DTM-Rückkehr am Sachsenring fordert Fahrer: Geht Dreifach-Linkskurve voll?

Nach 21 Jahren kehrt die DTM auf den Sachsenring zurück: Was den Kurs so einzigartig macht und wieso die Dreifach-Linkskurve eine wahre Herausforderung ist

(Motorsport-Total.com) - 21 Jahre lang blieb die DTM dem Sachsenring fern, doch dieses Wochenende feiert die 3,645 Kilometer lange Motorrad-Kultstrecke in Hohenstein-Ernstthal ein Comeback in der Traditionsserie (alle Infos, TV-Zeiten, Stream etc.). Und die Vorfreude auf die schnelle Berg-und-Talbahn, die auch als kleine Nordschleife bezeichnet wird und die Fahrer fordert, ist riesig.

Titel-Bild zur News: Rolf Ineichen

Wer lupft verliert? Die Dreifach-Linkskurve auf dem Sachsenring Zoom

"Die Strecke ist eine der besten im Kalender - es geht rauf und runter wie auf einer Achterbahn", schwärmt BMW-Champion Sheldon van der Linde. Er spielt damit auf den Höhenunterschied von 38 Metern mit einem Gefälle von maximal 12,8 und Steigungen von bis zu zehn Prozent an. Besonders angetan hat es ihm der zweite Sektor mit der Dreifach-Linkskurve (Kurven sechs, sieben und acht).

"Sie geht im GT3-Auto beinahe voll", weiß der Südafrikaner, der dort einiges vorhat. "Es wird eine Herausforderung im Qualifying, voll auf dem Gas zu bleiben. Wir werden das Limit ausloten, denn da kann man ein bisschen Zeit holen. Es ist mein persönliches Ziel, die Dreifach-Linkskurve voll zu nehmen."

"Problem, wenn man Auto bei Tempo 230 verliert"

Ihm ist aber die Gratwanderung bewusst. "Hoffentlich klappt es, sonst hat man ein großes Problem, wenn man das Auto dort bei Tempo 220 oder 230 verliert", sagt van der Linde, der 2017 auf dem Kurs im ADAC GT Masters beim Audi-Team Aust sein GT3-Debüt an der Seite seines Bruders gab.

Auch Kelvin van der Linde outet sich ganz klar als Fan. "Der Sachsenring ist meine Lieblingsstrecke im DTM-Kalender", sagt der Abt-Audi-Pilot, der auch eine hervorragende Bilanz vorzuweisen hat. "Im ADAC GT Masters bin ich mit fünf Siegen der Rekordsieger. Ich fühle mich dort immer wohl."

Der Kurs sei "ziemlich einzigartig", findet Bernhard-Porsche-Pilot Laurin Heinrich, der ihn vom Test am vergangenen Donnerstag und aus dem Porsche-Carrera-Cup kennt. "Ich finde es cool, dass wir nicht die ganze Saison lang auf ähnlichen Strecken fahren."

Was den Sachsenring einzigartig macht

Aber was macht den Sachsenring so besonders? "Die Strecke geht gegen den Uhrzeigersinn, was nicht üblich ist", holt der Porsche-Youngster aus. "Es gibt hauptsächlich Linkskurven - und nur zwei richtige Rechtskurven, was es interessant macht. Und sie ist wirklich schnell."

Das sorgt auch bei den Reifen für eine besondere Eigenheit. "Der Reifenabbau ist recht hoch, speziell auf der rechten Seite", erklärt Heinrich. "Eine Seite wird deutlich mehr belastet als die andere." Vor allem der rechte Vorderreifen muss mehr aushalten als auf allen anderen Kursen im Kalender.

Auch Abt-Audi-Pilot Ricardo Feller spricht von einer "brutalen" Belastung für die rechte Seite. "Es wird darauf ankommen, die Reifen im Rennen nicht kaputtzufahren."

Ricardo Feller

Ricardo Feller beim Sachsenring-Test vergangene Woche Zoom

Set-up als Herausforderung: Wie gelingt der Kompromiss?

Als ob das bei der Set-up-Arbeit noch nicht Herausforderung genug wäre, kommt noch dazu, dass sich der erste Sektor mit seinen langsamen Kurven deutlich vom schnellen zweiten und vom dritten Sektor unterscheidet.

"Die Set-up-Arbeit ist wirklich wichtig, denn es ist nicht einfach, das Auto hier ordentlich einzustellen", sagt DTM-Leader Mirko Bortolotti, der im SSR-Lamborghini sitzt. "Sektor 1 ist ganz anders als Sektor 2. Es ist nicht einfach, das Fenster zu treffen - zumindest für uns."

Was er damit genau meint? "Es braucht viel Stabilität, weil die Kurven so langgezogenen sind und der Scheitelpunkt spät kommt. Dazu geht es rauf und runter. Manchmal ist es schwierig, die richtige Stabilität zu finden, denn wenn man sich zu sehr darauf konzentriert, leidet die Rotation."

Das Auto schnell zu rotieren und durch die winkeligen Kurven zu bringen, ist vor allem im ersten Teil der Strecke wichtig. "Da kann man glaube ich die meiste Zeit holen", sagt Sheldon van der Linde, für dessen BMW M4 GT3 mit dem langen Radstand das zur Herausforderung wird.

Überholen schwierig: "Wird glaube ich ein Albtraum"

Das gilt auch für eine gute Qualifying-Leistung. "Das müssen wir hinkriegen, auch wenn das dieses Jahr nicht gerade unsere Stärke war", verweist Sheldon van der Linde auf gute Startplätze. Denn die braucht es auf dem Sachsenring, da das Überholen schwieriger ist als auf den meisten Kursen.

"Man kann eigentlich überall eine engere Linie wählen zum Verteidigen, ohne viel Zeit zu verlieren", erklärt Feller, warum es so schwierig sei, "sich danebenzubremsen". Dazu kommt, dass man im Heck eines Rivalen in den schnellen Kurven Abtrieb verliert. "Schon im Cup war das sehr schwierig", sagt Heinrich "Ich kann mir gerade nicht vorstellen, wie schwierig es sein wird, jemandem im GT3-Auto nachzufahren. Das wird glaube ich ein ziemlicher Albtraum."

Aber es gibt auch eine Überholmöglichkeit auf der 800 Meter langen Start-Ziel-Geraden. "Wenn man gut aus der letzten Kurve kommt, kann man sich aus dem Windschatten heraus vielleicht in Turn 1 daneben setzen", sagt Feller.

"Dann fährt man im ersten Sektor nebeneinander und ist innen, bevor es runter in die Highspeed-Kurven geht. Aber mit unserem Audi wird das kaum funktionieren, weil wir auf den Geraden derzeit nicht so schnell sind", zuckt der Schweizer, der Dritter in der Meisterschaft ist, mit den Schultern.

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