• 22.04.2010 13:03

  • von Roman Wittemeier & Britta Weddige

Die neuen Regeln: Vorfreude und leichte Zweifel

Die Audi-Piloten Mattias Ekström und Martin Tomczyk erwarten eine spannende Saison - Norbert Haug beäugt das Thema Gewicht ganz genau

(Motorsport-Total.com) - Zwar gibt es aufgrund der technischen Einfrierungen keine wirklichen Neuwagen in der DTM-Saison 2010, aber dennoch müssen sich die Piloten auf einige Veränderungen einstellen. Die Fahrzeuggewichte wurden leicht angepasst, die Handikapregelung abgeschafft, es gibt andere Reifen und der Ablauf des letzten Qualifyingabschnitts wurde angepasst.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher, Markus Winkelhock, Jamie Green, Alexandre Prémat

Eine Frage des Gewichts: Können die Jahreswagen 2010 gut mithalten?

Mussten sich die Neuwagenchauffeure in den zurückliegenden Jahren stets an die Eigenheiten der aktuellen Modelle gewöhnen, steht nun andere Arbeit im Vordergrund. Man nutzte die Testfahrten zum Beispiel für intensive Versuche mit den neuen Dunlop-Pneus. "Eigentlich keine so große Umstellung", berichtet Martin Tomczyk. "Man musste natürlich sein Auto etwas darauf abstimmen, weil die Reifen das Bindeglied zwischen Fahrzeug und Strecke sind."#w1#

Reifen werden immer ans Limit gebracht

"Die Renndistanz, die etwas länger geworden ist, spielt eigentlich keine Rolle. Da geht es mehr oder weniger darum, mit den Reifen noch etwas sensibler umzugehen, aber das sollte mit den neuen Gummis, die Dunlop herausgebracht hat, kein Problem sein", erklärt der Audi-Pilot. Teamkollege Mattias Ekström fügt hinzu: "Die Reifen gehen mit Sicherheit schneller, sie halten auch einen Tick länger. Das heißt aber auch, dass man die Abstimmung einen Tick aggressiver machen kann."

Was der Schwede meint: Egal, wie haltbar ein Reifen auch sein mag, die Fahrer und die Techniker bringen die Pneus an die Grenzen der Belastbarkeit. "Wir werden immer ans Limit gehen. Und man kann nur hoffen, dass die Reifen das aushalten", sagt Ekström, der gemeinsam mit den Audi-Technikern bei den Testfahrten entsprechende Versuche unternommen hat. "Deshalb wird es auf manchen Rennstrecken wieder eine Zitterpartie geben, ob die Reifen halten oder nicht", stimmt Tomczyk zu.

"Man kann nur hoffen, dass die Reifen das aushalten." Mattias Ekström

Der neue Qualifyingmodus spielt aus Sicht der beiden Abt-Piloten kaum eine Rolle. Ab sofort werden die Piloten in Q4 zum Einzelzeitfahren auf die Bahn geschickt. "Das werden wir erst bewerten können, wenn es im Ernstfall eintritt, sprich am Hockenheimring", sagt Tomczyk, misst aber der Neuerung kaum Bedeutung zu. Wichtiger ist natürlich die Tatsache, dass die Piloten mit bekannten Renngeräten antreten werden.

Detailarbeit an den 2009er-Autos

"Das hat uns natürlich dazu bewegt, im Winter am Auto noch Sachen auszuprobieren, zu denen wir im vergangenen Jahr während der Saison einfach keine Zeit hatten, also in die Nuancen hineinzugehen", sagt Tomczyk, der die Feinarbeit nun fortführen will. "Ich glaube, wir haben die Zeit sehr gut genutzt. Letztlich wird man in Hockenheim ein sehr ausgeglichenes Feld sehen, aber nicht nur mit den 2009er-Autos, sondern auch mit den Jahreswagen, die ja noch einmal weniger wiegen."

Die Fahrzeuge des Jahrgangs 2008 (2007er-Boliden wird man 2010 wohl nicht mehr sehen) durften zum neuen Jahr um fünf Kilogramm abspecken. "Da kann man sich wirklich auf ein spannendes Rennen vorbereiten, in dem nicht nur die aktuellen Autos ganz vorne mitfahren werden, sondern auch die Jahreswagen", meint der Bayer, der mit Abt-Audi in seine zehnte DTM-Saison geht.

¿pbvin|1|2666||0|1pb¿"Früher hatten die Jahreswagenfahrer zu Beginn der Saison immer einen Vorteil, weil die Autos schon bekannt waren", sagt Ekström. "Jetzt ist der Gewichtsunterschied ein bisschen größer geworden, aber dafür gibt es auch kein Handikapsystem. Ich glaube, man muss jetzt schauen, was kommt. Aber mein Bauchgefühl sagt, dass das Reglement und die Erfahrung, die wir mit dem Auto schon haben, für eine gute Mischung sorgen werden."

Doch Chancen für Handikapgewichte?

Die "Neuwagen" von 2009 werden in der neuen Saison mit einem Gewicht von 1.050 Kilogramm starten, die älteren Modelle wiegen 25 Kilogramm weniger. "Das kann je nach Strecke durchaus eine bis anderthalb Zehntelsekunden ausmachen", sagt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Meiner Ansicht nach reicht es noch nicht ganz aus, das mag beim ersten Rennen okay sein. Aber im vergangenen Jahr, als es die Platzierungsgewichte gab, war der Unterschied im Schnitt mehr als 25 Kilo."

Im vergangenen Jahr war der Gewichtsunterschied variabel - je nach Erfolgsballast. In diesem Jahr ist die Differenz bei 25 Kilogramm eingefroren. "Ich möchte sehr gern, dass wir uns da noch einmal zusammensetzen, nach zwei, drei Rennen und sehen, ob das richtig ist", sagt Haug, der die neue Regelung kritisch beäugt. "Wir alle wollen so viele Autos wie möglich mit einer Siegmöglichkeit ausgestattet sehen. Und da sollte man dran arbeiten."

"Wir alle wollen so viele Autos wie möglich mit einer Siegmöglichkeit." Norbert Haug

"Wir alle sind Fachleute genug um jetzt nicht zu erwarten, dass durch die fünf Kilo jetzt plötzlich die Vorjahresautos vorne fahren", meint der Mercedes-Rennleiter. Im vergangenen Jahr habe man in der Gewichtsthematik oft richtig gelegen. In der neuen Saison könne es durchas so sein, dass die Jahreswagen zunächst gut mithalten, dann aber nach einigen Rennen stark zurückfallen. "Keiner von uns ist allwissend. Und wenn man es zum Ausbalancieren braucht, dann ist es gut", sagt Haug und eröffnet der Rückkehr der Handikapgewichte eine Chance.