwas immer wieder in verschiedenen Bereichen. Wenn man ein professioneller Rennfahrer ist, dann könnte man ja in der Formel 1, der GP2 oder bei Langstreckenrallyes fahren, wenn man nicht mit Super 2000 fahren will."
"Es gibt verschiedene Möglichkeiten und deshalb verstehe ich das Problem nicht. Ich weiß nur eines: Wenn man einen der besten Fahrer in ein Super-2000-Auto setzt dann wird er schneller sein als einer der anderen Fahrer. Wenn man am Straßenrand steht, wird man den Unterschied nicht sehen. Deshalb verstehe ich das Problem nicht."
Winterkalender und Klassiker
Frage: "Sind Sie ein Unterstützer des Winterkalenders?"
Mosley: "Es gibt starke Argumente dafür, denn wir haben zwei große Weltmeisterschaften und die eine wird im Sommer gefahren. Da wäre es vielleicht besser, wenn die andere im Winter stattfindet. Aber ich stehe dem recht neutral gegenüber. Ich bin weder absolut für das eine noch für das andere, aber ich denke das ist eine interessante und innovative Idee ist. Wir sollten aber abwarten, was der Promoter dazu zu sagen hat."
Frage: "Glauben Sie immer noch daran, dass die Rotation eine Zukunft hat? Denn die ISC scheint dem nicht ganz zuzustimmen. Und was gibt es zu Russland und Indonesien zu sagen?"
Mosley: "Was uns angeht, halten wir im Moment einer Rotation fest. Die ISC kann natürlich etwas anderes vorschlagen, wenn sie möchte. Das Problem ist: Wenn wir nicht aufpassen, dann haben wir nur noch wenige Läufe in Europa und keine neuen Veranstaltungen in anderen Teilen der Welt. Man muss bedenken, dass in Indonesien, China und Indien die Hälfte der Weltbevölkerung lebt. Und in diesen Ländern wäre man die größte Sportveranstaltung des Jahres. Nicht in China, denn sie haben die Formel 1, aber in Indien und Indonesien wäre es so. All diese Faktoren muss man berücksichtigen."
"Aber das Gute daran, wenn man den Promoter bittet einen Kalender vorzuschlagen, ist das eher auch über die kommerziellen Folgen nachdenken muss. Es ist schwierig: Wenn Sie entscheiden müssten, ob man eine Rallye in einem wirklich interessanten, großen neuen Land, das aber technisch noch unterentwickelt ist fährt oder einer Veranstaltung in Europa hat - was würden Sie tun?"

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Die Rallye Monte Carlo gehört zu den großen Klassikern im Rallyesport Zoom
"Wir müssen da sehr gut auf den Promoter hören, denn eines was wir in der Formel eins gelernt haben, ist, dass eine Meisterschaft funktioniert, wenn sie kommerziell erfolgreich ist. Unsere Aufgabe ist der Sport und sicherzustellen, dass er fair ist, so sicher wie möglich und gut organisiert. Für das Kommerzielle ist jemand anderes zuständig, aber wir müssen gut zuhören, was er zu sagen hat."
Frage: "Sollte die Rallye Monte Carlo im Rahmen der IRC oder der WRC gefahren werden?"
Mosley: "Das ist ganz allein Sache der Veranstalter. Ich bin ein Verfechter der Entscheidungsfreiheit, es liegt an ihnen."

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Auch die Deutschland-Rallye würde mit Rotation nur alle zwei Jahre stattfinden Zoom
Frage: "Es gibt Leute, die sagen, dass wir einmalige Veranstaltungen brauchen. Wir brauchen die Klassiker."
Mosley: "Die Tradition ist definitiv ein Faktor. Wenn zwei Läufe in jedem Aspekt gleichwertig sind, aber einer davon ein Klassiker ist, dann würden wir uns für diesen entscheiden. Es ist ein Faktor, aber nicht der allesentscheidende Faktor. Wir haben jetzt einen Promoter und wir werden abwarten, was dieser Promoter vorschlägt. Natürlich liegt die endgültige Entscheidung bei uns. Aber wenn man einen Promoter hat und will, dass die Meisterschaft ein kommerzieller Erfolg ist, dann muss man auf den Promoter hören."
"Ein Faktor, den sie mit ein berechnen werden, ist die Tradition. Aber es ist nur einer der Faktoren. Wenn die Wahl besteht zwischen einer recht altmodischen Veranstaltung in Europa und einer aufregenden, neuen und modernen Veranstaltung im Fernen Osten, in einem großen Land, in dem die ganze Nation dahinter steht, dann würde man sich für den neuen Lauf entscheiden. Wir müssen die Auswahl sehr sorgfältig treffen. In jedem Einzelfall gibt es eine Menge von Faktoren zu berücksichtigen."
Die Idee vom "Weltmotor"
Frage: "Auf der einen Seite sprechen Sie über Zukunftstechnologien für 2013, dann soll auch der 1,6-Liter-Turbo-Motor kommen. Ist das zu spät? Jeder spricht vom Sparen und über kleinere Motoren."
Mosley: "Was immer wir tun, muss zu den zukünftigen Produkten der Hersteller passen. Es ist nicht gut, etwas außerhalb davon zu tun. Im Moment denken wir über einen universellen Motor für 2013 nach. Das ist ein Motor, der als Turboversion in der Formel 1 eingesetzt werden könnte und Saugmotor in den niedrigeren Kategorien und in einer Turboversion oder als Saugmotor in der Rallyeweltmeisterschaft. Aber wir stehen noch ganz am Anfang. Wir tun dies in Zusammenarbeit mit den Herstellern. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er 2013 kommen. Für die Hersteller ist das ein recht langer Zeitrahmen."
"Wenn wir etwas Kurzfristigeres machen würden, könnte das Probleme bereiten. 2011 wechseln wir zur S2000 und ehe wir uns versehen, haben wir schon 2013. Es steht außer Frage, dass wir zwischen jetzt und 2013 etwas machen, aber es ist einfach eine zu kurze Periode. Was dann 2013 passiert, falls die Idee eines Weltmotors wirklich funktioniert, müssen wir noch abwarten. Wir hätten gerne einen Motor, zum Beispiel für die Formel 1, bei dem der Basismotor nicht mehr entwickelt werden muss, sondern bei dem nur die Außenbereiche weiter entwickelt werden. So ein Außenbereich ist KERS, ebenso die Energierückgewinnung vom Auspuff und vom Kühlsystem. Wir müssen mit den Herstellern auch über Elemente wie Direkteinspritzung und jede Menge anderes sprechen."
"Aber unser Hauptziel ist, dass das Geld, das im Motorsports für Forschung und Entwicklung ausgegeben wird, eher der Automobilindustrie zugute kommt als einem hochspezialisierten Bereich, der für alles andere keine Relevanz hat. Und wir wollen - ich bin nicht sicher, ob wir es können - einen Weg finden, alle Formen des Motorsports in diesem System zu kombinieren. Das wäre sehr hilfreich, denn im Motorsport werden große Summen ausgegeben. Es ist nicht unmöglich, dass diese Summen etwas für die Zukunft Hilfreiches hervorbringen können - auch wenn das noch sehr lange dauern kann."
Die Suche nach neuen Herstellern
Frage: "Sprechen Sie mit Herstellern, die einsteigen könnten?"
Mosley: "Wir sprechen über einen neuen Motor und wir sprechen mit neuen Herstellern darüber. Wir stehen mit mehreren Herstellern in Kontakt, die in die WRC einsteigen könnten. Das Problem ist im Moment, dass kaum jemand Geld übrig hat. Die einzigen Hersteller, die einsteigen, sind die mit einem S2000-Auto. Glücklicherweise gibt es davon recht viele - das ist einer der Gründe, warum es so wichtig ist, sie als Hauptkategorie in der WRC zu haben. Es ist nicht gut, eine wirklich exotische Kategorie von Autos zu haben, denn die Hersteller würden das nicht wollen. Auch die Fahrer nicht."
Frage: "Wie sieht es im nächsten Jahr aus? Es besteht die Möglichkeit, dass wir im kommenden Jahr gar keine Hersteller in der WRC haben."
Mosley: "Wenn es in dem Sinne, dass sich niemand für die Herstellermeisterschaft einschreibt, keine Hersteller gibt, dann würde das nicht wirklich etwas ausmachen. Worum es letzten Endes geht, ist die Anzahl der verschiedenen Marken. Wir werden im kommenden Jahr sicher einige verschiedene Marken haben, die in der Weltmeisterschaft fahren werden - und das ist es, worauf es ankommt."
S2000 versus WRC
Frage: "Die Leute hoffen - und die Hersteller auch - dass der Höhepunkt der Krise Ende dieses Jahres erreicht wird. Ist es nicht zu spät, mit dem S2000 im August 2011, wenn der Winterkalender kommt oder 2011 anzufangen? Im kommenden Jahr kann niemand in einem S2000 gegen ein aktuelles WRC-Auto antreten."
Mosley: "Das bleibt abzuwarten. Was uns angeht, wollen wir die Super 2000 und es gibt viele von ihnen. Aufgrund der aktuellen Krise haben die Herstellerprobleme; die Verkäufe gehen zurück und ein wenig später werden die Budgets gekürzt. Wenn wir diese Krise überstanden haben, was wir hoffentlich tun werden, werden die Verkäufe wieder zunehmen. Aber es wird eine zeitliche Verzögerung geben, bevor das Geld wieder in den Motorsport fließt. Je höher das Niveau des Motorsports, desto länger auch die Verzögerung. Denn die Verträge sind längerfristig."

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Proton ist einer der Hersteller, die mit einem S2000 WRC fahren könnten Zoom
"Das ist der Grund, warum Super 2000 für uns fraglos die Antwort ist. Es gibt viele Hersteller, die einsteigen können, ohne dass sie ihren Vorstand um mehr Geld bitten müssen. Wie wir uns dem anpassen, muss man noch abwarten. Wir müssen uns die Optionen offen halten. In der Super 2000 gibt es einen großen Pool von Rennwagen und wir müssen sie in die WRC bringen, egal ob als Hersteller, Teams oder Privatiers."
Frage: "Wären sie über eine Rallyeweltmeisterschaft glücklich, in der die Fahrer eine wichtigere Rolle spielen als die Hersteller? Kann eine WRC, die nicht von den Herstellern dominiert wird, erfolgreich sein?
Mosley: "das ist ein heißes Thema. In den vergangenen Jahren, als diese in der Minderheit waren, gab es die Tendenz, die Rallyeweltmeisterschaft für die Hersteller durchzuführen. Wir denken immer mehr darüber nach, ob wir die Meisterschaft - nicht nur in der WRC, sondern auch im Marathon-Weltcup, bei dem es viele Amateure fahren - vielleicht für die Amateure machen uns die Hersteller unter diesen Bedingungen zulassen sollten."

© Citroen/Red Bull/McKlein
Die Fahrer wie Sébastien Loeb und Petter Solberg sollen im Vordergrund stehen Zoom
"Das wäre für die Fahrer eine natürlichere Situation: Bei jeder Veranstaltung würden die Werksautos in die besten Fahrer bekommen. Dabei müsse aber sichergestellt werden, dass die Werksautos denen der Amateure nicht wesentlich überlegen sind. Zum Beispiel würde man in Tennis einem Nadal oder einen Federer auch keinen speziellen Schläger geben. Sie spielen alle mit dem gleichen Schläger. In einem so komplexen Sport wie dem Motorsport ist das natürlich nicht machbar. Es ist ein bisschen philosophisch. Die Grundidee, diese Meisterschaften für die Amateure durchzuführen und die Hersteller einzuladen mitzumachen, ist etwas, worüber wir anfangen, uns Gedanken zu machen."
Werden WRC und IRC zusammengelegt?
Frage: "Könnte es nötig werden, die IRC und die WRC zu vereinigen?"
Mosley: "Die IRC ist eine exzellente Serie und die Leute, die dort teilnehmen, scheinen sehr zufrieden zu sein. Wenn dort mit dem gleichen Autos gefahren wird wie in der Rallyeweltmeisterschaft, ist das gut, denn dann haben die Leute die Wahl. Das ist auch gut für die Promoter: Dort bietet sich eine Möglichkeit für das Jahr, in dem sie nicht im WRC-Kalender stehen. Ich bin sehr glücklich darüber. Und ich freue mich auch sehr für die Person, die dahinter steht. Wie Sie wissen, ist Marcello Lotti ein exzellenter Promoter - er ist verantwortlich für unsere Tourenwagen-Weltmeisterschaft. Aber die IRC wird niemals in die Rallyeweltmeisterschaft sein. Das ist ein anderer Level."
Frage: "Braucht es noch die Europameisterschaft der FIA, wenn man die IRC hat?"
Mosley: "Wir brauchen regionale Meisterschaften wie die Asia-Pacific, die Middle-East und die Europameisterschaft. Wir brauchen mehr Pyramidenstruktur, nicht weniger. Wir brauchen eine Struktur, die es den Leuten ermöglicht, an die Spitze zu kommen. Ich sehe dort keinerlei Schwierigkeiten. Wenn die Autos verfügbar und nicht zu teuer sind, dann gibt es schrecklich viele Leute, die auf verschiedene Niveausrallye Sport betreiben möchten."
Nachwuchsserie à la Formel 2
Frage: "Was ist da dran, dass es in der WRC ein Äquivalent zur Formel 2 geben soll?"
Mosley: "Es gibt innerhalb der FIA die Ansicht, dass vieles dafür spricht, auch im Rallyesport eine zentral organisierte Ein-Marken-Meisterschaft zu haben - wie die Formel-2-Serie, in die wir im Formelsport starten. Das ermöglicht Fahrern in den Einstieg mit einem minimalen Budget. Die Einstiegshürden sind derzeit viel zu hoch. Das Pirelli-Programm ist ein Beispiel dafür, wie diese Hürden überwunden werden können. Aber davon profitieren nur fünf Leute.
"Eine Meisterschaft im Stile der Formel 2 wäre sehr nutzbringend. Wir werden in den kommenden Wochen darüber diskutieren und ich möchte den Gesprächen nicht vorgreifen. Aber ich denke, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass wir so etwas bekommen werden."

