Nach Boxen-Unfall in Zandvoort: Wie es den Beteiligten geht und wer Schuld hat

Erneuter Boxenstopp-Vorfall in Zandvoort: Grasser-Pilot Luca Engstler bringt einen BMW-Mechaniker zu Fall - Was die Beteiligten sagen und wer die Schuld daran trägt

(Motorsport-Total.com) - Zandvoort bleibt ein gefährliches Pflaster für Boxenstopps in der DTM: Nachdem im Vorjahr ein Grasser-Mechaniker bei einem Zwischenfall schwer verletzt wurde, sorgte am Samstag erneut ein dramatischer Vorfall in der Boxengasse für Aufsehen - und wieder war Luca Engstler unfreiwillig mittendrin.

Titel-Bild zur News: Beim Boxenstopp von Luca Engstler kam es erneut zu einem Zwischenfall

Beim Boxenstopp von Luca Engstler kam es erneut zu einem Zwischenfall Zoom

"Ich habe erst nach dem Rennen davon erfahren und mich sofort beim Schubert-Team entschuldigt", sagt der Grasser-Lamborghini-Pilot zu Motorsport-Total.com. Ihn trifft wie schon im Vorjahr keinerlei Schuld. "Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert."

"Ich habe es erst gar nicht mitbekommen, denn ich habe mich voll darauf konzentriert, dass wir keinen Unsafe Release haben und habe nach links geschaut. Ich habe dabei voll eingeschlagen", sagt Engstler. "Das ist so eine Situation, wie sie in so einer engen Boxengasse wie hier in Zandvoort passieren kann."

So kam es zum erneuten Boxenstopp-Vorfall

Auslöser des erneuten Vorfalls war das Boxenstopp-Chaos in Runde zwölf. Aufgrund der abtrocknenden Strecke - die meisten Piloten waren auf Regenreifen gestartet - wurden Slicks im ersten Renndrittel zur besseren Wahl. Dennoch warteten viele Fahrer bis zum Boxenstoppfenster, um sich einen zusätzlichen Stopp zu ersparen.

Die Folge: Mit Öffnung des Boxenstoppfensters herrschte Hochbetrieb, gleich neun Fahrzeuge kamen gleichzeitig zum Reifenwechsel, angeführt von Engstler, der zu diesem Zeitpunkt auf dem dritten Platz lag. Doch beim Stopp des Lamborghini-Piloten lief nicht alles glatt.

Probleme mit dem Schlagschrauber kosteten laut Teamchef Gottfried Grasser "rund zwei oder drei Sekunden". Als sein Pilot wieder anfuhr, stand am benachbarten Boxenplatz bereits der BMW von Rene Rast, denn die Schubert-Crew gerade abfertigte.

Trotz vollem Lenkeinschlag touchierte Engstler beim Herausfahren einen dort liegenden BMW-Reifen, der wegkatapultiert wurde und einen Mechaniker der Schubert-Truppe zu Fall brachte. "Gott sei Dank ist keinem menschlich was passiert", gibt Teamchef Torsten Schubert bei Motorsport-Total.com Entwarnung.

Schubert gibt Entwarnung: nur "ein blauer Fleck"

"Einen blauen Fleck gibt es schon, aber sonst scheint alles okay zu sein", berichtet Schubert am Samstagabend. "Das war ein dummer Zufall. Es ist hier verdammt eng in der Boxengasse. Luca hat sich schon entschuldigt, hat mich angerufen. Ich mache ihm gar keinen Vorwurf."

Auch aus Sicht der Grasser-Mannschaft war der Vorfall ein unglückliches Zusammenspiel verschiedener Faktoren. "Ich kann da keinem eine Schuld zusprechen, auch nicht Luca", sagt Teamchef Gottfried Grasser zu Motorsport-Total.com. "Der Winkel war eigentlich nicht ausfahrbar, wo der Reifen gelegen ist."

"Er hat den Reifen mitgenommen, und das Schlimme war, dass der Mechaniker dahinter war. Das sollte nicht passieren." Der Teamchef nimmt seinen Fahrer ausdrücklich in Schutz: "Wir haben auf den Daten gesehen, dass das Lenkrad auf Anschlag war."


Fotos: DTM 2025: Rennwochenende in Zandvoort


Hinzu kommt, dass Engstler gar nicht wissen konnte, dass vor seinem Auto noch ein Reifen der BMW-Mannschaft liegt. Als der Lamborghini-Pilot seinen Boxenplatz kurz zuvor angefahren hatte, waren weder der BMW von Rast noch sein Reifen schon da.

Keine Strafe für Engstler, Grasser oder Schubert

Hätte stattdessen das Grasser-Team mit der Freigabe warten müssen? "Du kannst nicht warten. Es würde keiner im Feld warten, bis der Vordere mit dem Stopp fertig ist", ergänzt Grasser, und verweist sogar auf eine mögliche Mitschuld der Konkurrenz: "Wenn der Reifen weiter vorne liegt, passiert das nicht."

Schon im Vorjahr war Engstler in einen Boxenstopp-Unfall verwickelt

Schon im Vorjahr war Engstler in einen Boxenstopp-Unfall verwickelt Zoom

Hätte sich der Vorfall verhindern lassen, wenn der Reifen dichter am BMW oder weiter in Richtung Fahrzeugfront abgelegt worden wäre? "Der Reifen wird abgelegt, ob der um zehn Zentimeter zu weit draußen war oder nicht, kann ich nicht sagen", so Schubert.

"Man kann den Reifen nur neben das Auto legen. Und hier ist es so dicht, wir hängen so dicht aufeinander. Die Boxengasse ist eben für 24 Autos in der DTM zu eng", findet der erfahrene BMW-Teamchef, der seiner Mannschaft keinerlei Vorwürfe macht.

Auch die Rennleitung sah letztlich von Konsequenzen ab: Eine Untersuchung gegen die Grasser-Mannschaft wegen "Unsafe Release" blieb folgenlos, weil die Kommissare zu dem Schluss kamen, dass "die Situation durch eine Kettenreaktion in Kombination mit der engen Boxengasse verursacht wurde."

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