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  • 18.06.2022 08:08

  • von M. Fritzsche, Co-Autoren: B. Davoine, J. Klein, G. Watkins

Ogiers Pläne: Abbruch des LMP2-Programms, Le Mans 2023 für Toyota

Rallye-Weltmeister Sebastien Ogier will 2022 keine WEC-Rennen mehr bestreiten, hofft für 2023 auf dritten Toyota in Le Mans, aber ...

(Motorsport-Total.com) - In der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) arbeitet Sebastien Ogier seit 2020 eng und erfolgreich mit Toyota zusammen. Zwei seiner insgesamt acht WM-Titel hat der Franzose am Steuer eines Toyota Yaris WRC eingefahren, nämlich 2020 und 2021. In der laufenden Saison 2022 bestreitet Ogier nur noch ein Teilzeitprogramm in der Rallye-WM. Im Gegensatz wurde er im Frühjahr als Fahrer für die komplette Saison der Langstrecken-WM (WEC) präsentiert.

Titel-Bild zur News: Sebastien Ogier

Sebastien Ogier hofft, die 24h Le Mans 2023 für Toyota fahren zu können Zoom

In der WEC fährt Ogier allerdings (noch) nicht für Toyota. Seine Rookie-Saison absolviert er in der LMP2-Klasse für das Richard Mille Racing Team. Den von Signatech eingesetzten Oreca-Gibson 07 teilte sich Ogier bei den ersten drei Saisonrennen mit Lilou Wadoux und Charles Milesi. Bei den 24 Stunden von Le Mans kam das Trio in den Top 10 der Klasse ins Ziel. 26 der 27 LMP2-Autos kamen durch, jenes von Wadoux/Ogier/Milesi auf P9.

"Jetzt, da ich dieses legendäre Rennen kennengelernt und es als Fahrer bestritten habe, kann ich die einzigartige Aura dieses Rennens nur bestätigen", sagt Ogier und bekennt: "Ich liebe es! Für mich bleiben nach diesem Wochenende jede Menge positive Dinge in Erinnerung. Ich habe viel gelernt, bin sukzessive schneller geworden und verstehe viele Dinge jetzt besser als es vorher der Fall war."

Ogier meint: Volle LMP2-Saison war gar nicht geplant

Bei den 1.000 Meilen von Sebring im März, den 6 Stunden von Spa im Mai und eben den 24 Stunden von Le Mans im Juni war Ogier im Einsatz. Aber: Wie er nun nach seinem Le-Mans-Debüt verrät, plant er gar nicht mit weiteren WEC-Rennen in diesem Jahr.

"Wenngleich es anders bekanntgegeben wurde, waren wir uns im Team immer einig, dass ich nur Le Mans fahren würde und als Vorbereitung darauf die zwei Rennen davor. Die ganze Saison wollte ich gar nicht fahren", meint Ogier und sagt damit etwas anderes als das, was Ende Januar verkündet wurde.

Charles Milesi, Sebastien Ogier, Lilou Wadoux

Mit Charles Milesi (li.) und Lilou Wadoux (re.) fuhr Ogier drei LMP2-Rennen - war es das? Zoom

"Ich hätte lieber noch die eine oder andere Rallye mehr gefahren, aber fünf oder sechs WEC-Rennen hätten da nicht reingepasst. Die Chancen sind groß, dass es das hiermit gewesen ist", sagt Ogier, meint damit aber nicht seine Karriere im Langstreckensport als Ganzes, sondern lediglich die Saison 2022.

"Wir müssen es im Team noch klären, aber geplant war die komplette Saison von Anfang an nicht", meint Ogier. Wenngleich der Franzose kein Interesse daran hegt, die 6h Monza (Juli), die 6h Fuji (September) und die 8h Bahrain (November) noch in der LMP2-Klasse für Richard Mille Racing zu fahren, so blickt er mit einem Auge schon auf die 24h Le Mans 2023.

Sebastien Ogier

Aus dem Oreca von Richard Mille will Ogier nun nach seinem Le-Mans-Debüt raus Zoom

Ogier hofft auf dritten Toyota in Le Mans

Insgeheim hofft Ogier, beim WEC-Saisonhöhepunkt 2023 einen dritten Toyota fahren zu können. Einen der aktuellen GR010 Hybrid hat er schon mehrfach getestet, zuerst beim WEC-Rookie-Test im November 2021.

In Anspielung auf die Idee eines künftigen Le-Mans-Starts mit Toyota sagt Ogier: "Es ist kein Geheimnis, dass das die Idee hinter diesem Projekt [mit Richard Mille] ist." Aber: Ob es tatsächlich so kommen wird, dass Toyota bei den 24h Le Mans 2023 drei statt zwei Autos einsetzt, das steht derzeit noch alles andere als fest.

"Ich bin mir nicht sicher, welche Faktoren darüber entscheiden, ob es klappt oder nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob es nur von meiner Performance abhängt oder nicht. Sicherlich spielt auch das Budget eine Rolle. Aber soweit ich das verstehe, sollte eine Entscheidung möglichst bald getroffen werden. Denn wenn es klappen soll, dann müsste mit den Vorbereitungen schon sehr bald begonnen werden", meint Ogier.

Dazu gibt es beruhigende Worte von Toyota-Technikchef Pascal Vasselon. "Was Sebastiens Performance betrifft, machen wir uns keine Sorgen. Er war nicht nur bei der Musik, sondern es hat auch nicht sehr lange gedauert, bis er sich eingefunden hatte", lobt Vasselon das Le-Mans-Debüt des achtmaligen Rallye-Weltmeisters.

Toyota-Teamdirektor Rob Leupen erklärt, dass ein drittes Auto rein auf dem Papier wahrscheinlicher ist als ein Szenario, in dem man Ogier in eines der zwei Vollzeitautos setzen würde. "Ich glaube, wir bräuchten ein drittes Auto. Wir wollen hinsichtlich der Performance unserer zwei primären Autos keine Kompromisse eingehen", so Leupen.


24h Le Mans 2022: 24 Stunden in 10 Minuten

Die Highlights von der 90. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans, dem dritten Lauf zur Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2022

"Es wäre das Gleiche, wenn wir beispielsweise Seb Buemi in ein Rallye-Auto setzen würden. Was die #7 und die #8 betrifft, sollten wir keine Kompromisse machen", spricht Leupen auf die beiden Toyota GR010 Hybrid an, die mit Conway/Kobayashi/Lopez und mit Buemi/Hartley/Hirakawa für die komplette WEC gesetzt sind.

Würde Toyota eine Zusage für drittes Auto bekommen?

Aus heutiger Sicht ist ein drittes Auto bei Toyota "nicht machbar", wie Leupen anmerkt. "Wir denken nicht ernsthaft darüber nach. Wir wissen auch gar nicht, wie viele Autos es nächstes Jahr in der Hypercar-Klasse geben wird. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber möglich, dass wir gar keine Zusage [für ein drittes Auto] bekommen würden, weil so viele andere Hersteller einsteigen."

Deshalb sei aus heutiger Sicht ein Szenario mit nur zwei statt drei Toyotas wahrscheinlicher. "Das denke ich, ja", sagt Leupen auf Nachfrage. Vasselon aber klingt ein wenig anders. Der Toyota-Technikchef sagt nämlich: "Das Nachdenken über ein drittes Auto ist ein regelmäßiger Prozess, der jährlich stattfindet. In diesem Prozess befinden wir uns gerade und werden ihn in ein paar Wochen oder Monaten abgeschlossen haben. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir aber noch nichts verkünden."

Was das konkret für Ogier und dessen Traum von einem künftigen Le-Mans-Start in der Topklasse der WEC bedeutet, bleibt abzuwarten.

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