Porsche 919: Was ist neu für die Saison 2016?
Porsche versteckt die Neuheiten am Auto für 2016 bisher unter einem alten Kleid: Arbeit am Verbrenner, Hybridsystem, Fahrwerk und an Regenperformance
(Motorsport-Total.com) - Porsche geht als Titelverteidiger in die Saison 2016 der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC). Während die Konkurrenz von Audi und Toyota brandneue Fahrzeuge auf Basis neuer Konzepte auf die Jagd ansetzen wird, bleibt die Werksmannschaft aus Weissach bei der bewährten Basis des 919 Hybrid, der in der vergangenen Saison nicht nur den Titel in der WM, sondern auch den heiß begehrten Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans holen konnte.

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Der Porsche 919 Hybrid fährt bei aktuellen Tests noch mit 2015er-Aerodynamik Zoom
Bei der weiteren Entwicklung hat Porsche allerdings ein ähnliches Luxusproblem wie Mercedes in der Formel 1. Wer vorne fährt, hat die Potenziale schon recht gut ausgeschöpft - umso schwerer fällt es, weitere große Schritte auf der Suche nach mehr Performance zu machen. Akribische Detailarbeit ist also gefragt. Jedes bislang gute Bauteil muss zur Folgesaison noch besser werden. Die Gesamtheit aller Änderungen soll dann den erhofften Sprung ermöglichen.
"Das Fahrzeug ist eine Evolution, keine Revolution. Das Basiskonzept ist das gleiche geblieben, auch das Monocoque ist das gleiche. Abseits davon haben wir wieder jedes Teil am Auto angefasst. Egal, ob Hybridsystem, Fahrwerk, Aero - überall werden Updates gebracht", schildert Porsche-Teamchef Andreas Seidl. "Die Updates sind alle schon am Auto, nur das neue Aeropaket noch nicht. Zum Saisonstart werden wir die erste neue Variante bringen."
Anfang März kommt die neue Aerodynamik zum Einsatz
Gespannt warten Fans - aber auch die Beobachter der Konkurrenz - auf die neue Aerodynamik des 919. In rund zwei Wochen schickt Porsche das LMP1-Auto bei einem weiteren Test in Aragon erstmals mit dem neuen Paket auf die Bahn. Das Reglement schreibt ab diesem Jahr vor, dass während einer Saison nur maximal drei Aeropakete verwendet werden dürfen. Alle Hersteller setzen diese "Trümpfe" zum Saisonstart, zu den 24 Stunden von Le Mans und zum ersten Rennen nach dem Highlight, dem 6-Stunden-Lauf am Nürburgring, ein.

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Gelassen und voller Vorfreude: Mark Webber will endlich auch in Le Mans siegen Zoom
"Es fühlt sich für mich nicht so an, als würde ich ein ganz neues Auto fahren. Es ist ein bewährtes Konzept, das nun weiter verbessert wurde", berichtet Brendon Hartley von seinen Erfahrungen mit dem überarbeiteten Auto. "Von außen hat sich bislang nicht viel verändert, aber unter der Haube gibt es viele Neuerungen. Wir haben Updates in den Bereichen Aufhängungen sowie Antriebsstrang - Verbrenner und E-Motoren mit einigen Verbesserungen. In Sachen Ergonomie und Bedienbarkeit haben wir weitere Schritte gemacht, auch bei der Traktionskontrolle."
"Beim Antrieb ist noch mehr Effizienz gefragt. Der Treibstoffdurchfluss wird in diesem Jahr um rund acht Prozent reduziert sein, also muss man natürlich versuchen, mit dem Antrieb noch mehr aus der zur Verfügung stehenden Energie herauszuholen", sagt der Neuseeländer. Entsprechend hat sich Porsche-Technikchef Alexander Hitzinger gemeinsam mit seinen Kollegen noch einmal an die Details des 2,0-Liter-V4-Turbos gemacht. Der Verbrenner soll nun noch effizienter laufen.
Mark Webber: Die tief hängenden Früchte sind abgegrast
"Die Entwicklung des Autos geht nun die die letzte Phase. Das Grundkonzept stammt aus dem Jahr 2013, somit sind wir jetzt dabei, die letzten Details zu optimieren. Es wird nicht mehr so große Schritte geben, dass man fünf Sekunden schneller wird. Die niedrig hängenden Früchte sind abgegrast, wir müssen jetzt an jene, die ganz hoch hängen", sagt Mark Webber. Er nennt eine Baustelle: "Wir haben nicht vergessen, dass Audi im Regen sehr stark gewesen ist. Deshalb haben wir einen Fokus auf starken Regen gelegt."
Die Gelassenheit der Porsche-Piloten und -Verantwortlichen spricht eine deutliche Sprache. Die neuen Teile am 919 scheinen bestens zu funktionieren. "Wir hatten schon im Dezember in Aragon einen Endurance-Test mit vielen 2016er-Komponenten", sagt Teamchef Seidl und bestätigt damit zumindest, dass die Standfestigkeit der neuen Bauteile stimmt. "Bis Le Mans sind drei weitere 30-Stunden-Tests geplant: einer vor Silverstone, einer nach Silverstone und einer nach Spa."
"Wir haben 2015 in Le Mans gewonnen. Dort hatten wir den größten Druck, der nun etwas weg ist. Man kann zehn Jahre lang nach Le Mans fahren und immer mit leeren Händen zurückkommen - auch bei bester Vorbereitung. Daher sind wir sehr froh, dass dieser besondere Druck weg ist", sagt Seidl. "Wir wollen dort aber noch öfter gewinnen. Wichtig dafür wird sein, dass wir uns wieder in die gleiche Ausgangsposition bringen können wie zuvor. Mit einem siegfähigen Fahrzeug wollen wir dort an den Start gehen. Was am Ende dabei herauskommt, steht immer auf einem anderen Blatt."

