"Aktuell sind Leute offener dafür": Manthey will DTM-Event auf Nordschleife

Manthey-Geschäftsführer Nicki Raeder erklärt, warum die Gelegenheit günstig ist für ein DTM-Comeback auf der Nürburgring-Nordschleife - Was der ADAC dazu sagt

(Motorsport-Total.com) - Manthey-Geschäftsführer Nicki Raeder hat bei Motorsport-Total.com bereits offenbart, dass er sich einen potenziellen neunten DTM-Event 2024 auf der Nürburgring-Nordschleife vorstellen könnte. Jetzt konkretisiert der Teamchef des am Nürburgring ansässigen "Grello"-Team, dass die 25,378 Kilometer lange Kultrennstrecke (inkl. GP-Kurs) für ihn eine Bereicherung in der DTM wäre.

Titel-Bild zur News: Thomas Preining

"Grello"-Kult auf der Nordschleife bald auch in der DTM? Manthey setzt sich dafür ein Zoom

"Ich würde mir das wünschen", sagt Raeder über ein DTM-Comeback auf der Nordschleife. "Es wird schwierig sein, aber ich glaube nicht, dass es unmöglich ist. Und ich glaube, dass gerade ein paar Dinge passieren, die man als Chance dafür sehen kann."

Damit spielt Raeder, der auch als Teamchef des DTM-Teams agiert, auf den Machtkampf um die Austragung des 24-Stunden-Klassikers und die Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) an, der in der Szene für Verunsicherung sorgt.

"Wenn etwas schlecht läuft, sind die Leute offener"

"Was am Nürburgring passiert, ist mit Sicherheit eine Katastrophe für den Sport. Und ich hoffe, dass sich das möglichst schnell beilegt und die Leute wieder zueinander finden und sich arrangieren", richtet Raeder im Gespräch mit Motorsport-Total.com einen Appell an die Streitparteien.

"Da es aber rund um die Nordschleife gerade schwierig ist mit Teilnehmern, kann ich mir schon vorstellen, dass man eine Möglichkeit findet, das hinzukriegen", sieht er die sinkenden NLS-Teilnehmerzahlen als Gelegenheit, mit der DTM an der Nordschleife für Aufbruchstimmung zu sorgen. "In dem Moment, in dem etwas schlecht läuft, sind Leute offener für Veränderungen."

Am meisten Sinn würde eine Rückkehr der DTM, die bereits von 1988 bis 1993 auf dem legendären Kurs gastierte, im Rahmen des 24-Stunden-Rennens ergeben, meint Raeder. Er habe aber laut eigenen Angaben diesbezüglich noch keine Gespräche geführt.

ADAC: DTM auf der Nordschleife für 2024 kein Thema

Aber wie sieht das der ADAC? Für 2024 sei das Rennen als neunter Event kein Thema, stellt ADAC-Motorsportchef Thomas Voss schon mal vorab klar. "Das Programm dort ist voll, außerdem macht ein Sprintrennen mit knapp 30 Autos für die Zuschauer keinen Sinn", spielt er auf die lange Strecke und die geringe Rundenanzahl an.

Dazu kommt, dass der finanzielle und logistische Aufwand für die TV-Produktion "bei vier oder maximal fünf Runden ein Riesenthema" wäre, solange man nicht im Rahmenprogramm des 24-Stunden-Rennens fährt.

Aber was müsste für den ADAC passieren, um über ein Nordschleifen-Comeback der DTM nachzudenken? "Rein fahrerisch ist die Nordschleife immer ein Thema", antwortet Voss, der auch davon überzeugt ist, dass die Piloten die Idee unterstützen würden. "Wenn ich sage, wir fahren auf der Nordschleife, würden sie mir wahrscheinlich applaudieren."

ADAC sieht auch Fahrzeuge und Tankstopps als Problem

Der ADAC-Motorsportchef hält die faszinierende Idee, um deren Umsetzung sich auch Ex-DTM-Boss Gerhard Berger immer wieder vergeblich bemühte, aber für nicht zu Ende gedacht. Denn wenn man mehr als vier Runden fahren will, müsste man über Tankstopps nachdenken, die man in der DTM eigentlich aus Kosten-, Aufwands- und Sicherheitsgründen ausschließt.

"Alle müssten dann in feuerfester Kleidung rumlaufen, du brauchst Tankanlagen. Weil wenn du einen Performance-Boxenstopp machst, dann musst du ihn auch zum Nachtanken nutzen."

Abgesehen davon wolle er sich ein DTM-Rennen auf der Nordschleife bei Wetterbedingungen wie dieses Jahr beim DTM-Wochenende auf dem Nürburgring gar nicht vorstellen. Und auch die in der DTM genutzten GT3-Boliden und deren Einstufung seien für die Nordschleife nicht geeignet. "Klar fahren beim 24-Stunden-Rennen auch GT3-Fahrzeuge, aber die sind nicht vergleichbar mit dem, was wir hier fahren", so Voss.

HRT-Teamchef Fritz skeptisch: "Kostet alles viereckig Geld"

Der ADAC-Motorsportchef bekommt übrigens Unterstützung von HRT-Teamchef Ulrich Fritz, dessen Team wie Manthey am Nürburgring seinen Sitz hat. "Daher haben wir schon mal grundsätzlich Sympathien dafür - und es ist alles denkbar", sagt er über ein mögliches DTM-Rennen auf der Nordschleife. "Ich persönlich bin aber der Meinung: Nordschleife ist Langstreckensport - und dieses hochwettbewerbsfähige Thema sollte dort dem 24-Stunden-Rennen vorbehalten bleiben."

Raffaele Marciello, Luca Stolz, Philip Ellis

Auch das Haupt-Racing-Team ist auf der Nordschleife und in der DTM am Start Zoom

Fritz ist wie Voss der Meinung, dass der Teufel im Detail steckt. "Die Autos fahren dort eine ganz andere Aerospezifikation", weiß er. "Sie haben andere Flügel, eine Mindestfahrhöhe, sind in der Leistung extrem beschnitten und fahren mit Entwicklungsreifen. Und ich kann jetzt schon sagen: Wenn es regnet, ist es kein Spaß, mit dem DTM-Reifen auf der Nordschleife zu fahren."

Diesen "Rattenschwanz" gelte es zu bedenken. "Und das kostet alles viereckig Geld", fürchtet Fritz im Gespräch mit Motorsport-Total.com. Abgesehen davon glaubt der frühere DTM-Chef von Mercedes-AMG, dessen HRT-Team auch beim 24-Stunden-Rennen aktiv ist, dass die Chancengleichheit in der DTM auf der Kultstrecke nicht gegeben wäre.

"Natürlich findet man das bei Manthey geil - ich finde das auch geil. Aber findet das auch ein Timo Bernhard geil, der dort sonst nicht fährt?", sagt er. "Wir hätten einen massiven Vorsprung. Ich hätte es cool gefunden mit Class 1, weil das andere Autos waren. Aber ich weiß nicht, ob jetzt die nächste GT3-Serie auf der Nordschleife fahren muss."