• 01.04.2009 15:13

  • von Britta Weddige

Schwarz übers WRC-Reglement: "Wird extrem verwirrend"

Experte Armin Schwarz hätte gleich kleinere Turbomotoren für die WRC eingeführt - Welche Meisterschaft wird sich letztlich durchsetzen?

(Motorsport-Total.com) - Die FIA-Mühlen mahlen in Sachen WRC weiter langsam, aber zumindest ein bisschen mahlen sie. Man hat mit der ISC einen Promoter bestimmt und auf der jüngsten Sitzung des FIA-Weltrats wurde ein neues technisches Reglement verabschiedet, das wenigstens einen groben Weg für die nächsten drei Jahre aufzeigt. 2010 dürfen WRCs und S2000-Fahrzeuge in der Rallye-Weltmeisterschaft fahren, ab 2011 nur noch S2000 mit einem noch näher zu bestimmenden zusätzlichen Aero-Kit. Und man denkt darüber nach, ab 2013 kleinere 1,6-Liter-Turbo-Motoren einzuführen. Ziel des Reglements: Die WRC soll kostengünstiger und damit für neue Hersteller interessant werden.

Titel-Bild zur News: Armin Schwarz

Armin Schwarz sieht im neuen Reglement der Rallye-Weltmeisterschaft Tücken

Rallye-Experte Armin Schwarz bezeichnet die Richtung, die damit eingeschlagen wurde, als "sicher richtig". Aber: "Ich glaube, dass das eine recht verwirrende Geschichte wird. Ich verstehe nicht, warum man sich nicht gleich zum Beispiel auf kleinere Turbomotoren konzentriert", sagte er gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Damit macht man den Sack gleich zu, ohne dass man nach zwei oder drei Jahren Übergangszeit wieder umstellen muss, was ja wieder Geld kostet. Ich glaube einfach, dass das für die nächsten zwei, drei Jahre extreme Verwirrung stiftet, wo es eigentlich Stabilität geben müsste."#w1#

Die Zukunft der WRC soll S2000 heißen. Für die kommende Saison 2010 hat man sich einen Kompromiss einfallen lassen. Damit die existierenden Hersteller noch Zeit für die Entwicklung haben, dürfen sie im nächsten Jahr noch ihre WRCs einsetzen. Um die potenziellen neuen Hersteller aber schon an Bord zu holen (die derzeit zum Großteil in der Intercontinental Rally Challenge IRC fahren), dürfen aber auch schon S2000-Fahrzeuge mit um die Meisterschaft fahren. Auf dem Papier klingt das nicht schlecht. Schwarz ist jedoch - wie viele andere Beobachter - der Meinung, dass diese Rechnung nicht aufgehen wird. Denn die S2000-Fahrzeuge sind mit ihren Zwei-Liter-Saugmotoren den aktuellen WRC-Turbos schlichtweg unterlegen.

"Ich glaube einfach, dass man sich bei der FIA für eine Meisterschaft entscheiden wird oder muss." Armin Schwarz

Für Schwarz stellt sich deshalb die grundsätzliche Frage, "welche Meisterschaft sich in zwei Jahren durchsetzen wird. Denn die IRC bietet für die S2000 im nächsten Jahr sicher eine wesentlich bessere Plattform." Der Experte kann sich nicht vorstellen, dass Hersteller, die derzeit in der IRC fahren, 2010 in die WRC wechseln werden: "Sie werden sich sagen: 'Die WRC kostet uns schlichtweg das Doppelte, der Werbewert ist aber wahrscheinlich 30 Prozent weniger'."

Marcello Lotti und Eurosport haben laut Schwarz mit der IRC "eine Meisterschaft kreiert und hingestellt, die jetzt gut funktioniert, die mit Proton ihren vierten Hersteller bekommt beziehungsweise mit Subaru ihren fünften bekommt." Dagegen steht die WRC, in der "Ford und Citroën eine Zwei-Marken-Meisterschaft haben und die Hersteller wie Skoda, Peugeot oder Proton anlocken soll, die im Prinzip nur Haifischfutter sind." Deshalb ist für den Experten die Antwort auf die Frage, welche der beiden Serien sich in den nächsten Jahren durchsetzen wird, eigentlich auch schon beantwortet.

So positiv, wie FIA und ISC die Zukunft der WRC derzeit ummalen, sieht Schwarz die Sache nicht. "Ich bin aber auch kein Pessimist", erklärte er. "Sondern ich glaube einfach, dass man sich bei der FIA für eine Meisterschaft entscheiden wird oder muss. Und da sehe ich momentan die IRC im wesentlichen Vorteil."