"Waren 2024 auf gutem Weg": Neun DTM-Piloten droht eine Rückversetzung!

Durch eine wahre Verwarnungsflut in Zandvoort muss ein Drittel des Feldes in Nürnberg eine Gridstrafe fürchten: Wieso die Rennleitung keine andere Wahl hatte

(Motorsport-Total.com) - Greift die Rennleitung in der DTM nach der heftigen Kritik an den Driving-Standards, die vor allem Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock bei seinem Comeback mehrmals geäußert hat, nun härter durch? Schon bei der Fahrerbesprechung in Zandvoort hat Sven Stoppe den Piloten die Rute ins Fenster gestellt.

Titel-Bild zur News: Jules Gounon, Mirko Bortolotti

Wo ist die Grenze im Zweikampf? Zuletzt gab es in der DTM viel Schrott Zoom

"Der Renndirektor hat klargemacht, dass er gegen alle strenger vorgehen wird", so Manthey-Porsche-Pilot Ayhancan Güven in den Niederlanden. Das spielt auch im Vorfeld des Norisring-Wochenendes (alle Infos zu TV-Zeiten, Stream etc.) eine wichtige Rolle, denn auf dem engen Stadtkurs ist ohnehin Schrott vorprogrammiert.

Zudem drohen beinahe bei der Hälfte des Feldes schon in Nürnberg Startplatz-Strafen: Durch eine wahre Verwarnungsflut in Zandvoort haben neun von 26 Piloten bereits zwei Verwarnungen auf ihrem Konto. Bei einer dritten Verwarnung geht es beim nächsten Rennen in der Startaufstellung um fünf Plätze zurück.

16 Verwarnungen in Zandvoort nach Inboard-Auswertung

Insgesamt 16 Verwarnungen sprach Stoppe am Wochenende in den Niederlanden aus, nachdem er am Samstagabend sogar Überstunden geschoben hatte und Videomaterial der Inboard-Kameras sichtete. Zum Vergleich: In Oschersleben gab es insgesamt sieben Verwarnungen, in der Lausitz gar nur drei. Das zeigt, dass Stoppe nun tatsächlich härter vorgeht.

Betroffen sind Jordan Pepper, Luca Engstler, Mirko Bortolotti, Nicki Thiim, Maro Engel, Tom Kalender, Marco Wittmann, Ben Green und Ben Dörr, bei der eine weitere Verwarnung Konsequenzen hätte. Nur ein Pilot hat aktuell keine einzige Verwarnung ausgefasst: Manthey-Porsche-Pilot Ayhancan Güven.

Engel fürchtet um faire DTM-Duelle: "Gibt einem etwas zu denken"

Laut Mercedes-AMG-Werksfahrer Engel sei von der Rennleitung zuletzt zu viel zugelassen worden. "Aus meiner Sicht waren wir letztes Jahr auf einem sehr guten Weg, hatten wirklich viel gutes Side-by-Side-Racing", so der Winward-Pilot. "Aber wenn man sieht, was am Lausitzring in der ersten Runde passiert ist, dann gibt einem das schon etwas zu denken."

Jordan Pepper; Sven Stoppe

Renndirektor Sven Stoppe in Zandvoort im Gespräch mit Jordan Pepper Zoom

Eine Anspielung auf die zahlreichen Berührungen und Schäden, die es bei beiden Rennen des zweiten Rennwochenendes gab.

Dabei sei das Regelwerk eigentlich klar und gut. "Ich glaube, dass wir mit die besten Regeln haben, um packenden und spannenden Motorsport zu bieten, wo Autos mehrere Kurven lang Seite an Seite kämpfen, was auch zum Überholen ermutigt", so Engel. "Wir müssen schauen, dass uns das nicht abhanden kommt."

Preining sucht Grenze: "Aktuell etwas verschwommen"

Konkret geht es darum, dass in der DTM das Abdrängen eines Konkurrenten eigentlich verboten ist und die Piloten genug Platz lassen müssen, damit man mehrere Kurven lang Rad an Rad fahren kann. Zuletzt gab es aber immer wieder Manöver, die - zumindest aus Sicht der Akteure - nicht gleichmäßig beurteilt wurden.

Manthey-Porsche-Pilot Thomas Preining, der 2023 den Titel holte, wünscht sich hartes Racing, aber auch eine klare Grenze. Er fordert eine "klare Linie, was okay und was zu viel ist. Aktuell ist das für mich ein bisschen verschwommen, was die ganze Situation etwas inkonstant macht. Manchmal hat man das Gefühl, dass man unfair beurteilt wurde oder der andere mit etwas davonkommt, mit dem er nicht davonkommen hätte sollen."

Der Österreicher relativiert aber, dass das aus Sicht des Fahrers nicht ungewöhnlich ist: "Wir wollen immer mit allem davonkommen, und alle anderen müssen bestraft werden, daher ist das manchmal sehr schwierig". Generell unterstützte er aber die Bemühungen der Rennleitung: "Die meisten Schritte gehen in die richtige Richtung".

Mercedes-AMG lobt Inboard-Überprüfungen

Auch der zweimalige Champion Marco Wittmann sieht in Zandvoort eine Verbesserung. "An den ersten Wochenenden ging es vielleicht ein bisschen in die falsche Richtung. Es war zu chaotisch. Jetzt geht es aber wieder in die richtige Richtung, damit es gutes und faires Racing gibt. Dafür benötigt es Verwarnungen."

Thomas Jäger, der bei Mercedes-AMG als sportlicher Leiter des DTM-Bereichs agiert, findet es ebenfalls gut, dass die Rennleitung nachträglich Inboard-Kameras überprüft nat und weitere Verwarnungen ausgesprochen hat. "Es passiert in so einer kurzen Zeitspanne so viel, dass es sehr schwierig ist, das sofort fair zu beurteilen", sagt er.


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"Es sind Sprintrennen, es geht hart zur Sache, das Überholen ist nicht einfach - und wenn du eine Chance siehst, dann nutzt du sie. Da muss es klare Standards geben. Das liegt an der Rennleitung, das konsequent zu adressieren und etwas zu dulden oder nicht zu dulden. Damit erziehst du die Fahrer."

Man darf nun gespannt sein, wie sich das auf das Norisring-Wochenende auswirkt, denn dort kracht es durch die Mauern neben der Strecke besonders leicht. Und dann hat man sich in einem Duell schnell mal eine weitere Verwarnung eingehandelt. Es ist nicht auszuschließen, dass manche Piloten daher mit besonderer Vorsicht agieren werden (SPONSORED LINK: Jetzt Tickets für den DTM-Klassiker auf dem Norisring sichern!).

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