• 13.04.2010 17:24

  • von Roman Wittemeier

Long Beach: Queen Mary und die schnellen Männer

Vorschau auf den zweiten Lauf der American Le-Mans-Series 2010: In Long Beach erstmals nach neuem Reglement mit nur einer Prototypenklasse

(Motorsport-Total.com) - Die Veranstalter des zweiten Saisonlaufs der American Le-Mans-Series (ALMS) versprechen großes Spektakel. Mit einem Starterfeld von 36 Fahrzeugen auf den Straßen von Long Beach spricht man im offiziellen Sprachgebrauch von einer Rekord-Teilnehmerzahl. Vorsicht: Zwar sind tatsächlich 36 Autos gemeldet, doch in der für den Gesamtsieg in Frage kommenden Prototypenklasse werden gerade einmal sieben Autos fahren.

Titel-Bild zur News:

Das "Monaco der USA": Long Beach lockt viele Fans aus Los Angeles an

Nach dem Saisonauftakt der ALMS mit dem 12-Stunden-Klassiker von Sebring geht die Serie nun erst wirklich in ihre neue Phase. In Florida wurde nach dem offiziellen ACO-Reglement gefahren, das neue Regelwerk der IMSA greift erst ab Long Beach. Erstmals werden am Wochenende also beide bisherigen Prototypen-Arten (LMP1 und LMP2) in nur einer Klasse zusammengefasst. Umso erschreckender, dass dennoch nur sieben Autos dabei sein werden.#w1#

Immerhin sollten auf dem schönen Straßenkurs am Hafen der kalifornischen Stadt auch die bisherigen LMP2-Autos gute Chancen haben. Vor allem den Highcroft-Acura mit Le-Mans-Sieger David Brabham und Peugeot-Werkspilot Simon Pagenaud muss man auf der Rechnung haben. An gleicher Stelle konnte das Team 2008 erstmals ein Prototypenrennen gewinnen. Brabham/Sharp rangen damals die Porsche RS Spyder von Penske in der LMP2-Klasse nieder.

Highcroft: Chancen wie 2008?

"Gerade der dichte Verkehr mit den neuen Klassen könnte uns helfen. Das war schon 2008 der Schlüssel zum Erfolg", sagt Brabham. "Wie konkurrenzfähig wir innerhalb der neuen Prototypenklasse sein können, müssen wir abwarten. Unser Auto geht mächtig gut durch Kurven, aber auf den Geraden verlieren wir etwas." Genau dort könnte sich viel Spektakel bieten, denn Long Beach bietet eine ellenlange Gerade am Hafen, vorbei am altehrwürdigen Kreuzfahrtschiff Queen Mary, das heute als Hotel genutzt wird und eine erstklassige Kulisse für das Rennen abgibt.

Simon Pagenaud, David Brabham, Marino Franchitti

David Brabham und Simon Pagenaud rechnen sich gute Chancen aus Zoom

"Das Rennen wird in Long Beach auf der Bremse entschieden", schätzt Pagenaud. Der Franzose weiter: "Es ist eine knifflige Gratwanderung zwischen aggressivem Fahren und der nötigen Vorsicht gefragt. Das ist einfacher gesagt als getan!" Teamkollege Brabham fügt hinzu: "Es ist eben ein Stadtkurs. Dort gibt es solide Mauern. Aber ich liebe diese Strecke, würde sie in keinster Weise verändern, selbst wenn ich es könnte."

Auch in diesem Jahr bekommt es die Highcroft-Fraktion wieder mit einem Porsche RS Spyder zu tun. Klaus Graf und Greg Pickett wollen nach dem guten Auftakt in Sebring mit ihrem Cytosport-Porsche auftrumpfen. "Nach unserem Klassensieg in Sebring sind wir natürlich auf einem Hoch", beschreibt Graf. "Wenn ich mir anschaue, wie viele Autos auf der Strecke sein werden, dann wird es wohl zum Schlüssel, dass man sich gut durch den Verkehr arbeitet. Long Beach ist so etwas wie Monte Carlo in den USA - ein toller Ort."

Aston Martin und Drayson als Favoriten

Siegaussichten in der 100-minütigen Straßenschlacht dürften außerdem sicherlich Fernandez/Primat im Aston Martin sowie Drayson/Cocker im Drayson-Lola-Judd haben. In der neuen Prototypenklasse starten außerdem Drissi/Davis mit dem Autocon-Lola-AER und auch der Intersport-Lola ist wieder zurück. Nach dem brutalen Abflug im Sebring-Training kann Jon Field wieder gemeinsam mit seinem Sohn Clint und dem Kalifornier Nikolas Konstant antreten.

Sebring: Von dem Intersport-Lola blieb nach dem Field-Crash kaum etwas übrig Zoom

In der GT-Klasse darf man erneut einen harten Kampf erwarten. Zwölf Fahrzeuge von sechs verschiedenen Herstellern versprechen viel Spannung und Spektakel. Nach dem Triumph in Sebring werden Melo/Bruni im Risi-Ferrari ebenso zu den Favoriten gehören wie die beiden BMW M3 GT2 von Müller/Hand und Auberlen/Milner, die beim Auftakt in Florida beide auf dem Podest standen.

"Long Beach ist die beste Strecke der Welt", freut sich Hand auf sein Heimrennen. "Manche mögen meine Meinung für verrückt halten, aber ich finde den Kurs einfach klasse. Dort gibt es ein tolles Publikum, immer Sonnenschein und das Streckenlayout ist der Hammer", erklärt der 31-jährige Kalifornier. Vor allem die Annehmlichkeiten als Teilnehmer sind laut Hand nett: "Ich liebe es. Du wohnst im Hyatt-Hotel und fährst mit dem Fahrstuhl direkt ins Fahrerlager!"

Mit dem Fahrstuhl ins Fahrerlager

Der amerikanische Lokalmatador kennt die gut drei Kilometer lange Strecke wie seine Westentasche. "Wenn ich dort im Auto sitze, dann habe ich nur zwei Gedanken: Gas geben und von Mauern fernhalten. Der Grat zwischen Erfolg und Drama ist extrem schmal. Du musst Kurve eins ganz spät anbremsen. Danach kommt die Fountain-Corner, meine Lieblingskurve. Da musst du innen wirklich durch die frischen Blumen jagen. Schlimm ist der Bereich vor der Haarnadel. Da ist der Asphalt extrem rutschig", beschreibt Hand.

Joey Hand, Andy Priaulx

Bill Auberlen und Joey Hand wollen mit BMW wieder auf das Podest fahren Zoom

In der GT-Klasse wird auch Porsche ein Wort mitreden wollen. Die Flying-Lizard-Mannschaft um die GT2-Titelverteidiger Bergmeister/Long will nach dem enttäuschenden vierten Platz in Sebring endlich wieder vorne landen. Immerhin ist das Duo im vergangenen Jahr in long Beach als Sieger durchs Ziel gefahren. Extreme hat den in Sebring ausgebrannten Ferrari F430 wieder am Start und die beiden neuen Corvettes dürften kaum noch einmal so viel Pech haben wie in Florida im März.

In der Prototypen-Challenge (LMPC) gehen sieben Einheitsfahrzeuge aus dem Hause Oreca an den Start. Die neue Klasse hat teils namhafte Piloten am Steuer. Christophe Bouchut, Ryan Hunter-Reay oder Johnny Mowlem zum Beispiel. Insgesamt zehn Porsche 911 GT3 Cup komplettieren in der GT-Challenge (GTC) das umfangreiche, aber nur begrenzt hochklassig besetzte Starterfeld der ALMS in Long Beach.

Die Nennliste in der Übersicht:
Prototypen-Klasse:
Brabham/Pagenaud (Highcroft) - HPD ARX-01c
Pickett/Graf (Cytosport) - Porsche RS Spyder
Drayson/Cocker (Drayson) - Lola-Judd
Drissi/Davis (Autocon) - Lola-AER
Dyson/Smith (Dyson) - Lola-Mazda
Field/Field/Konstant (Intersport) - Lola-AER
Fernandez/Primat (Aston Martin) - Lola-Aston Martin

GT-Klasse:
Magnussen/O'Connell (Corvette) - Corvette ZR1
Beretta/Gavin (Corvette) - Corvette ZR1
Sellers/Henzler (Falken Tire) - Porsche 911 GT3 RSR
Robertson/Murry (Robertson) - Doran Ford GT
Law/Neiman (Flying Lizard) - Porsche 911 GT3 RSR
Bergmeister/Long (Flying Lizard) - Porsche 911 GT3 RSR
Melo/Bruni (Risi) - Ferrari F430 GT
Gentilozzi/Dalziel (RSR) - Jaguar KXR
Müller/Hand (RLR) - BMW M3 GT
Auberlen/Milner (RLR) - BMW M3 GT
Sharp/van Overbeek (Extreme Speed) - Ferrari F430 GT
Brown/Cosmo (Extreme Speed) - Ferrari F430 GT

Prototypen-Challenge:
Bonilla/Marcelli (Performance Tech) - Oreca FLM09
Sutherland/TBA (Genoa Racing) - Oreca FLM09
Mowlem/Papadopoulos (Mathiasen) - Oreca FLM09
Tucker/Bouchut (Level 5) - Oreca FLM09
Pagerey/Wong (Intersport) - Oreca FLM09
Tucker/Hunter-Reay (Level 5) - Oreca FLM09
Jeannette/Julian (Team Gunnar) - Oreca FLM09

GT-Challenge:
Sweedler/Kapudija (Alex Job) - Porsche 911 GT3 Cup
Beggs/Baron (911 Design) - Porsche 911 GT3 Cup
Curtis/Sofronas (GMG) - Porsche 911 GT3 Cup
Miller/McMullen (Orbit) - Porsche 911 GT3 Cup
Pappas/Bleekemolen (Black Swan) - Porsche 911 GT3 Cup
Richard/Thomas (TRG) - Porsche 911 GT3 Cup
Rodriquez/Bieker (Werks II) - Porsche 911 GT3 Cup
Gonzalez/Diaz (Alex Job) - Porsche 911 GT3 Cup
Gonzalez/Leitzinger (Alex Job) - Porsche 911 GT3 Cup
Lewis/Vento (Velox) - Porsche 911 GT3 Cup

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