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  • 22.02.2016 07:30

  • von Roman Wittemeier

WEC 2016: Wird die LMP1-Klasse tatsächlich langsamer?

Weniger Energie pro Runde, eingeschränkte Hybridleistung in Le Mans: Wie schnell werden die LMP1-Autos in der Saison 2016 der Langstrecken-WM (WEC) sein?

(Motorsport-Total.com) - Die Teams der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) bereiten sich derzeit intensiv auf die Saison 2016 vor. Die Titelverteidiger von Porsche haben in diesem Jahr bereits zwei Tests in Abu Dhabi absolviert sowie vier Tage in Aragon geprobt, Audi war in Sebring, Bahrain und Le Castellet unterwegs und Toyota schickte den neuen TS050 in Aragon und Le Castellet auf die Bahn. Alle drei Hersteller sind auf der Suche nach Standfestigkeit und Performance. Es gilt unter anderem, die Einschränkungen durch geringere Energiezuweisungen möglichst wieder wett zu machen.

Titel-Bild zur News: Mark Webber Abu Dhabi Porsche

Porsche abolvierte zuletzt wichtige Reifentests im sonnigen Abu Dhabi Zoom

Die Werks-LMP1-Autos müssen in der WEC-Saison 2016 mit zehn Megajoule weniger pro Runde auskommen als im Vorjahr. Dies entspricht einer Reduktion um rund acht Prozent. ACO und FIA haben damit auf die enormen Performance-Zuwächse aus der Saison 2015 reagiert. Können die Hersteller Audi, Porsche und Toyota diesen Nachteil durch intensive Entwicklung wieder ausgleichen? "Wir werden versuchen, möglichst viel zu kompensieren", schmunzelt Porsche-Teamchef Andreas Seidl, ohne jedoch in die Details zu gehen.

"Wir haben uns Ziele gesetzt, die wir erreichen wollen. Gelingt uns das, dann denken wir, dass wir erneut wettbewerbsfähig sein werden", windet sich der Bayer um eine klare Aussage herum. Seidl wird schließlich doch konkreter: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man die vier Sekunden, die man auf dem Papier in Le Mans verlieren sollte, komplett wieder reinholt." Beim 24-Stunden-Rennen an der Sarthe gelten besondere Bedingungen. Neben geringerem Fuel-Flow wird die Leistung der Hybridsysteme auf 300 kW beschränkt.

"Es ist ein signifikanter Einschnitt auf einer Powerstrecke. Man darf nicht vergessen, dass von 2014 auf 2015 schon ein riesiger Schritt gelungen ist. Es ist normal, dass diese Entwicklungskurve nun abflacht", erklärt der Porsche-Teamchef. "Trotzdem wird es spannend sein: Audi und Toyota wollen mit neuen Konzepten deutlich nach vorn. Wie viel können wir noch zulegen? Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Ziele erreichen werden." Wie könnte das konkrete Ziel von Porsche lauten? Bestimmt nicht "etwas langsamer zu sein"...


Fotos: Audi Sport Finale 2015


Fahrer über Le Mans: 3:30 Minuten sind zu langsam

"Es ist dasselbe wie immer: Sie bremsen einen ein und man versucht, die Zeit zurück zu gewinnen. Würde man die Ingenieure zehn Jahre lang einfach nur machen lassen, hätte man ein Auto, das viel zu schnell ist. Das ist seit 30 Jahren dasselbe", sagt Mark Webber auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. Der Australier ergänzt: "Wir werden in Le Mans langsamer sein. Wir müssen vier Sekunden zurückgewinnen - das ist eine ganze Menge. Wir haben zwar 2015 dort sechs Sekunden gewonnen, aber das kann man nicht jedes Jahr innerhalb derselben Regularien erzielen. All das zurückzugewinnen wird schwierig."

"Ich glaube fast nicht, dass wir die vier Sekunden vollständig kompensieren können, aber einen Teil schon. Wie viel das sein wird, kann ich aber noch nicht sagen", meint Timo Bernhard, der sich den Porsche mit der Startnummer 1 auch in diesem Jahr mit Mark Webber und Brendon Hartley teilen wird. "Ich kann mir vorstellen, dass wir gar nicht mal viel langsamer sein werden als im Vorjahr. Ob es genauso schnell bleiben wird, mag ich jetzt noch nicht einschätzen", sagt Hartley zu seinen Erwartungen.

"Uns Fahrern kann es nicht schnell genug gehen", schmunzelt Bernhard. "Aber der Speed war in Le Mans schon beeindruckend. Die LMP1 ist die Königsklasse des Sportwagensports und da ist eine 3:30 Minuten schlicht zu langsam. Unter 3:15 Minuten sollte es jetzt auch nicht sein. Ich habe letztes Jahr nach einem Nachtstint gesagt: 'Das ist schon richtig schnell.' Wir sind da die ganze Nacht hindurch 3:18 Minuten gefahren, da ist man schon mächtig dabei. Das ist, wo ich sage, dass das ein guter Speed ist. Der muss sein, aber viel schneller muss es auch nicht", so der Deutsche.


Porsche-LMP1-Test in Abu Dhabi

Die Saisonvorbereitung geht für die drei Hersteller in der LMP1-Klasse unvermindert weiter - immer weiter auf der Suche nach den "verlorenen" Sekunden. Porsche wird in der ersten Märzwoche erneut in Aragon testen und dabei das erste von drei 2016er-Aeropaketen ausprobieren. Toyota geht in der Folgewoche mit zwei neuen TS050 in Portimao auf die Bahn. Das erste Aufeinandertreffen findet am 25. und 26. März in Le Castellet statt, wo traditionell die Saison mit dem sogenannten Prolog eingeläutet wird.