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Erklärt: Warum Mirko Bortolotti nicht härter bestraft wurde
Die 24 Stunden vom Nürburgring machten mit zwei Urteilen auf sich aufmerksam, die stark umstritten waren - Bürokratie macht Verhältnismäßigkeit schwierig
(Motorsport-Total.com) - Der Aufschrei unter Fans war groß: Nachdem Anna-Lena Binkowska wegen eines fünffachen Code-60-Verstoßes ihr DMSB-Permit-Nordschleife (DPN) abgeben musste, kam Mirko Bortolotti für das Missachten von gleich neun roten Flaggen mit einer vergleichsweise milden Strafe davon - obwohl der Verstoß auf dem Papier deutlich schwerwiegender erscheint.

© Gruppe C Photography
Mirko Bortolotti leistete sich im Top-Qualifying einen schweren Aussetzer Zoom
Zahlreiche Beobachter fragten sich: Gilt hier ein SP9- oder gar ein Promi-Bonus? Oberflächlich betrachtet liegt dieser Verdacht nahe. Doch wie so oft liegt die Erklärung tiefer - und zwar auf der Ebene des Regelwerks.
Während für Code-60-Vergehen ein klar definierter Strafenkatalog existiert, fehlt ein solcher für Verstöße gegen rote Flaggen komplett. Erstens kommt ein solches Vergehen im Vergleich zu Code 60 auf der Nordschleife deutlich seltener vor. Zweitens hatte offenbar niemand mit einem Vorfall in der Größenordnung wie bei Bortolotti gerechnet.
Die Sportkommissare konnten sich daher nur am internationalen Sportgesetz orientieren. Dort heißt es im Anhang H, Absatz 2.5.4.1 b): "Alle Fahrzeug [sic!] müssen sofort ihre Geschwindigkeit verringern und langsam zu ihren Boxen zurückfahren."
Und weiter: "Überholen ist verboten und die Fahrer sollten beachten, dass sich Renn- und Servicefahrzeuge auf der Strecke befinden können, dass die Strecke aufgrund eines Unfalls vollständig blockiert sein kann und die Strecke aufgrund der Witterungsbedingungen im Renntempo nicht mehr befahrbar ist."
Die Formulierung ist weit weniger konkret als die in der Ausschreibung des Rennens unter Punkt 35 des Sportlichen Reglements aufgeführten 80 km/h,. Die Strafe gegen Bortolotti - die Streichung aller Zeiten und ein Start von hinten - entsprach dem internationalen Standard.
Beim Thema Entzug des DPN konnte Mirko Bortolotti deutlich machen, dass er in einer Session wie dem Top-Qualifying schlicht nicht mit einem Abbruch gerechnet hatte und den vollen Tunnelblick hatte.
Bortolotti entschuldigt sich
Für Bortolotti sprach zudem, dass keine Gefährdung bestand, weil sich der Unfall hinter ihm ereignet hatte. Code-60-Vergehen ereignen sich in der Regel direkt an einer Gefahrenstelle. Zudem gilt der amtierende DTM-Champion als erfahrener Pilot, bei dem eine Wiederholung als unwahrscheinlich angesehen wird. Das zeigte sich im Rennen, als er sich unter Bewährung keinen Fehler erlaubte.
Nichtsdestotrotz bleibt ein schaler Beigeschmack. Ein Fahrer kommentierte das gegenüber Motorsport-Total.com so: "Wenn ich im Straßenverkehr eine rote Ampel überfahre, ist das doch schwerwiegender, als wenn ich mit ein paar km/h zu schnell geblitzt werde." Es gilt als wahrscheinlich, dass ein expliziter Rotverstoß schnell in den Strafenkatalog für die Nordschleife aufgenommen wird.
Der Austro-Italiener äußerste sich noch vor dem Start des Rennens auf seinem Instagram-Kanal: "Ich habe heute einen Fehler gemacht - keine Ausreden. Ich habe die rote Flagge zu spät gesehen und zu langsam reagiert. Zum Glück wurde niemand gefährdet."
"Es ist schwer zu verkraften, besonders weil wir auf einer starken Runde waren und voll fokussiert. Ich habe mich bereits beim Team, meinen Teamkollegen und insbesondere bei den Sportwarten entschuldigt. Ich akzeptiere die Entscheidung und übernehme die volle Verantwortung."


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