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  • 15.07.2018 09:33

  • von Roland Hildebrandt

Hyundai Santa Fe 2018 Test: Bilder, alles zu Preis, Anhängelast, Kofferraum

Mit breiter Brust bringt Hyundai den neuen Santa Fe auf den Markt. Kann das große SUV für Unruhe im Premium-Segment sorgen? Wir haben den Wagen getestet

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Höher, schneller, weiter: In gewisser Weise gilt das olympische Motto auch für die Marke Hyundai. Beim Deutschland-Start im Jahr 1991 noch belächelt, sind die Südkoreaner heute eine etablierte Größe: 3,2 Prozent Marktanteil bedeuten den neunten Platz zwischen Flensburg und Berchtesgaden. Zum Ausdruck kommt das gewachsene Selbstbewusstsein im neuen Hyundai Santa Fe. Wir haben ihn getestet.

Selbstbewusster Auftritt

Wachsen liefert uns das richtige Stichwort, denn die Länge wächst um sieben Zentimeter auf 4,77 Meter, der Radstand im ähnlichen Maß auf knapp 2,77 Meter. Dadurch wird nicht nur der bisherige Hyundai Grand Santa Fe überflüssig (eine dritte Sitzreihe ist auf Wunsch lieferbar), der neue Santa Fe winkt auch selbstbewusst in Richtung VW Touareg.

Hyundai-Chefdesigner Thomas Bürkle hat dem größten SUV der Marke mehr Eigenständigkeit ins Blech gezaubert: Die Frontpartie mit großem Grill und viel Chrom erinnert mit ihrer Leuchtenanordnung an den Kona, während das Heck den Wagen optisch breiter wirken lässt. Kräftiger, stämmiger, und rechtwinkliger tritt der Santa Fe nun auf. Amerikanisch im positiven Sinne, schließlich dürften die USA der größte Markt für dieses Auto werden.

Schwerpunkt auf Diesel

Deutsche Kunden dürften den neuen Hyundai Santa Fe wohl mehr wegen seiner Anhängelast im Blick haben, sie beträgt bis zu 2,5 Tonnen. Dazu passt der 2,2-Liter-Diesel mit 200 PS Leistung und 440 Newtonmeter Drehmoment, für den die Marke einen Verkaufsanteil von 80 Prozent prognostiziert. Er wird mit Front- oder Allradantrieb, Schaltung oder Automatik angeboten. Alternativ stehen ein Zweiliter-Selbstzünder mit 150 PS und ein 2,4-Liter-Benziner mit 185 PS bereit.

Letzteren gibt es ausschließlich mit Allradantrieb und Sechsstufen-Automatik. Apropos Allrad: HTRAC nennt Hyundai das neu entwickelte, schlupfabhängig variable System. Vier Einstellungen stehen zur Wahl: Der Eco-Modus legt den Schwerpunkt auf Frontantrieb, erst im Sport-Modus gelangen bis zu 50 Prozent der Antriebskraft an die hinteren Räder. Bei Bedarf ist aber auch bis 60 km/h eine feste 50:50-Verteilung zuschaltbar.

Fein gemacht

Innen setzt der neue Santa Fe auf Noblesse: Leder schmückt das Armaturenbrett, an der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen. Lediglich das genarbte Hartplastik im unteren Bereich der Mittelkonsole und am Handschuhfach sind Zugeständnisse an einen günstigen Verkaufspreis. Abseits davon wird großes Tennis gespielt: Ein Sieben-Zoll-Instrumentendisplay, bis zu acht Zoll für das Navi und den Around-View-Monitor. Auf Wunsch belüftete Vordersitze, Sitzheizung hinten und ein feines Head-up-Display in der Größe 8,5 Zoll.

Pluspunkt des Santa Fe: Sein Cockpit setzt auf saubere Gliederung statt auf Bildschirm-Overkill. Natürlich liefert Hyundai die komplette Armada an Assistenzsystemen, darunter einen Totwinkelwarner mit Spurhaltefunktion. Hervorzuheben sind zwei Systeme: Zum einen der hintere Ausstiegsassistent. Er vermeidet, dass Fondpassagiere ihre Tür aufreißen können, wenn sich ein Fahrzeug nähert. Zum anderen der Insassenalarm. Er gibt Laut, sobald man Gefahr läuft, Kinder oder Haustiere in Reihe Zwei zu vergessen.

Großzügige Verhältnisse

Allerdings kann man den Mitfahrern im Fond nicht verdenken, wenn sie gar nicht aussteigen möchten. Das Platzangebot dort ist vorzüglich, lediglich das optionale Panoramadach kostet etwas Luft über dem Scheitel. Nur für Kinder ist die aufpreispflichtige dritte Sitzreihe zu empfehlen, immerhin bekommt der Nachwuchs durch nun größere Seitenfenster eine bessere Sicht nach draußen. 40 Liter mehr Volumen gibt es im Kofferraum, er fasst jetzt zwischen 625 und 1.695 Liter Gepäck. Beim Siebensitzer sind es 547 bis 1.625 Liter.

Am besten mit Automatik

Ideal also für größere Urlaube, zu denen der große Diesel (natürlich mit Abgasnorm Euro-6d-Temp) passt. Die 2,2-Liter-Maschine macht den Santa Fe des Jahrgangs 2018 zum perfekten Langstreckengleiter, zumal wie in unserem Fall mit der neu entwickelten Achtgang-Automatik. Sie schaltet sanft und hält den Motor in niedrigen, unaufgeregten Drehzahlregionen. Auffallend ist die sehr gute Dämmung: Wenig Windgeräusche bei Tempo 130, nur beim Kickdown ist das Aggregat auffällig hörbar. Einen Pluspunkt verdient sich auch das Fahrwerk, selbst mit den 19-Zoll-Rädern unseres Testwagen rollt der Santa Fe komfortabel ab.

Koreanische Willkommenskultur

Und die Minuspunkte? Aus dem Stand könnte der 2,2-Liter-Diesel etwas spritziger beschleunigen. Ein Kurvenräuber ist der Santa Fe nicht, schließlich wiegt er leer gut 1,9 Tonnen. Kritikwürdig ist zudem wie beim Kona die Unterbringung der hinteren Blinker tief unten im Stoßfänger. Im Falle eines Remplers geht das ins Geld, weiter oben würde man sie auch besser erkennen. Aber das war es auch schon an Meckerei. Wie sagte mein Beifahrer recht treffend? Es stellt sich ein Hyundai-Gefühl ein. Alles ist sauber gemacht, gut durchdacht, ohne im übertriebenen Luxus zu schwelgen. Einsteigen, zwei Minuten für persönliche Einstellungen, losfahren.

Billig war gestern

Zum Hyundai-Gefühl gehört auch die attraktive Preisgestaltung samt fünf Jahren Garantie. Obwohl der Marktstart schon im Juli 2018 stattfinden soll, rückt Hyundai Deutschland vorerst nur den Einstiegspreis raus. Supergünstig ist der Santa Fe nicht: Los geht es bei 35.070 Euro für den 2.0 CRDI mit 150 PS. Frontantrieb und manueller Schaltung.

Wo steht die Konkurrenz? Blicken wir auch hier auf die handgerührten Basisdiesel mit Frontantrieb: 150 PS bieten der 4,70 Meter lange VW Tiguan Allspace (32.850 Euro) und mit 4,60 Meter der deutlich kürzere Land Rover Discovery Sport eD4 (34.000 Euro). Mit 200 PS für 35.750 Euro protzt der Konzernbruder des Santa Fe, der Kia Sorento. Auch beim Preis gehört Hyundai also inzwischen zum Establishment.

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