"Wenn sie es selbst bezahlen?": Was die DTM-Teams von neuntem Event halten

Nach der Teamumfrage zu einem neuen Auslands-Event in der DTM-Saison 2024: Wie die Rennställe dazu stehen und wie hoch die zusätzlichen Kosten dafür wären

(Motorsport-Total.com) - Der ADAC kündigte im Zuge der Kalender-Veröffentlichung für die DTM-Saison 2024 vor einem Monat an, dass man über eine neunte Veranstaltung im "europäischen Ausland" nachdenke und diese Option prüfe. Im Zuge dessen wurden die Teams per Online-Umfrage befragt, wie viele Events sie sich für die Saison 2024 wünschen und wo ein potenzielles neuntes Wochenende stattfinden soll.

Titel-Bild zur News: Sheldon van der Linde

Spa oder anderes Auslandsrennen? Die Teamchefs haben diesbezüglich Bedenken Zoom

Motorsport-Total.com hat sich diesbezüglich umgehört - und herausgefunden, dass sich die Begeisterung bei den Teams in Grenzen hält. "Das muss auch wer bezahlen", sagt Teamchef Gottfried Grasser vom gleichnamigen Lamborghini-Team.

"Schon acht Wochenenden sind nicht einfach. Wenn sie das neunte selbst bezahlen, dann warum nicht? Es gibt ein paar Teams in der DTM, bei denen das Geld nicht aus dem Rennsport kommt", verweist er auf Rennställe mit potenten Geldgebern im Hintergrund. "Aber jedes wirtschaftlich denkende Team würde sicher bei acht Wochenenden bleiben."

Was ein neunter Event die Teams kosten würde

Aber was würde er tun, wenn der ADAC plötzlich einen spektakulären Veranstaltungsort aus dem Hut zaubert, der dem DTM-Kalender, der aktuell 2024 die gleichen Strecken wie 2023 umfasst, guttun würde? "Dann müsste man sich eher Gedanken machen, ob man nicht einen der acht Events tauscht", findet der Österreicher.

Was ein neunter Event kosten würde? Laut Informationen von Motorsport-Total.com würde das Saisonbudget, das aktuell pro Auto schon rund 1,3 Million Euro beträgt, noch einmal um über 100.000 Euro ansteigen. Wenn dann auch noch ein Testtag dazu kommt, was auf einer neuen Strecke nicht unwahrscheinlich ist, wäre man im Bereich von 140.000 Euro pro Fahrzeug.

Winward-Teamchef warnt: "Es wird alles teurer"

Auch Winward-Teamchef Christian Hohenadel, dessen Team die Mercedes-AMG GT3 von Lucas Auer und David Schumacher einsetzt, warnt vor den Kosten. "Ich bin fest davon überzeugt, dass acht Wochenenden genau das Richtige für 2024 sind, denn es wird alles teuer", sagt der Ex-Rennfahrer.

"Die Preisspirale ist glaube ich bei jedem Team zu spüren. Es geht um die Ersatzteile und die Lebenserhaltungskosten der Mitarbeiter, die nach oben gehen. Der ADAC tut gut darin, noch ein Jahr zu warten und zu schauen, wie sich die wirtschaftliche Situation entwickelt."

Hohenadel spricht dem ADAC aber auch ein Lob dafür aus, dass der Kalender schon Anfang August erschienen ist und es keinerlei Überschneidungen mit anderen GT3-Serien gibt. "Das ist für mich große Klasse", sagt er.

Abt-Teamchef: "Sinnlos, wenn Kosten auf Teams fallen"

Die frühe Bekanntgabe freut zwar auch Abt-Teamchef Thomas Biermaier, er wäre aber gerne etwas mehr eingebunden gewesen, denn beim Audi-Team wusste man über die ADAC-Pläne bis zur Pressemitteilung nicht Bescheid. Ob er einen neunten Event befürworte?

"Grundsätzlich ja, wenn alle davon profitieren - auch finanziell", antwortet er. "Ein neunter Event hat keinen Sinn, wenn alle Kosten auf die Teams fallen. Wenn, dann muss das für alle eine gute Sache sein."

Wo so eine Auslandsveranstaltung Sinn ergeben würde? "Wir waren in Italien - und das waren tolle Events auf tollen Strecken, aber es ist immer schön, wenn auch Zuschauer kommen", sagt Biermaier. Was er zu potenziellen Stadtrennen in Pau in Frankreich und Vilareal in Portugal sagt? "Pau ist keine Strecke für unsere Autos", ist er kein Fan des engen Kurses im Pyrenäen-Vorland. "In Vilareal wäre was los, aber ich weiß es nicht."

Torsten Schubert macht Druck wegen Budgetplanung

Manthey-EMA-Teamchef Nici Raeder steht einem neunten Event "neutral" gegenüber. "Wenn es ein guter Event ist, dann ja. Einfach um neun Wochenenden zu fahren, nein", erklärt er seinen Standpunkt - und könnte sich eine spezielle Veranstaltung vorstellen, wenn sie für keinerlei Überschneidungen sorgt.

Wo er sich diese vorstellen könnte? "Ich mag Spa, aber dort finden schon so viele GT3-Rennen statt. Warum also nicht ein Rennen auf der Nordschleife?", denkt der Teamchef des unweit des Nürburgrings ansässigen Porsche-Teams laut. "Das wäre auf jeden Fall machbar, wenn man es im Rahmen des 24-Stunden-Rennens durchführt."

Einziges Problem: Der Nürburgring ist in Deutschland und fällt daher nicht unter die Vorgabe des ADAC, ein Auslandsrennen durchzuführen.

Wie auch immer man sich entscheidet: Torsten Schubert vom BMW-Meisterteam fordert vor allem eine baldige Lösung. "Die Budgetplanung für die Saison muss fertigwerden. Daher wäre es wichtig, so früh wie möglich zu wissen, ob eine neunte Veranstaltung kommt." Auch er könnte sich Spa als Austragungsort gut vorstellen, da durch die Deutschland-Nähe auch das Zuschauerpotenzial vorhanden ist.

Winward-Teamchef Hohenadel ist diesbezüglich hingegen eher skeptisch. "Wir sind in Spa gefahren - und es ist eine tolle Strecke, aber da war kein Schwein. Und teuer ist es auch."

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