Ullrich: "Wir beginnen jedes Jahr immer wieder bei null"

(Motorsport-Total.com/SID) - Audi wird trotz globaler Finanzkrise, unter der vor allem die Automobilhersteller zu leiden haben, am Engagement im Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) festhalten. Ein Ausstieg war und ist für die Ingolstädter kein Thema. Dassagt Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich vor dem DTM-Start am Sonntag in Hockenheim im Interview.

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Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich hofft auf den nächsten DTM-Titel

Frage: "Seit drei Jahren dominiert Audi in der DTM. Was machen Sie besser als Rivale Mercedes?"
Wolfgang Ullrich: "Dass Audi als erster Automobilhersteller der Geschichte dreimal in Folge den Titel gewinnen konnte, zeigt, dass wir in den vergangenen Jahren offenbar sehr gut gearbeitet haben. Entscheidend ist, dass wir uns nie auf unseren Lorbeeren ausruhen, sondern uns immer wieder selbst hinterfragen, um so das ganz kleine Stück voraus zu sein. Im Motorsport ist das eine Kunst, gerade bei einem so engen Reglement und starker Konkurrenz wie in der DTM. Aber genau das ist ja eine der großen Stärken von Audi - in der Serie genauso wie im Motorsport."#w1#

Frage: "Sind Sie froh, dass es nach der langen Winterpause jetzt endlich losgeht?"
Ullrich: "Natürlich. Wir alle freuen uns darauf, wieder Rennen zu bestreiten, denn nichts ist mit der Anspannung und den Emotionen zu vergleichen, die ein Rennen mit sich bringt."

Frage: "Die große Saison-Präsentation fand erstmals in Wiesbaden statt. Was halten Sie von dieser Wahl?"
Ullrich: "Es ist gut, dass sich die DTM immer wieder in neuen Städten präsentiert. Ob Berlin, Europapark Rust, Hamburg, Düsseldorf oder nun Wiesbaden - es werden immer wieder neue Fans für die DTM gewonnen."

Frage: "Nach Ralf Schumacher hat Mercedes auch dessen ehemaligen Formel-1-Kollegen David Coulthard verpflichtet. Haben Sie Angst, dass Audi da zur Randnotiz werden könnte?"
Ullrich: "Überhaupt nicht. Wir sind auch in der Vergangenheit gut ohne sogenannte Superstars ausgekommen. Entscheidend in unserem Sport sind nach wie vor die Ergebnisse, Punkte, Siege und Titel."

Frage: "Warum holt Audi keine Stars in die DTM?"
Ullrich: "Wir gehen bei der Fahrerwahl generell schon immer einen etwas anderen Weg als unsere Wettbewerber. Wir versuchen, unsere Fahrer selbst weiterzuentwickeln. Es sind in den letzten Jahren einige Fahrer zu Audi gekommen, die keine Superstars waren, die sich in der DTM aber zu Siegfahrern entwickelt haben und für Audi nun sehr authentische Rennfahrer sind. Uns ist wichtig, dass unsere Fahrer neben der Siegfähigkeit eine ganz besondere Bindung zur Marke Audi haben. Das ist bei Fahrern wie Mattias Ekström, Timo Scheider oder Martin Tomczyk definitiv der Fall."

¿pbvin|1|2666||0|1pb¿Frage: "Audi macht Motorsport, um Autos zu verkaufen. Was haben die drei DTM-Titel in dieser Hinsicht gebracht?"
Ullrich: "Unser Motorsport-Engagement wird vom Vorstand permanent analysiert. Der Imagegewinn, den wir durch unsere Erfolge im Motorsport erreichen, ist ganz hervorragend. Es gibt Studien, die belegen, dass die Imagewerte dann besonders hoch sind, wenn wir Rennen oder Meistertitel gewonnen haben - das gilt nicht nur für die DTM, sondern auch für die 24 Stunden von Le Mans und andere Rennserien. Audi steht im Markt hervorragend da."

"Das seit nunmehr 30 Jahren erfolgreiche Motorsport-Engagement der Marke spielt dabei zweifellos eine große Rolle. Die DTM ist für Audi sehr wichtig, weil sie insbesondere in Deutschland einen sehr hohen Stellenwert hat und sie uns die Möglichkeit bietet, Motorsport mit unserem meist verkauften Modell, dem A4, zu betreiben - in der derzeitigen Konstellation der DTM sogar gegen einen der stärksten Konkurrenten am Markt, nämlich die C-Klasse von Mercedes."

Frage: "In der Formel 1 haben Autokonzerne wie Honda, Toyota und jetzt BMW eine Vollbremsung gemacht. Stand das DTM-Engagement von Audi angesichts der Wirtschaftskrise jemals auf der Kippe?"
Ullrich: "Der Motorsport ist fest in der Philosophie des Unternehmens verankert. Vorsprung durch Technik kann einfach nicht authentischer untermauert werden als durch Erfolge im Motorsport. Und das wollen wir auch in Zukunft tun."

Frage: "Wie lange kann es sich die DTM in diesen schwierigen Zeiten noch leisten, mit nur zwei Herstellern über die Runden zu kommen?"
Ullrich: "Ich glaube, diese Frage wird sich gar nicht mehr so lange stellen. Die Arbeit am neuen Reglement und der zukünftigen Ausrichtung der DTM kommen sehr gut voran. Ich blicke inzwischen noch optimistischer als bisher in die Zukunft der DTM."

Frage: "Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass keine andere Automarke den Schritt in die DTM wagt?"
Ullrich: "In Audi und Mercedes starten zwei der erfolgreichsten Automobilhersteller in der DTM, die die Messlatte sehr hoch gelegt haben. Das wissen natürlich auch jene Automobilhersteller, die sich für einen DTM-Einstieg interessieren. Gegen Audi und Mercedes-Benz anzutreten, ist nicht leicht."

Frage: "Wird es für Ihr Team nach drei Titeln in Serie einfacher oder ist der Druck dann noch größer?"
Ullrich: "Weder einfacher noch schwieriger. Wir beginnen jedes Jahr immer wieder bei null. Natürlich kann man eine gewisse Gelassenheit ausstrahlen, wenn man den Titel dreimal in Folge gewonnen hat. Trotzdem ist unser Ziel auch in diesem Jahr die erfolgreiche Titelverteidigung."

Frage: "Die DTM trägt in diesem Jahr erstmals einen Meisterschaftslauf in Shanghai aus. Liegt die Zukunft der Serie künftig nicht mehr in Deutschland?"
Ullrich: "Deutschland ist die Basis der DTM - daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Zusätzlich tritt die DTM in Märkten auf, die für die Automobilhersteller besonders wichtig sind. Das Rennen in China ist insgesamt sehr bedeutsam. Es unterstreicht die Idee, die DTM weiter zu internationalisieren und in Märkte zu gehen, in denen die Automobilindustrie stark expandiert. China wird im nächsten Jahr voraussichtlich zum größten Einzelmarkt auf der Welt für Audi. Deshalb liegt es nahe, den Motorsport, den Audi in den vergangenen Jahren stark mitgeprägt hat, auch den Chinesen nahezubringen."