Streckenumbauten in Le Mans: Das sagen die Fahrer

Neue Asphaltflächen in Tertre Rouge, Mulsanne, Indianapolis und Porsche-Kurven geben den Fahrern mehr Spielraum - Andre Lotterer ist kein Fan der Veränderungen

(Motorsport-Total.com) - Der Circuit de la Sarthe ist im Vorfeld der diesjährigen Auflage der 24 Stunden von Le Mans an mehreren Stellen leicht modifiziert worden. In einigen Kurven - Tertre Rouge, Mulsanne, Indianapolis, Porsche-Kurven und Ford-Schikane - wurden neben der Fahrbahn zusätzliche Asphaltflächen angelegt. An der Streckenlänge von 13,629 Kilometern haben die Nachbesserungen nichts geändert.

Titel-Bild zur News: Tertre Rouge in Le Mans

Unter anderem in Tertre Rouge gibt es nun eine weitläufigere Asphaltfläche Zoom

"Sie haben nicht Astroturf weggenommen, sondern sie haben den Rasen durch Asphalt ersetzt", erklärt Ralf Jüttner, Einsatzleiter des Audi-Werksteams Joest, und erinnert sich an den heftigen Crash von Loic Duval im vergangenen Jahr in den Porsche-Kurven: "Wenn man sieht, was da im vorigen Jahr passiert ist, dann ist das so, wie jetzt gelöst wurde, sicherlich keine schlechte Idee. Wenn das voriges Jahr schon so gewesen wäre, dann wäre es vielleicht glimpflicher ausgegangen."

"Zum Glück ändern die Umbauten nichts an der Linienwahl", meint Audi-Pilot Marcel Fässler. "Bei der Porsche-Kurve war ich anfangs skeptisch. Auch andere Piloten, mit denen ich gesprochen habe, waren zuerst vorsichtig. Es gab den Gedanken, dass es einfacher wird, wenn man überall Asphalt hin macht. Die Porsche-Kurve ist etwas ganz Spezielles. Man will nicht, dass es einfacher wird. Dort, wo man jetzt den Rasen entfernt hat, fahren wir sowieso normalerweise nicht hin."

Ein wenig mehr Sicherheit im Fall der Fälle

"Es ist sicherer geworden. Das gleiche ist von Mulsanne in Richtung Indianapolis, wo man den Rasenstreifen entfernt hat", sagt Fässler und berichtet: "Dort hatte am Testtag so eine Art 'Rocky-Moment', wo mir jemand die Tür zugemacht hat. Ich konnte zum Glück auf das neu asphaltierte Stück ausweichen. Das war ein Schreckmoment, der im vergangenen Jahr vermutlich mit einem Crash in die Leitplanke geendet hätte."

"Normalerweise nutzt man diese Bereiche nicht, weil die Chance für einen Reifenschaden viel zu groß ist." Timo Bernhard

"Zwischen Mulsanne und Indy mussten sie etwas machen, denn das war mit die gefährlichste Stelle", sagt Porsche-Pilot Timo Bernhard. "Die Straße war dort sehr schmal, sodass immer nur zwei Autos nebeneinander gepasst haben. So wie es jetzt gelöst wurde, gibt uns das ein bisschen mehr Sicherheit. Normalerweise nutzt man diese aber Bereiche nicht, weil die Chance für einen Reifenschaden viel zu groß ist. Es ist alles sehr dreckig dort."

"In den Porsche-Kurven ist es genau das gleiche. Dort haben sie hinter dem Randstein nochmal asphaltiert. Dort fährt man normalerweise aber auch nicht hin. Es gibt jetzt ein bisschen mehr Auslauf. Anderseits ist es aber auch nicht so, dass es jetzt super sicher ist", bemerkt Bernhard.

Lotterer ist kein Fan der Veränderungen

Andre Lotterer ist "kein Riesenfan" der Veränderungen. "Die Track-Limits sollten respektiert werden, da muss man einfach nicht hin mit seinen Rädern", sagt der Audi-Pilot und beschreibt: "Durch den Asphalt ist es sicherer auszuweichen, aber es gibt den Fahrern auch die Möglichkeit, übers Limit zu gehen und trotzdem zu überleben. Oder aber die Geschwindigkeit ist dann so hoch, dass es wirklich weh tut, wenn es kracht. Ich finde, man sollte die alten Track-Limits behalten, dann hat man auch nicht die Probleme, dass ein Auto außen herum überholt."

"Man kann extrem denken und gleich auf einem Parkplatz fahren, wo nichts passiert." Andre Lotterer

"Man kann extrem denken und gleich auf einem Parkplatz fahren, wo nichts passiert", meint Lotterer und gesteht: "Ich war positiv überrascht, als wir durch die Porsche-Kurven gefahren sind, dass es keinen Unterschied gibt. Und falls etwas passiert, hat man ein bisschen Ausweg, um zu überleben. Vom Prinzip her bin ich aber eher 'Old School'".

"Dass es in den Porsche-Kurven jetzt eine größere Auslaufzone gibt, ist eine gute Sache", findet auch Toyota-Pilot Kazuki Nakajima und führt an: "Da geht es nicht um das Spektakel, sondern um die Sicherheit. Dass es jetzt außen zusätzliche Asphaltflächen gibt, ändert für uns eigentlich nicht viel. Normalerweise fährt man dort eh nicht hin. Es ist eher eine zusätzliche Sicherheitsgeschichte für den Fall, dass man jemanden überholen muss. Ich habe es aber noch nicht ausprobiert."


Fotos: 24 Stunden von Le Mans, Train./Qual.


"Dort, wo jetzt asphaltiert wurde, überholt man eigentlich nicht", meint Rene Rast, der in diesem Jahr erstmals mit einem LMP1-Boliden in Le Mans antritt. "Man muss natürlich immer noch zwei Reifen auf der Strecke behalten. Man kann ja nicht mit allen vier Reifen über die weiße Linie fahren. Die asphaltierten Bereiche sind eher im Sinne der Sicherheit gedacht", so der Audi-Pilot. Porsche-Pilot Brendon Hartley ergänzt: "Es ist nicht so, dass es jetzt riesige Asphaltflächen geben würde, die man nutzen könnte."

Kein Einfluss auf die Rundenzeiten

"Einen Einfluss auf die Rundenzeiten hat es gar nicht, nur ein bisschen mehr Sicherheit", sagt Bernhard. "Auf die Rundenzeiten hat es überhaupt keinen Einfluss", bestätigt Nakajima. Audis LMP1-Leiter Chris Reinke sieht ebenfalls "keinen Rundenzeiten-Vorteil hat, wenn man die neu asphaltierten Zonen mit benutzt. Insofern animiert es nicht, womöglich die Linie zu ändern oder höheres Risiko zu gehen. Es wird eventuell ein breiteren Überholbereich geben - was im Verkehr von Vorteil sein kann".

"Schneller oder langsamer ist die Strecke durch die Veränderungen nicht geworden." Anthony Davidson

"Schneller oder langsamer ist die Strecke durch die Veränderungen nicht geworden", sagt auch Toyota-Pilot Anthony Davidson und gesteht: "Um ehrlich zu sein, habe ich die Veränderungen stärker wahrgenommen, als ich die Strecke abgelaufen bin als es beim Fahren der Fall war."

"Ich würde aber nicht sagen, dass ich mich durch die Veränderungen sicherer fühle", gibt Davidson zu bedenken. Warum? "So wie es gelöst wurde, kann man die zusätzlichen Asphaltflächen nicht wirklich nutzen. Der Belag ist an diesen Stellen sehr rau und es gibt viele Steine", bestätigt der Brite die Worte von Porsche-Pilot Bernhard.

Ob sicherer oder nicht, könne man laut Davison "ohnehin erst dann, wenn man die neuen Bereiche zum ersten Mal in Anspruch nehmen muss. Das möchte ich aber ehrlich gesagt gar nicht unbedingt ausprobieren".

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