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  • 12.06.2015 10:18

  • von Roman Wittemeier, Christian Nimmervoll & Mario Fritzsche

Nissan-Feuerwerk: Die Flammen vor Augen

Die Flammen aus dem Nissan-Auspuff sorgen für Show, aber auch Ablenkung - Michael Krumm: "Das ist cool" - Wärme dringt bis ins Cockpit des GT-R LM

(Motorsport-Total.com) - Nissan wird beim ersten Einsatz des neuen GT-R LM Nismo bei den 24 Stunden von Le Mans 2015 im Wettbewerb der LMP1-Klasse kaum glänzen können, aber dennoch sollen die Fronttriebler eine gute Show liefern. Das ungewöhnliche Fahrzeugkonzept bringt auch einige ungewöhnliche Lösungen mit sich. Nissan lässt die Abgase des V6-Turbos seitlich vor der Cockpitkanzel ins Freie strömen. Dabei schlagen auch immer wieder Flammen aus den Endrohren.

Titel-Bild zur News: Nissan GT-R LM Auspuff

Der Auspuff endet beim Nissan GT-R LM Nismo seitlich vor dem Cockpit Zoom

"Wenn man den Motor vorn hat, dann will doch niemand die Auspuffrohre quer durch das Auto leiten, die dann viel Raum wegnehmen und zusätzliches Gewicht bringen. Es hat Sinn, also haben wir es so gemacht wie es nun ist. Warum auch nicht?", meint Nissan-Motorsportchef Darren Cox auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. Die Fahrer der Konkurrenz wundern sich: Die Flammen an der Front könnten bei Nacht für Irritationen und Ablenkung bei den Nissan-Piloten sorgen.

Reflexionen oder grelle Lichter in der Le-Mans-Nacht mögen die Fahrer bei den 24 Stunden von Le Mans so gar nicht. Immer wieder werden die anwesenden Fotografen ermahnt, an kritischen Stellen nicht ein Blitzlicht-Gewitter zu inszenieren. "Es wird viel Arbeit investiert, um die Sicht möglichst bei Nacht frei von äußeren Einflüssen zu machen", berichtet Alexander Wurz. "Wenn da aus Versehen mal eine Schraube im vorderen Cockpit nicht matt lackiert ist, hast du Reflexionen, die sofort ablenken."

Fahren bei Nacht: Bitte keine Ablenkungen

Die Fahrer sind bezüglich der Sicht in der Nacht sehr sensibel. Nichts soll sie vom Fahren ablenken, nichts soll den Blick von der Ideallinie ablenken, oder eine Fokussierung der Augen stören. "Man trainiert das auch sogar", sagt Wurz. Es gelte, die beiden Hirnhälften, die in der Nacht anders arbeiten als am Tag, auf die besondere Herausforderung einzustellen. Bei Audi hat man vor einigen Jahren kurz vor dem Rennen alle Handschuhe ausgetauscht, weil weiße Nähte für leichte Reflexionen in der Nacht sorgten.

Wenn die Köpfe von Schrauben oder die Nähte von Handschuhen schon störend wirken können, wie sehr muss die Ablenkung erst durch das plötzliche Aufflammen am Nissan sein? "Ich bin das Auto erstmals bei Nacht gefahren, als wir in Austin für den Superbowl-Spot gedreht haben. Damals war das Mapping noch nicht optimal, sodass häufiger Flammen herausgeschlagen sind. Wir haben daran gearbeitet und gesagt, dass es nicht so oft passieren darf, weil es sonst irritiert und ablenkt", berichtet Jann Mardenborough.

Nissan GT-R LM Nacht Sebring

In der Nacht könnten die Flammen aus dem Auspuff irritierend wirken Zoom

Das neue Mapping, mit dem der Nissan-V6 weniger fett läuft, lässt weniger Flammen entstehen, aber dennoch zündet das Triebwerk am Auslass oftmals ein kleines Feuerwerk. "Das ist geil! Ich liebe das. Natürlich irritiert es vielleicht kurz, aber es sieht cool aus", freut sich Nissan-Werksfahrer Michael Krumm über die Show am Auto. "Man spürt die Wärmewelle sogar etwas im Cockpit. Da erlebt man Motorsport mit allen Sinnen. Herrlich!"

"Wenn in der Nacht dort Flammen herauskommen, dann wird es wunderbar dramatisch ausschauen", reibt sich Darren Cox schon seine erfahrenen Marketing-Hände. Ein sicherheitsrelevantes Thema sieht der Nissan-Motorsportchef bei den Flammen vor dem Cockpit nicht. "Wir haben in der Dunkelheit getestet. Dort war es kein Problem. Die Flammen kommen gerade so außerhalb des Sichtfeldes heraus", sagt der Brite und widerspricht damit seinen Einsatzpiloten etwas.

Konkurrenz wundert sich über starken Funkenschlag

Ein weiteres Phänomen, das während des Qualifyings auffiel, ist der starke Funkenschlag des Nissan. "Beim ersten Mal war ich komplett überrascht. Es war wie ein Feuerwerk", schildert Audi-Pilot Marco Bonanomi, nachdem er einmal hinter einem Nissan herfuhr und meint über das LMP1-Programm der Japaner: "Sie machen auf den Geraden eine große Show, denn sie setzen stark auf. Klar, auf Fotos und im Fernsehen sieht das toll aus mit all den Funken."

Bonanomis Audi-Kollege Rene Rast vermutet: "Die Nissan setzen schon sehr stark auf. Sie müssen wahrscheinlich so tief fahren, um das Auto in der Balance zu halten." Toyota-Pilot Kazuki Nakajima war es sogar ein wenig unheimlich, hinter einem GT-R LM Nismo herzufahren: "Der Funkenschlag ist ein bisschen beängstigend. Anfangs dachte ich, sie hätten die Bodenfreiheit falsch eingestellt."

Harry Tincknell, Michael Krumm

Auf den Geraden wirft der frontgetriebene GT-R LM Nismo am Heck reichlich Funken Zoom

"Es ist aber nicht so, dass man sich wegen der Funken ernsthafte Sorgen machen müsste. Andere Autos werden dadurch ja nicht beschädigt und ich glaube auch nicht, dass die Sicht dadurch zum Problem wird", sagt Nakajima.

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