"Ein bisschen Albtraum": Wie Rene Rast das Fotofinish gegen Gounon erlebt hat

Rene Rast (Schubert-BMW) und Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) machen den Sieg am Sonntag unter sich aus - Warum Rast das Nachsehen hat und Aitken im Vorteil war

(Motorsport-Total.com) - Jack Aitken und Rene Rast liefern sich im zweiten DTM-Rennen auf dem Lausitzring ein packendes Duell um den Sieg: Der Emil-Frey-Ferrari-Pilot startet von Pole, muss seine Führung nach dem ersten Stopp aber abgeben. Erst in der vorletzten Runde gelingt dem Briten mit einem starken Manöver gegen den BMW-Piloten die Wende.

Titel-Bild zur News: Jules Gounon, Rene Rast

Rast konnte Aitken nicht halten, setzte sich aber haarscharf gegen Gounon durch Zoom

"Wir konnten immer wieder einen kleinen Vorsprung herausfahren, aber am Ende waren wir einfach nicht schnell genug", resümiert Rast, der auch gleich die Erklärung nachliefert: "Die Reifen von gestern waren beim zweiten Stint schon am Ende ihrer Lebensdauer und ich hatte keinen Grip mehr, konnte also kaum verteidigen."

"Ich glaube, da guckt schon ein bisschen Karkasse aus dem Reifen raus und die waren komplett hinüber", grinst der BMW-Pilot nach dem Rennen bei ran. "Ich konnte nicht mehr aus den Kurven herausbeschleunigen. Ich hatte so schlechte Traktion und ich wusste, er kann eigentlich nur auf der Außenseite vorbeifahren."

Auch Aitken musste im finalen Stint auf gebrauchte Reifen vom Samstag zurückgreifen, erarbeitete sich allerdings einen Vorteil: "Schon gegen Ende des ersten Stints habe ich gesehen, dass unser Reifenmanagement vielleicht ein bisschen besser war", schmunzelt der Ferrari-Pilot.

Überholmanöver von Aitken "war grandios"

"Jack ist beim Reifenmanagement ziemlich gut", lobt Emil-Frey-Technikchef Jürg Flach im Gespräch mit Motorsport-Total.com. So verschaffte sich der 29-Jährige im Vergleich zu Rast einen entscheidenden Vorteil und war gegen Rennende deutlich schneller unterwegs.

"Wir kamen wieder an ihn heran und die Strategie am Ende war einfach, an so vielen Stellen wie möglich Druck zu machen", verrät der Brite. Technikchef Flach ergänzt: "Bei Rast haben die Vorderreifen aufgegeben. Dadurch hat Jack in drei Runden fast vier Sekunden aufgeholt. Und das Überholmanöver war grandios."


In der vorletzten Runde setzte Aitken das entscheidende Manöver. "Für mich war der erste Sektor der stärkste, da konnte ich richtig angreifen, und am Ende habe ich einfach nach jeder Lücke gesucht, die er gelassen hat", berichtet der Sieger. "Am Ende war es dann außen in Kurve sechs."

Rast war in dieser Situation machtlos: "Ich habe ihm die Außenseite gegeben, aber er hat immer noch so viel Grip, dass er auf der Außenseite mitfahren konnte und meine Reifen haben einfach nicht mehr hergegeben", resümiert der BMW-Fahrer, der seinem Widersacher nichts entgegensetzen konnte.

"Ich hätte ihn natürlich ein bisschen 'bumpen' können, aber im Endeffekt wissen wir alle, was dann passiert", grinst er. "Wenn du zwei Runden vor Schluss führst, willst du natürlich gewinnen. Aber ich bin trotzdem überglücklich. Es war cooles Racing. Wir haben uns immer genug Platz gelassen, innen oder außen. So soll es sein."

Boxenstopp-Problem kostet Aitken die Führung

Dass Aitken am Ende tatsächlich noch in Führung gehen und das Rennen gewinnen würde, hatte der Ferrari-Pilot zwischenzeitlich selbst kaum noch für möglich gehalten. "Um ehrlich zu sein, dachte ich, als Rene mich das erste Mal überholt hat, dass die Chance, wieder in Führung zu gehen, ziemlich gering ist."

Jack Aitken gewinnt das zweite DTM-Rennen auf dem Lausitzring

Schlüssel zum Sieg: Aitken hält seine Reifen besser im Griff Zoom

Nach dem ersten Stopp fuhr der BMW-Pilot ein gutes Tempo und konnte sich zeitweise recht deutlich vom zweitplatzierten Ferrari-Fahrer absetzen. "Ich wusste, dass unsere Stärke nicht darin liegt, die Reifen schnell auf Temperatur zu bringen, und wir hatten noch einen Boxenstopp vor uns", so Aitken.

Erschwerend kam hinzu, dass es nach einem Kontakt mit Thomas Preining (Manthey-Porsche) beim Start auch noch Probleme am Ferrari gab. "Nach der Kollision mit Preining in der ersten Kurve war Jacks Lenkrad nicht mehr ganz gerade", verrät Flach. "Wir haben uns am Sorgen gemacht, aber zum Glück hat alles gehalten."

Warum Aitken seine Führung an Rast verlor

Dass Aitken seine Führung nach dem ersten Reifenwechsel überhaupt an Rast abgeben musste, hatte wohl auch den Grund, dass der Boxenstopp nicht ganz reibungslos ablief. Nach Informationen von Motorsport-Total.com ging die Luftlanze beim Stopp nicht ordentlich drauf, was den Ferrari-Piloten rund zwei Sekunden gekostet hat.


Fotos: DTM 2025: Rennwochenende Lausitzring


Dennoch kam Aitken zunächst vor Rast zurück auf die Strecke, doch der BMW-Pilot hatte seine frischen Reifen bereits auf Temperatur gebracht. "Ich glaube, wir haben heute die schnellsten Boxenstopps gehabt, haben dadurch eigentlich nur die Führung bekommen und natürlich auch die riesige Lücke, die wir hatten", lobt Rast bei ran.

Nach dem ersten Stopp ging er deshalb am Ferrari-Piloten vorbei, der länger brauchte, um seine Reifen auf Temperatur zu bringen. Dafür hielten seine Pneus am Ende wohl auch länger, während Rast in der Schlussphase zu kämpfen hatte und sogar den zweiten Platz fast noch verloren hätte.

Rast am Ende um 0,045 Sekunden vorne!

Jules Gounon (Winward-Mercedes) versuchte auf den letzten Metern ebenfalls eine Attacke gegen den BMW-Piloten. "Ich habe versucht, aus der letzten Kurve herauszukommen, aber ich konnte das Gas nicht durchdrücken, weil die Hinterräder die ganze Zeit durchdrehten", berichtet Rast.

Während Aitken gewinnt, kämpft Rast sogar noch um den zweiten Platz

Während Aitken gewinnt, kämpft Rast sogar noch um den zweiten Platz Zoom

"Ich habe gesehen, dass Jules noch guten Grip hatte, er war links neben mir, und dann war es ein Beschleunigungsrennen zur Ziellinie. Mal war er vorne, mal ich", schmunzelt der dreifache DTM-Champion, der seine Nase am Ende um 0,045 Sekunden vorne hatte.

"Das war ein bisschen ein Albtraum, weil man in der Situation nicht viel machen kann", sagt Rast. "Man sitzt einfach da, ich habe auf Jules geschaut, er auf mich, und wir haben beide gehofft, vorne zu sein. Ich weiß nicht, wie groß der Abstand am Ende war, aber es war wahrscheinlich das knappste Finish, das ich je hatte."

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