• 19.06.2025 15:20

  • von Lawrence Ulrich

Amerikas Hypercar: Die neue Chevy Corvette ZR1X will Ferrari besiegen

Chevrolets neue Corvette ZR1X hat es auf den Ferrari F80 und den McLaren W1 abgesehen, mit einem 1.250 PS starken V8-Hybrid-Motor

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Die 2025er Corvette ZR1 ist ja womöglich schon das schnellste Auto mit Hinterradantrieb, das je auf unserem Planeten gelandet ist: Ein Track-Monster, das in brutalen 2,3 Sekunden von 0-100 km/h beschleunigt und dessen 375 km/h Höchstgeschwindigkeit fast wie eine KI-Halluzination anmuten.

Titel-Bild zur News: Chevrolet Corvette

2026 Chevrolet Corvette ZR1X Zoom

Im Mai lädt man mich auf ein paar Runden mit der ZR1 auf den texanischen Circuit of the Americas. Ich darf die Corvette-Ingenieure jagen, die in ihrer Freizeit Serienauto-Rundenrekorde aufstellen, dabei einen 1,2 Millionen Dollar teuren McLaren Senna schnupfen, ein, zwei Porsche 911 GT3 RS beschämen.

Auf der hinteren Geraden des COTA geht's bis auf 280 km/h, dann 285, die 290 in verlockender Reichweite. Der 5,5-Liter LT7 schreit seine titanverstärkten Lungen raus, hat mehr Turboleistung als die F1-Autos, die sonst hier vorbeifliegen und die Tribünen füllen. Dabei bleibt sie trotz aller Extreme im Herzen ganz Corvette - kommunikativ, halbwegs brav und alltagstauglich.

Und das alles ab 178.195 Dollar (knapp 155.000 Euro). Dafür bekommen Sie keinen 911 GTS und der hat mit 540 PS nur ein bisschen mehr als die Hälfte der ZR1-Leistung. Die Frage ist: Wie will Chevrolet (oder irgendein anderer Autohersteller) derartiges toppen? Zu meiner aufrichtigen Überraschung finde ich es schneller heraus als gedacht.

Der leistungsstärkste Corvette aller Zeiten

An diesem Abend, immer noch in der Post-COTA-Euphorie, werde ich durch einen auffällig beleuchteten Flur im Goodfellas-Stil zu einer Hotel-Dachterrasse in Austin geführt, um die 2026er Corvette ZR1X zu sehen. Coupé und Cabrio, in Fleisch und Blut, ohne Tarnung, ohne Gerüchte.

Und auch ohne "Zora"-Logo. Tut mir leid. Dieser Name, zu Ehren des in Russland geborenen Corvette-Patriarchen Zora Arkus-Duntov, war immer mehr Wunschdenken der Medien als Realität.

Die Chevy-Offiziellen sagen, das "X" - auch wenn es nicht so romantisch klingt wie "Zora" - soll hervorheben, dass es sich um eine natürliche Weiterentwicklung der ZR1-Familie handelt, nicht um ein eigenständiges Modell. Ein eigenständiges Modell, das mehr Sammlerwert hätte? Man möchte nicht die Gefühle der Standard-ZR1 verletzen, oder die von deren Käufern.

Etwas überraschend startet die ultimative Corvette noch vor Ende des Jahres damit, die Träume von Sammlern und die Albträume von siebenstelligen europäischen Rivalen heimzusuchen. Chevy nennt die ZR1X "Amerikas Hypercar". Sie zielt direkt auf die seltenen Vögel, die typischerweise in Goodwood oder Pebble Beach gesichtet werden, und dann nie wieder außerhalb von YouTube-Crash-Videos: Ferrari F80, McLaren W1, Mercedes-AMG One.

Sicher, sie ist "nur" ein Chevy. Aber das Verrückte ist: Arbeiterklasse-Ruf hin oder her - die ZR1X kommt nicht mehr als Underdog daher. Nicht mit der Erfolgsbilanz beim Rekorde aufstellen ihrer heckgetriebenen Schwester. Und nicht mit wahnwitzigen, voll konkurrenzfähigen 1.250 PS und 1.320 Nm Drehmoment.

Die 186 PS und gut 200 Nm sind einer elektrifizierten Vorderachse zu verdanken. Einer optimierten Version des Corvette E-Ray-Hybridsystems, um genau zu sein. Zwei zusätzlich angetriebene Räder dürften helfen, mit den optionalen Michelin Pilot Sport Cup 2R Reifen bestialischen Grip aufzubauen. Oder auf den serienmäßigen Pilot Sport 4S bei Nässe für weniger Nervenflattern zu sorgen.

Neutrales Handling und Vertrauen des Fahrers waren die Stichworte bei der Entwicklung. Die Nutzung der Vorderachse, sagt Corvette Chefingenieur Josh Holder, "ist der einfachste Weg, um das maximale Potenzial und vorhersehbare, reproduzierbare Performance zu erreichen."

Keith Badgley, leitender Entwicklungsingenieur des ZR1X, sagt, die Leistungsdiagramme zeigen, dass die leichtere ZR1 in der Mitte vieler Kurven etwas schneller ist. Aber am Kurven-Ein- und -Ausgang ist das Spiel aus. Der allradelnde Freak nutzt regeneratives Bremsen auch für die Balance.

"Du wirst das spüren, wenn du aus der Kurve herauskommst, wie das Auto dich herauszieht", verspricht Badgley. "Dieses Ding beschleunigt verrückt, wie nichts, was du gewohnt bist. Die beiden Antriebsstränge spielen in harmonischer und vorteilhafter Weise zusammen, die über das hinausgeht, was du von einem einfachen Zusammenstecken zweier Motoren erwarten würdest."

Natürlich ist die ZR1X auch auf der Geraden ein absolutes Monster. Trotz der elektrifizierten Teile, die sie über die 1.815-Kilo-Marke hieven. Der ZR1X packt unheilige 1,3 g Längsbeschleunigung durchgehend im ersten und zweiten und fast den ganzen dritten Gang. Von 0-60 mph (also 0-96 km/h) geht es in weniger als 2,0 Sekunden.

Chevy bestätigte das auf einem Dragstrip in Michigan, zusammen mit einer Viertelmeilenzeit von weniger als 9,0 Sekunden. Zwei weitere All-Time-Corvette-Rekorde eingesackt. Die 375 km/h Vmax der ZR1 will man mit der neuen Über-Vette ebenfalls erreichen.

Batterien inklusive

Erinnern Sie sich an die 1,1 Kilowattstunden-Batterie der E-Ray? Ganz ordentlich untergebracht im Mitteltunnel des Autos? Die Ingenieure haben es offenbar geschafft, für die ZR1X 26 Prozent mehr Energie aus der gleich großen Batterie zu quetschen, was folglich auf circa 1,3 kWh nutzbare Energie hindeutet (Chevy hat noch keine Gesamtkapazität angegeben).

Die erhöhte Spannung ermöglicht es den Ingenieuren, mehr Leistung in die Antriebseinheit zu pumpen, die 26 PS und 27 Nm mehr liefert als in der E-Ray. Der E-Motor wurde umgestaltet, um höhere Lasten zu bewältigen, einschließlich neuer Lager.

Die Vorderachse kann bis zu Geschwindigkeiten von 257 km/ (160 mph) Leistung beitragen, bei der E-Ray sind es 241 km/h. Intelligente Strategien, stark auf Algorithmen basierend, reservieren Elektrizität für den tatsächlichen Bedarf.

"Wir wollen messerscharf in der Nutzung dieser begrenzten Energie sein," sagt Badgley.

Das Auto verfügt über eine "Push-to-Pass"-Funktion (aktivierbar am Lenkrad) die das Tag Team aus Benziner- und Elektroschub entfesselt. Ein Qualifying-Modus bietet maximalen Wumms bis zur Geschwindigkeitsgrenze der Vorderachse. Ein Endurance-Modus überwacht den Ladezustand, um die Allradvorteile über den gesamten Tank aufrechtzuerhalten.

Abgesehen von ZR1X-Badges an den Seiten und im Interieur, müssen Sie schon genau hinsehen, um den neuen Chef im Ring zu erkennen. Oder Sie bücken sich und sehen dann den verräterischen zusätzlichen Kühler der E-Ray auf der Fahrerseite hinter dem Frontstoßfänger. Wie die ZR1 hat die X das XXL-Aerodynamikpaket und Kohlefaser-Handlinghilfen. Beide bieten optional Kohlefaser-Räder.

Die serienmäßigen Carbon-Keramik-Bremsen sind die größten in der Geschichte von GM. Mit 420-mm-Scheiben vorne, die von 10-Kolben-Bremssätteln gehalten werden. Für 2026 wird dieses "J59"-Bremsen-Paket zu einer Option bei der ZR1.

Unabhängig von Ihrer Präferenz für Hinterradantrieb oder Allradantrieb hat die ZR1X einen weiteren Vorteil: Das neu gestaltete Interieur aller 2026er Corvettes, das visuell ansprechender und funktional kohärenter ist. Dazu gehören vergrößerte Displays, ein zusätzliches 6,6-Zoll-Fahrer-Display und ein Haltegriff für den Beifahrer, der die gut gemeinte, schlecht gemachte Bedien-Trennwand-Mittelkonsole ersetzt. Die Klimasteuerung wandert unters Zentraldisplay. Dazu gibt es auf einer neu gestylten Konsole einen Fahrmodus-Regler, der sich nicht mehr anfühlt wie ein drohendes Karpaltunnelsyndrom.

Was wird das alles kosten?

Chevrolet spricht noch nicht über Preise, also lassen sie mich darüber reden. Ein E-Ray kostet etwa 37.000 Dollar mehr als ein Basis-Stingray. Das ist ein Hinweis, aber eins zu eins lässt sich das sicher nicht übersetzen.

Chevy könnte die Gelegenheit sehen, die ZR1X als die Krone seiner Schöpfung zu etablieren; "Amerikas Hypercar" mit einem adäquaten Preisschild. Allerdings sind Corvette-Fans nun wirklich nicht bekannt dafür, dass ihnen hohe Preise egal sind.

Tony Roma, der neue Executive Chief Engineer, sagt, dass es kein Produktionslimit für die ZR1X gibt. Wenn Sie eine bestellen, ein Prozess, der bald beginnen soll, wird Chevy sie in die Pipeline aufnehmen. Man will so viele bauen, wie die Fans verlangen.

Bedenkt man, wie sehr Chevy es liebt, mit Corvette-Preisen zu schockieren, erwarte ich eigentlich auch bei der ZR1X ein mehr als beeindruckendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die boomenden Verkäufe der C8, einschließlich Rekordverkäufen im Ausland, haben weitgehend einen branchenweiten Einbruch bei Sportwagen überstanden, aber sie haben in letzter Zeit Risse gezeigt. Wenn man die ZR1X zu hoch bepreist, könnte man selbst dieses Nischenpublikum abschrecken.

Nehmen wir die eingangs erwähnten gut 178.000 Dollar der ZR1 (knapp 188.000 Dollar für das ZR1 Cabrio), dann würde ich den ZR1X-Coupé-Startpreis bei 210.000 Dollar sehen. 220.000 Dollar für ein Cabrio und für volle Hütte mit allem Pipapo dann etwas mehr als 275.000 Dollar. Aber wenn Chevrolet beschließt, die Leute mit einem Startpreis von 199.995 Dollar zu überraschen, wäre ich auch nicht geschockt.

Einige altmodische Corvette-Fans werden beim Preis würgen. Aber das werden auch Leute tun, die eine Million Dollar oder mehr für ein Hypercar bezahlen. Selbst sie werden ein Schnäppchen erkennen, wenn sie es sehen.

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