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  • 17.06.2022 09:30

  • von Tobias Ebner, Co-Autoren: Jamie Klein, Rachit Thukral

Oliver Jarvis: LMP2-Zukunft hängt von Hypercar-Speed ab

Die vielen Hersteller und Teams in der Hypercar-Klasse bringen die LMP2 in die Bredouille - Doch Oliver Jarvis sieht eine Lösung für das Dilemma

(Motorsport-Total.com) - In der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) und in Le Mans ist alles angerichtet für die neue, goldene Ära des Langstreckensports. Doch noch lassen Hersteller wie Peugeot, Ferrari, Porsche oder Lamborghini auf sich warten. Erst nach und nach stoßen sie mit ihren Hypercars und LMDh-Prototypen hinzu.

Titel-Bild zur News: Ryo Hirakawa

Die LMP2-Klasse befindet sich im Schatten der Hypercars Zoom

Erst dann ergibt sich auch ein klareres Bild für die restlichen Klassen und das künftige Gefüge in der Serie. Aktuell sind mit Hypercar, LMP2, GTE-Pro und GTE-Am vier Kategorien bei den Rennen der Langstrecken-WM vertreten, doch das muss nicht so bleiben. Und so steht aktuell auch ein Fragezeichen hinter der zukünftigen Positionierung der LMP2-Klasse.

"[FIA und ACO] müssen abwarten und sehen, was die tatsächliche Pace der Hypercars ist. Nicht die aktuelle Pace, sondern die, wenn Porsche kommt", gibt Oliver Jarvis deshalb zu bedenken. "Dann müssen sie entscheiden, wo die LMP2 hingehört. Denn wir haben diese unglaublichen Autos, aber wir verschlechtern sie jedes Jahr, und das ist eigentlich schade."

"Sie erreichen nicht ihr volles Potenzial, für das die Leute die Autos eigentlich gekauft haben." Der Brite kennt inzwischen beide Seiten. Er gehörte jahrelang zum LMP1-Kader von Audi und startet seit Jahren in der kleineren Prototypen-Klasse. 2017, im ersten Jahr der aktuellen LMP2-Generation, hätte er mit Jackie Chan DC Racing fast in Le Mans gewonnen.


WEC: LMH und LMDh im Vergleich

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LMP2 muss immer stärker eingebremst werden

Inzwischen wurde, auch weil viele Hersteller noch an ihren Hypercars und LMDh-Prototypen arbeiten, der Start der nächsten LMP2-Generation nach hinten verschoben. Jarvis bezeichnet den Schritt als "für alle Teams aus Kostengründen absolut sinnvoll".

Und weiter: "Ich denke, dass es auch aus sportlicher Sicht das Richtige ist, zu entscheiden, wo die LMP2-Klasse in der Hierarchie in Bezug auf die Rundenzeit hingehört." Diese Einordnung ist aktuell tatsächlich noch ein großes Problem. Im letzten Jahr der LMP1-Klasse konnten die kleinen Prototypen in Le Mans noch frei auffahren.

Paul di Resta gelang so bei den 24h von Le Mans 2020 in der Hyperpole-Session eine Rundenzeit von 3:24.528 Minuten. Diese Zeit unterbot Toyota-Pilot Kamui Kobayashi ein Jahr darauf mit dem neuen Hypercar der Japaner nur um 0,6 Sekunden. 2022 lag die Pole-Zeit nur noch 0,1 Sekunden unter dem LMP2-Streckenrekord. So muss die kleinere Prototypen-Klasse immer weiter eingebremst werden.

Filipe Albuquerque, Philip Hanson, Paul di Resta

Paul di Resta stellte 2020 den aktuellen LMP2-Streckenrekord in Le Mans auf Zoom

LMP2 künftig nur noch in kontinentalen Serien?

Und noch ein Problem ergibt sich für die LMP2-Klasse: Es drängen so viele interessierte Hersteller und Teams nach Le Mans und dort in die Hypercar-Klasse, dass fraglich ist, ob auf lange Sicht gesehen überhaupt noch Platz für diese Kategorie vorhanden ist.

Zumal die 2024 kommende GT3-Klasse mit den vorgeschriebenen Pro-Am-Teams ihrerseits für einen Boom sorgen dürfte. So könnte die LMP2-Klasse künftig in die kontinentalen Le-Mans-Serien verdrängt werden. Dort sieht Jarvis für sie jedoch eine goldene Zukunft.

"In den nächsten drei, vier Jahren, in denen sich die Startaufstellung mit der GT3 ändern wird, könnte es sein, dass man in der ELMS und der AsLMS ein größeres Starterfeld bekommt", vermutet er. Und er ist sich sicher: "Diese Fahrzeuge werden nicht verschwinden. Für mich gibt es immer noch einen Markt für LMP2-Autos."

ELMS 4h Portimao 2021, Startphase

Die LMP2-Klasse könnte ihr zuhause in ELMS (Bild) und AsLMS finden Zoom

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